Seit März 2015 wüten im Jemen schwere Kämpfe zwischen Regierungstruppen, ihren ausländischen Verbündeten und bewaffneten Oppositionsgruppen. Bereits vor Kriegsausbruch waren große Teile der jemenitischen Bevölkerung verarmt, doch Vertreibung, Zerstörung und Gewalt verschlimmern die Lebenssituation deutlich.

Ein von den Vereinten Nationen vermittelter Waffenstillstand zwischen den Al-Houthi-Behörden und der KSA-geführten Koalition führte von April bis Oktober 2022 zu einer deutlichen Verringerung des Konflikts. Aber die Lage vor Ort ist nach wie vor instabil und der Bedarf an humanitärer Hilfe aufgrund der Wirtschaftskrise weiterhin hoch: Es herrscht ein hohes Maß an Arbeitslosigkeit und die Lebensmittel- und Kraftstoffpreise steigen stetig. Ein großer Teil der Bevölkerung kann sich deshalb kaum noch ausreichend Nahrungsmittel leisten.

Die aktuelle Situation im Jemen

  • Circa 21,6 Millionen Menschen sind im Jemen auf humanitäre Hilfe angewiesen. Davon benötigen rund 13,4 Millionen Menschen akute Unterstützung.
  • Seit Ausbruch des Krieges sind viele Jemenit*innen vor den Kämpfen auf der Flucht. Nur wenige finden Schutz im benachbarten Ausland oder gar in Europa. 4,5 Millionen Menschen wurden innerhalb des Landes vertrieben.
  • Die Auswirkungen der Krise zeigen sich am deutlichsten in der wachsenden Gefahr von Hungersnöten und schwerer Unterernährung.
  • Aber auch in der steigenden Zahl von Krankheitsausbrüchen, unter anderem von Cholera, Polio, Diphtherie, Dengue Fieber, Malaria und Masern.
  • Die aktuell unsichere Lage sorgt zudem dafür, dass vor Ort tätige Hilfsorganisationen kaum Informationen über die betroffenen Personen erhalten und Bedarfe nicht erfasst werden können.
  • Auch administrative und bürokratische Hindernisse seitens der Al-Houthi oder der Regierung verzögern und verhindern die Versorgung mit dringend benötigten Hilfsgütern. Insbesondere Maßnahmen gegen geschlechtsspezifische Gewalt können kaum umgesetzt werden.
  • Dadurch wird besonders gefährdeten Bevölkerungsgruppen (z. B. Frauen, Kinder und marginalisierte Personen) der Zugang zu benötigten Unterstützungsangeboten, unter anderem zu Gesundheitsdiensten, erschwert. Das wiederum erhöht die Gefahr von weiteren Krankheitsausbrüchen, die eigentlich vermeidbar wären.

Oxfam unterstützt die Menschen im Jemen seit über 30 Jahren. Aktuell bauen wir vor allem die Wasserinfrastruktur wieder auf, damit die Bevölkerung Zugang zu sauberem Trinkwasser hat. Wir sanieren Sanitäranlagen und haben gemeinsam mit der lokalen Bevölkerung eine Veranstaltungsreihe zu den Themen Gesundheit und Hygiene (z. B. zum Händewaschen, Wasseraufbewahrung, Lebensmittelhygiene) ins Leben gerufen. So wollen wir die Verbreitung von Krankheiten, die über Wasser übertragen werden, eingedämmen.

Um auf die anhaltende Nahrungsmittelkrise zu reagieren, erhalten vertriebene Personen Bargeld. Dadurch können sie sich ein Mindestmaß an Dingen des täglichen Bedarfs und Lebensmitteln leisten. Zusätzlich gewähren wir Bargeldzuschüsse für kleine Unternehmen sowie Kleinbäuerinnen und -bauern. Und fördern „Cash for Work“-Programme, in denen Menschen für die Instandsetzung wichtiger Infrastruktur wie Straßen und Wassersysteme bezahlt werden.

Dafür arbeiten wir sowohl im Süden als auch im Norden des Landes mit zivilgesellschaftlichen Organisationen zusammen. Oxfam ist es in dieser Zusammenarbeit besonders wichtig, auf die Gleichstellung der Geschlechter und die Sicherheit der Bevölkerung zu achten. Deshalb stärken wir die Menschen in ihrer Eigenständigkeit und fördern Maßnahmen, die ein würdevolles Leben ermöglichen.

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Mehr Hintergrundinformationen

Cholera im Jemen – die häufigsten Fragen

„Die katastrophale Cholera-Epidemie im Jemen gehört zu den schlimmsten Kapiteln in der langen Geschichte der Krankheit“, so Shane Stevenson, Oxfams Landesdirektor im Jemen – doch was ist Cholera überhaupt? Wieso ist die Erkrankung vor allem in Krisengebieten besonders gefährlich? Und was kann man gegen die dramatische Situation im Jemen machen?

Mofadal hält seine Tochter auf dem Arm, während sie von medizinischen Personal in einem Zeltkrankenhaus untersucht wird.
Mofadals Tochter wurde in einem Krankenhaus behandelt, da sie an starker Unterernährung leidet. Eine medizinische Behandlung ist im Jemen aber nicht immer möglich.

Was ist Cholera?

Cholera ist eine Krankheit, die durch das Bakterium Vibrio cholerae verursacht wird. Die bakterielle Infektion des Darmes ist durch akuten, wässrigen Durchfall sowie Erbrechen gekennzeichnet. Wenn betroffene Menschen nicht sofort und angemessen behandelt werden, kann der Verlust von Flüssigkeit und Salzen zu schwerer Dehydrierung und innerhalb von Stunden zum Tod führen.

Warum ist Cholera in Krisengebieten besonders gefährlich?

Cholera ist extrem ansteckend. Üblicherweise steckt man sich über verunreinigtes Wasser, Nahrung oder Körperkontakt an. Aufgrund der kurzen Inkubationszeit (zwischen zwei Stunden und fünf Tagen) kann die Anzahl der Erkrankten sehr schnell steigen. Die Krankheit verbreitet sich am einfachsten in überbevölkerten Gemeinden, innerhalb vertriebener Personengruppen oder in Flüchtlingsunterkünften – dort, wo es unzureichende sanitäre Anlagen gibt, wo Wasser und Nahrung verschmutzt sind und wo viele Menschen aufeinander treffen.

Wie schlimm ist die Cholera-Epidemie im Jemen?

Niemals zuvor sind auf der Welt so viele Menschen in einem einzigen Jahr an Cholera erkrankt wie 2019 im Jemen: Hier wurden rund 861.000 Verdachtsfälle gezählt. Zwischen 2016 und 2021 sind insgesamt 2,5 Millionen Menschen an Cholera erkankt und mehr als 4.000 Menschen sind an der schweren Durchfallerkrankung bereits gestorben. Ende 2023 ist die Zahl der Ansteckungen wieder deutlich angestiegen, mit über 1.000 Fällen zwischen Oktober und Dezember.

Viele Menschen können der Epidemie nichts entgegensetzen. Durch Krieg und Flucht sind sie geschwächt und demoralisiert. In weiten Teilen des Landes herrscht Arbeitslosigkeit. Trinkwasser und Nahrungsmittel sind Mangelware. Es gibt kaum Zugang zu Hygieneeinrichtungen oder medizinischer Grundversorgung. Laut Weltgesundheitsorganisation brauchen über 20 Millionen Menschen im Jemen zeitnah medizinische Versorgung.

Wie kann man Cholera bekämpfen?

Um Cholera in den Griff zu bekommen, braucht es im Prinzip nicht viel: sauberes Wasser, Seife, Latrinen und andere Hygienemaßnahmen. Deshalb ist Oxfam im Jemen vor Ort und leistet eben genau das:

  • Wir richten die Wasserversorgung wieder her und desinfizieren die Wasserspeicher mit Chlor. Das hilft, die Anzahl der Bakterien zu reduzieren bzw. sie zu töten.

  • Wir stellen Wasserreinigungsanlagen zur Verfügung und verteilen Hygiene-Sets mit Seife, sauberen Eimern und Wasserbehältern.

  • Wir bauen Latrinen und bieten eine zuverlässige Abfallwirtschaft, damit Fäkalien sicher beseitigt werden und nicht in Kontakt mit anderen Menschen kommen.

  • Wir bilden Freiwillige aus, die andere in ihren Gemeinschaften im Umgang mit Hygiene beraten. Sie lernen beispielsweise, wie man sich richtig die Hände wäscht und wie man Wasserspeicher reinigt.

  • Wir führen öffentliche Gesundheitskampagnen durch, um das Bewusstsein dafür zu schärfen, was jeder bei sich zu Hause tun kann, um Cholera vorzubeugen bzw. zu bekämpfen.

Mit einer Spende helfen Sie uns, die Cholera-Krise im Jemen zu bekämpfen und das Leben vieler Menschen zu retten! Unterstützen Sie unsere Arbeit im Jemen:

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