„Fehlende Toiletten und Hygiene sind ebenso bedrohlich wie ein Mangel an Medizin und Nahrung“, sagt Ulrich Wagner, der Oxfams Nothilfe-Arbeit in Ost- und Zentralafrika sowie in Asien koordiniert. Frauen und Mädchen sind von diesem Mangel besonders betroffen. Sie müssen bei Dunkelheit und wegen unsicherer sanitärer Einrichtungen Übergriffe fürchten.

Nicht nur deswegen hat sich Oxfam im Bereich der humanitären Hilfe auf sogenannte WASH-Programme spezialisiert (WASH steht für Wasser, Sanitär und Hygiene). Oxfam erreicht jedes Jahr fünf bis sechs Millionen Menschen mit der Einrichtung von Latrinen, dem Bau von Klär- und Abwassersystemen, der Wasserversorgung, der Verteilung von Hygiene-Artikeln und der gesundheitlichen Beratung.

Zuhören und vermitteln

Dabei ist gerade das Informieren über Hygiene und Toilettennutzung entscheidend: „Die Installation von sanitären Anlagen ist nicht nur eine technische Herausforderung, sondern auch eine kulturelle. Sich mit einem Megafon hinzustellen und den Menschen Anweisungen zu erteilen, bringt gar nichts. Man muss verstehen, wo die Leute herkommen, was für Bräuche sie haben, welche Tabus es bei ihnen gibt“, so Ulrich Wagner. Häufig würden er und sein Team deswegen kleine Theatervorführungen, Witze oder Sketche machen, um über die richtigen Hygienemaßnahmen zu informieren.

7 Toiletten-Konstruktionen – und kreative Lösungen

Die sieben folgenden Toiletten-Konstruktionen sind exemplarisch für die sanitären Herausforderungen in Oxfams Arbeit. Dabei zeigt sich: Die Probleme sind so vielfältig wie unsere Antworten darauf.

1. Ein Erdloch in Bangladesch.

Die rund 900.000 Rohingya in den Flüchtlingscamps in Bangladesch konnten oft nur ein Erdloch graben, das als Toilette herhalten musste. Dagegen half Oxfam mit dem Bau von über 3.300 Latrinen und einem Klärwerk, das für die Toilettennutzung von 150.000 Menschen ausgelegt ist.

Ein Erdloch im Thengkhali Camp in Bangladesch
Ein Erdloch im Thengkhali Camp in Bangladesch

2. Ein Wellblechverschlag in Nepal.

Das schwere Erdbeben von 2015 hat viele Toiletten zerstört. Behelfskonstruktionen wie ein Wellblechverschlag waren oft das Einzige, was den Menschen zur Verfügung stand. Oxfam hat sich deshalb darauf konzentriert, Wasserversorgungsysteme wieder aufzubauen und besonders an Schulen sanitäre Einrichtungen zu installieren.

Eine öffentliche Toilette im Vorort Manuhara in Kathmandu
Eine öffentliche Toilette im Vorort Manuhara in Kathmandu

3. Eine hängende Toilette in Liberia.

In den großen Slums von Liberias Hauptstadt Monrovia gibt es nur wenige Toiletten. Die meisten sind zudem in schlechtem Zustand. Manchmal besteht die Toilette einfach aus einem Stück Holz, das über einen Flusslauf ragt. Oxfam installierte vier große sanitäre Anlagen mit insgesamt 30 Biogas-Toiletten und 15 Duschen. Das Besondere an diesen Toiletten: Die Exkremente werden durch Bakterien in Biogas verwandelt. Damit wiederum können die Anwohner*innen mit Strom versorgt werden.

Eine hängende Toilette in Monrovia, Liberia
Eine hängende Toilette in Monrovia

4. Eine zerstörte Schultoilette im Irak.

Die Menschen versuchen, die vom sogenannten Islamischen Staat (IS) zerstörte Infrastruktur wieder aufzubauen. Oxfam unterstützt sie dabei, indem unter anderem eine völlig verdreckte und zerstörte Schultoilette einer Mädchen-Grundschule in Mossul repariert und vollständig saniert wurde.

Eine zerstörte Schultoilette in Mossul, vor der Sanierung durch Oxfam

5. Eine Hocktoilette in Sierra Leone.

Als Ersatz für Hocktoiletten, die oft wenig Privatsphäre bieten, hat Oxfam in Sierra Leone zahlreiche Tigerwurm-Toiletten gebaut. Diese Toiletten sind sicher, robust und enthalten zudem Würmer, die die Fäkalien zu Kompost verdauen – der wiederum für den Anbau von Gemüse verwendet werden kann.

Eine Hocktoilette mit wenig Privatsphäre in Sierra Leone
Eine Hocktoilette mit wenig Privatsphäre in Sierra Leone

6. „Fliegende Toiletten“ in Kenia.

In ländlichen Regionen werden Toiletten aus Zweigen und Laub gebaut. In den städtischen Siedlungen hingegen müssen viele Menschen „fliegende Toiletten“ (Kot in Plastiktüten, die dann auf die Straße geworfen werden) oder Grubenlatrinen nutzen. Oxfam hat in mehreren Schulen in Nairobi saubere Toiletten installiert. Dadurch haben täglich über 2.800 Schüler*innen Zugang zu hygienischen Sanitäranlagen. Die Folge: Die Kinder sind weniger krank und fehlen dadurch auch seltener im Unterricht.

Eine Toilette aus Zweigen und Laub in Turkana West, Kenia
Eine Toilette aus Zweigen und Laub in Turkana West, Kenia

7. Ein wackeliger Verschlag im Kongo.

Auf den Hochplateaus Minembwe und Itombwe in der Demokratischen Republik Kongo nutzten die Menschen wackelige Stehtoiletten aus Lehm, Sand und Bambus. Oxfam baut solide Toiletten aus Ziegelsteinen, Wellblech, Holz und Zement an öffentlichen Plätzen und Einrichtungen wie Schulen, Märkte und Gesundheitszentren. Mit der Errichtung sanitärer Anlagen und durch Sensibilisierungskampagnen zu Hygienemaßnahmen erreicht Oxfam dort über 150.000 Menschen.

Eine Stehtoilette in Kipupu auf dem Hochplateau von Itombwe in der Provinz Süd-Kivu, Kongo
Eine Stehtoilette in Kipupu auf dem Hochplateau von Itombwe in der Provinz Süd-Kivu
 
 

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