Die Schere zwischen Arm und Reich ist auch in Deutschland weit geöffnet: Nach aktuellen Berechnungen der Entwicklungsorganisation Oxfam verfügen allein die fünf reichsten Deutschen mit über 101 Milliarden Euro über ebenso viel Vermögen wie die unteren 40 Prozent der Bevölkerung zusammengenommen – rund 32 Millionen Menschen.
Eine solch extreme Vermögensverteilung ist obszön.Jörn Kalinski
Oxfams Kampagnendirektor
Alle 85 Milliardäre Deutschlands haben insgesamt soviel Geld wie die ärmere Hälfte der Bevölkerung, und das Vermögen des reichsten Prozents wiegt das der unteren 80 Prozent auf. Das spiegelt die internationale Lage: Weltweit besitzen die 85 reichsten Menschen genauso viel wie die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung, rund 3,5 Milliarden Menschen. Oxfam fordert eine stärkere Besteuerung extremen Reichtums und eine Verpflichtung der Bundesregierung zur weltweiten Bekämpfung sozialer Ungleichheit.
Jörn Kalinski, Oxfams Kampagnendirektor, kommentiert: „Deutschland ist ein geteiltes Land. Die Grenze verläuft allerdings nicht auf der Landkarte, sondern auf den Kontoauszügen: Es ist die Grenze zwischen den Reichen und dem großen Rest. Eine solch extreme Vermögensverteilung ist obszön. Sie zeigt, dass gravierende Ungleichheit nicht nur ein Problem des globalen Südens ist. Es wird Zeit, die reichsten Menschen stärker in die Verantwortung zu nehmen und für mehr Verteilungsgerechtigkeit zu sorgen.“
Bundesregierung muss Bekämpfung der Ungleichheit zum weltweiten Ziel machen
Die eklatante Ungleichheit bedroht die wirtschaftliche Entwicklung, den sozialen Zusammenhalt und damit letztlich die Demokratie. Zudem ist sie ein entscheidendes Hindernis im weltweiten Kampf gegen Armut. Die aktuellen Zahlen verdeutlichen, dass sie selbst in reichen Ländern weit energischer bekämpft werden muss als bisher. Notwendig ist eine breite gesellschaftliche Debatte über die Gestaltung eines Steuersystems, das mehr Gerechtigkeit ermöglicht.
Darüber hinaus ist es wichtig, die Bekämpfung wirtschaftlicher Ungleichheit zu einem verbindlichen Ziel der Politikagenda zu erklären – sowohl in Deutschland als auch international. „Die Bundesregierung muss sich dafür einsetzen, dass die Reduzierung globaler wirtschaftlicher Ungleichheit als eigenständiges Ziel in die zukünftige Entwicklungsagenda der Vereinten Nationen nach 2015 aufgenommen wird. Doch genau dagegen sperrt sie sich bislang“, konstatiert Kalinski. Die Koalition müsse dringend handeln, um die wachsende nationale und internationale Ungleichheit mit konkreten Maßnahmen zu bekämpfen.
Ausführlichere Erläuterungen finden sich im Hintergrundpapier „Die Reichen und der Rest“.