Heiße Temperaturen, vermehrt auftretende Unwetter oder ausbleibende Niederschläge: Die Auswirkungen der Klimakrise spüren wir mittlerweile alle. Bei Oxfam wollen wir mit unseren Partnern die Klimakrise thematisieren und Lösungen für den Umgang mit bereits sehr realen Auswirkungen finden.
Gemeinsam für mehr Gerechtigkeit
Dazu gehört auch, für Klimagerechtigkeit einzustehen und indirekte Folgen der klimatischen Veränderungen zu sehen und mitzudenken.
Deshalb arbeiten wir unter anderem seit 10 Jahren mit unserer südafrikanischen Partnerorganisation Women on Farms Project (WoFP) in unterschiedlichen Projekten zusammen. Die Organisation besteht größtenteils aus ehrenamtlichen Farmarbeiterinnen und setzt sich für ein würdevolles und selbstbestimmtes Leben von Frauen ein, die auf Tafeltrauben- und Weinplantagen arbeiten.
Sie informieren über Arbeitsrechte sowie -schutz, beraten bei Arbeitsrechtsverletzungen und unterstützen Arbeiter*innen dabei, sich zu organisieren und ihren Forderungen beispielsweise bei Demonstrationen oder über Kampagnen – wie 2019 zusammen mit Oxfam gegen den schädlichen Einsatz von Pestiziden – Gehör zu verschaffen.
Mit vollem Einsatz für einen Traum
Eine der treibenden Kräfte hinter diesem Aktivismus ist Bettie Fortuin, die bereits seit über 20 Jahren mit WoFP aktiv ist. Sie selbst hat mit 13 Jahren angefangen, auf Weinplantagen in Westkap (Südafrika) zu arbeiten. 2016 musste sie aufhören, um sich um ihre erblindete Schwester zu kümmern. Trotzdem kämpft sie weiter unermüdlich mit den Farmarbeiter*innen für ihren Traum von Gerechtigkeit:
Bettie hat immer ein offenes Ohr für die Sorgen und Probleme der Frauen. Wenn nötig spricht sie auch persönlich mit Farmbesitzer*innen, um Lösungen zu verhandeln und sich für einen respektvolleren Umgang stark zu machen. Manchmal rufen sogar Farmbesitzer bei ihr an, um prüfen zu lassen, dass Arbeitsverträge rechtlich korrekt formuliert sind.
Aber auch, wenn das bereits große Fortschritte in der Zusammenarbeit sind und Bettie Fortuins Mut und Energie kaum Grenzen zu kennen scheinen, braucht es noch mehr Bewusstsein für die Situation auf den Weinplantagen und bessere staatliche Unterstützung:
Eins ist sicher: Die Situation auf den Plantagen ist trotz offiziell bestehender Arbeitsrechte immer noch unzumutbar.
Häufige Arbeitsrechtsverletzungen sind unter anderem:
- Der gesetzlich festgelegte Mindestlohn wird nicht ausgezahlt, besonders Saisonarbeiter*innen sind davon betroffen. Zudem setzt sich WoFP für die gesetzliche Einführung eines existenzsichernden Lohnes ein, da der südafrikanische Mindestlohn den Lebensunterhalt der Farmarbeiterinnen nicht abdeckt.
- Es gibt – vor allem für migrantische Arbeiter*innen – nicht immer schriftliche Verträge, das führt entsprechend zu unsicheren Anstellungsverhältnissen und Angst vor willkürlichen Kündigungen.
- Oftmals fehlen Toiletten auf den Weinplantagen, was gerade für Frauen ein großes Problem darstellt.
- Arbeiter*innen erhalten keinen Schutz vor Pestiziden, die in der EU bereits aus gesundheitsschädlichen Gründen verboten sind.
- Seit Jahrzehnten bewohnte Häuser auf den Plantagen werden illegal geräumt.
Auswirkungen der Klimakrise
Zusätzlich zu der steigenden Inflationsrate im Land, verschlechtern sich die Arbeitsbedingungen auch infolge der Klimakrise:
Durch die klimatischen Veränderungen wird also nicht nur die Arbeit auf den Plantagen anstrengender und führt zu teils tödlichen Hitzeschlägen. Auch Jobmöglichkeiten im Allgemeinen werden unregelmäßiger oder fallen ganz weg. Es gibt Tage, an denen die Frauen wegen starken Regens wieder nachhause geschickt werden und dafür keine finanzielle Entschädigung bekommen. Auch die Zeit zwischen den Erntesaisonen verlängert sich. Für die meisten der angestellten Plantagenarbeiter*innen war diese Zeit zuvor schon schwer zu überbrücken, weil die Arbeitslosenversicherung durch bürokratische Hindernisse zu spät oder gar nicht greift.
Deshalb wird das Thema Klimagerechtigkeit in den folgenden Jahren auch für WoFP ein wichtiger Teil ihrer systemischen Ausrichtung sein. Allerdings ist es der NGO wichtig, dass dabei immer auch die Bedürfnisse der Plantagenarbeiter*innen gesehen werden:
Erfolge durch Solidarität
Gerade deshalb ist die Zusammenarbeit mit Organisationen wie WoFP und deren Aktivist*innen so bedeutsam für Oxfams Arbeit. Sie stellen die Lebensrealität von Menschen in den Mittelpunkt und geben ihren Stimmen ein Gewicht. Nur so wird aus einzelnen Geschichten eine starke Gemeinschaft: Diese steht füreinander ein, setzt politisch immer wieder Zeichen und trägt kontinuierlich dazu bei, dass Arbeiter*innen in globalen Lieferketten gerechter behandelt werden und gesellschaftlicher Wandel so möglich wird.
Aus diesen aktuellen Erfolgen ziehen wir Kraft für unseren gemeinsamen Weg
- Kontinuierliche Lobbyarbeit mit dem südafrikanischen Arbeitsministerium und dem zuständigen Minister führten dazu, dass Beamt*innen nun proaktiv auf WoFP zugehen. Beispielsweise kommen Angestellte des Arbeitsministeriums nun direkt auf die Weinfarmen. So können Arbeiter*innen sich leichter für das Arbeitslosengeld für die Zeit nach der Erntesaison registrieren. Dadurch wird auch eine rechtzeitige Auszahlung ermöglicht.
- 2022 demonstrierte WoFP im Rahmen ihrer Kampagne zur Abschaffung von gesundheitsschädigenden Pestiziden vor dem Gesundheitsministerium. Sie machten darauf aufmerksam, dass die Nutzung von Pestiziden nicht nur einen Einfluss auf die Gesundheit hat, sondern auch eine Frage der Arbeiternehmerrechte ist. In diesem Zusammenhang reichten sie ein Memorandum ein und wurden vom Gesundheitsminister im Februar 2023 zu einem Runden Tisch eingeladen.
- WoFP hat maßgeblich dazu beigetragen, dass sich zivilgesellschaftliche Akteur*innen in Südafrika als UnPoison Netzwerk zusammengefunden haben, um eine Kampagne gegen hochgefährliche Pestizide zu planen.
- Laut einer Ankündigung des Präsidenten wird dem Druck dieser Akteur*innen nun nachgegeben und es soll ein Gesetz zum Verbot von hochgefährlichen Pestiziden verabschiedet werden. Die Umsetzung des Gesetzes ist für 2024 geplant.
- In Zusammenarbeit mit Oxfam Südafrika hat WoFP ihre erste digitale Kampagne (Feminist Reparation Campaign) erfolgreich umgesetzt. Sie konnten ein breites Publikum über die Themen Landrechte und Machtmissverhältnisse aufgeklären. Und ihre Online-Petition für eine Vermögenssteuer erhielt rund 4.500 Unterschriften.
- Gemeinsam wurden agrarökologische Gärten angelegt. Diese erleichtern den Farmarbeiterinnen besonders die Zeit außerhalb der Erntesaison und verhelfen ihnen und ihren Familien zu einer gesunden und bezahlbaren Ernährung.
Unterstützen Sie unsere Projekt- und Kampagnenarbeit, damit Aktivismus wie dieser weiter Früchte trägt:
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