Kaly Sidibé aus dem Dorf Senko im Westen Malis steht vor seinem Fischzuchtbecken und strahlt. Der junge Mann mit der breiten Zahnlücke und den blitzenden Augen ist stolz auf seine Buntbarsche und Welse – und auf das, was er erreicht hat. 2015 machte er sich selbstständig, mittlerweile kann er aus seiner Zucht erfreulichen Profit und ein gutes Einkommen erzielen. Keine Selbstverständlichkeit hier in Kita, dem Landkreis, in dem sein Dorf liegt.

Mali leidet noch immer unter den Folgen der bewaffneten Konflikte, die das Land 2012 in eine schwere Krise stürzten und die Menschen ihrer Lebensgrundlagen beraubten. Auch wenn es im Juni 2015 ein Friedensabkommen gab und Mali sich seitdem in einem Friedens- und Stabilisierungsprozess befindet.

Und nicht nur die Folgen der Konflikte machen den Menschen zu schaffen: Mali gehört zu den ärmsten Ländern der Welt und ist als Sahelstaat besonders vom Klimawandel betroffen. Über 60 Prozent der Bevölkerung leben im ländlichen Raum und haben neben immer unzuverlässigeren oder ganz ausbleibenden Regenfällen auch mit einer generellen Verschlechterung der Böden zu kämpfen. Die Folge: Immer häufiger können die Menschen nicht mehr von dem leben, was ihr Land hergibt.

So auch im Landkreis Kita: Die Bevölkerung lebt zu 90 Prozent von Landwirtschaft und Viehhaltung; und sogar in diesem verhältnismäßig fruchtbaren Landkreis reichen die Ernten nicht mehr aus, die Menschen ganzjährig zu ernähren. Bodenauslaugende Bewirtschaftung, starke Niederschlagsschwankungen als Folge des Klimawandels, minderwertiges Saatgut und die massive Abwanderung von Arbeitskräften in die Goldminen haben zu einem starken Rückgang der Erträge beigetragen. Und viele Menschen – vor allem Frauen – haben keinen Zugang zu alternativen Einkommensmöglichkeiten.

Gemeinsam mit der Partnerorganisation STOP SAHEL unterstützt Oxfam daher seit 2010 die Menschen in Kita. Zunächst im Rahmen mehrerer erfolgreicher Projekte, die durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung kofinanziert wurden – nun mit Fördermitteln des Unternehmer für Unternehmer Netzwerks.

Da Lebensmittel knapp sind, gilt es, Einkommensmöglichkeiten mit Nahrungsmittelproduktion zu koppeln: Im Rahmen des Projektes erhalten aktuell 2.363 Frauen und Männer in Kita Unterstützung, um sich als Kleinunternehmer/innen in der Produktion oder Veredelung von Lebensmitteln selbstständig zu machen. Die Unterstützung reicht dabei von der Analyse bestehender Unternehmensstrategien und Managementkapazitäten über Schulungen lokaler Akteure bis hin zur Beratung bei der Erstellung von Businessplänen und der Organisationsentwicklung. So finden die Menschen einen erfolgsversprechenden Weg in die Selbstständigkeit. Gleichzeitig wird der Abwanderung produktiver Arbeitskraft entgegenwirkt.

Und am Ende dieses Weges stehen Menschen wie Kaly Sidibé, der junge Fischzüchter aus Senko. Er hat sich mit seiner Zucht nicht nur ein nachhaltiges Einkommen gesichert, sondern unterstützt seinerseits andere auf dem Weg zum Erfolg: Fisch ist eine wertvolle Eiweißquelle, die Nachfrage groß. Immer mehr Menschen aus der Umgebung wollen Kaly Sidibés Beispiel folgen. „Es kommen viele interessierte Leute, die sich Tipps holen und Fischbrut von mir beziehen wollen, um selbst zu züchten,“ berichtet er.

So werden Kaly Sidibé und andere erfolgreiche Unternehmer, die wie er durch das Unternehmer für Unternehmer Netzwerk gefördert werden, durch ihre Erfolgsgeschichten zu Vorbildern. Als solche können sie ganze Gemeinden motivieren, sie wirtschaftlich und sozial transformieren – und Perspektiven aufzeigen.