Was ist Wasserknappheit?

Wasserknappheit ist der akute Mangel an trinkbarem Süßwasser in bestimmten Regionen der Welt.

Wasser bedeckt mehr als zwei Drittel unseres Planeten – man könnte meinen, dass es immer reichlich vorhanden ist. Allerdings sind nur 3 % der weltweiten Wasservorräte trinkbares Süßwasser. Von den 3 % sind wiederum circa 2/3 in Pol- und Gletschereis gebunden. Somit bleibt gerad einmal 1 % als mögliches Trinkwasser übrig. Dieser winzige Anteil klingt nach wenig, wäre aber genug für uns alle. Er ist jedoch sehr ungleich verteilt.

Außerdem bedeutet Süßwasser nicht gleich „sicheres“ Wasser – Wasser, welches bei Bedarf verfügbar und frei von Verunreinigungen ist. Tatsächlich leiden Millionen Menschen unter Wasserknappheit und daraus folgender mangelnder Hygiene.

Ausmaß der Wasserkrise in Zahlen

  • Etwa 3,6 Milliarden Menschen leben heute in Gebieten, die mindestens einen Monat pro Jahr extrem wasserarm sind.
  • Rund 2,2 Milliarden Menschen weltweit haben keinen regelmäßigen Zugang zu sauberem Wasser – das ist mehr als ein Viertel der Weltbevölkerung.
  • Etwa 785 Millionen davon haben nicht einmal eine Grundversorgung mit Trinkwasser.

Und diese Situation wird dramatisch verschärft durch den Klimawandel: Laut der Vereinten Nationen dürfte bis 2050 mindestens jede*r Vierte in einem Land leben, das von chronischem oder wiederkehrendem Süßwassermangel betroffen ist.

Um mehr Menschen weltweit Zugang zu sauberem Trinkwasser zu ermöglichen, benötigen wir dringend Ihre Unterstützung.

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Der Zugang zu Wasser ist ein Menschenrecht

„Wasser und Sanitärversorgung für alle“ lautet das sechste der UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) – doch davon sind wir weit entfernt. Dabei ist der Zugang zu sauberem Wasser und Hygiene essenziell für Überleben und Entwicklung. Wasser ist nicht nur elementarer Bestandteil des Lebens – es ist ein Menschenrecht.

Besonders in vielen afrikanischen Ländern, Lateinamerika und Asien herrscht vielerorts dramatische Wasserknappheit. Betroffen sind vor allem Menschen in ländlichen Gebieten. Die Klimakrise hat das Problem der Wasserknappheit in vielen Regionen noch verstärkt – schon jetzt hat zum Beispiel jeder dritte Mensch auf dem afrikanischen Kontinent keinen ausreichenden Zugang zu sauberem Wasser mehr.

Wasserverknappung und Klimakrise

90 % aller Naturkatastrophen haben Bezug zu Wasser: Dürren und Extremniederschläge zerstören bereits jetzt regelmäßig in vielen Regionen der Welt die Lebensgrundlagen der Menschen. Mit der fortschreitenden Klimakrise wird die Häufigkeit und Intensität von Extremwetterereignissen noch weiter verschärft – auch in Regionen mit bislang eher gemäßigten klimatischen Bedingungen.

Die Verschlechterung der Wasserverfügbarkeit und der Wasserqualität sind heute fast überall festzustellen. Es wird prognostiziert, dass die Erderhitzung die Zahl der wasserarmen Regionen erhöhen und den Mangel in bereits wasserarmen Regionen verschärfen wird.

Der Oxfam-Bericht „Water Dilemmas“ untersucht die Auswirkungen der klimabedingten Wasserverknappung in verschiedenen Regionen (Asien, Naher Osten, Westafrika sowie Horn, Ost- und Zentralafrika).

Demnach könnten Hitzewellen in Ostafrika bis 2040 um bis zu 15 % intensiver ausfallen. Gleichzeitig könnten Niederschläge in der Region um 8 % Prozent steigen, was zu einem fatalen Zyklus von Überschwemmungen und Dürren führen würde. Durch den Wechsel von Trockenheit und extremen Wassermassen können Böden die Feuchtigkeit nicht halten, stattdessen werden Nährstoffe aus den bereits ausgelaugten Böden gespült und Infrastruktur zerstört.

Zwei Extreme: Überschwemmungen und Dürren

Höhere Temperaturen und extremere, weniger vorhersehbare Wetterbedingungen werden voraussichtlich die Verfügbarkeit und Verteilung von Niederschlägen, Schneeschmelze, Flussläufen und Grundwasser beeinträchtigen. Das hat extreme Auswirkungen in zwei verschiedene Richtungen:

  1. In der Intensität und Frequenz zunehmende Überschwemmungen zerstören Wasserversorgungssysteme sowie sanitäre Einrichtungen und verunreinigen dabei sichere Wasserquellen.Das sehen wir aktuell zum Beispiel im Südsudan: Dort gab es drei Jahre in Folge Rekord-Niederschläge, die zu verheerenden Überschwemmungen geführt haben. Davon sind insgesamt mehr als 835.000 Menschen betroffen.
  2. In einigen Regionen verschärfen Dürreperioden die Wasserknappheit – mit schwerwiegenden Folgen für die Gesundheit und Ernährungssituation der betroffenen Menschen.
    Das zeigt sich aktuell am Horn von Afrika, wo die schlimmste Dürre seit 40 Jahren zu verzeichnen ist: Mehr als 18 Millionen Menschen haben dort derzeit keine sichere Versorgung mit Nahrungsmitteln und sind auf humanitäre Hilfe angewiesen.
Eine landwirtschaftliche Fläche mit Palmen und einer Hütte steht unter Wasser
Die Überschwemmungen in den Bezirken Garissa und Tana River im Norden Kenias führten zur Vertreibung von Familien, zur Zerstörung von Gebäuden und Straßen und setzten landwirtschaftliche Flächen unter Wasser.

Grundwasser ist gefährdet

Lokale Klimaschwankungen, immer häufiger auftretende Dürren und eine geringere Grundwasserneubildung führen in einigen Weltregionen zu einer stetigen Verschlechterung der Qualität des Grundwassers. Im Fall von Gaza sind zum Beispiel bereits heute 97 % des Grundwassers als für den menschlichen Gebrauch ungeeignet eingestuft.

Der durch die Klimakrise bedingte Anstieg des Meeresspiegels wird zu einer weiteren Versalzung des Grundwassers in Küstennähe führen. Für die Menschen in diesen Gegenden wird das Süßwasser dadurch immer knapper.

Auswirkungen der Wasserknappheit

Migration

Wetterextreme und Wasserknappheit sowie die damit verbundene Gefährdung der Trinkwasserversorgung machen ganze Regionen unbewohnbar. In Folge von Extremereignissen wie Überschwemmungen und Dürren nehmen daher auch Fluchtbewegungen zu: Die Vereinten Nationen gehen davon aus, dass bis zum Jahr 2030 700 Millionen Menschen weltweit durch extreme Wasserknappheit vertrieben sein könnten.

Am Horn von Afrika beobachten wir diese Entwicklung aktuell schon konkret: Allein in Somalia sind seit Januar 2021 mehr als 800.000 Menschen geflohen.

Lebensmittelknappheit und Ernährungsunsicherheit

Dürren und Überschwemmungen führen außerdem dazu, dass Erntebestände vernichtet oder gar nicht erst erbracht werden können. Die Folge ist, dass die lokale Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln abnimmt, die Preise für Lebensmittel ansteigen und die Menschen vor Ort sich nicht mehr versorgen können.

Dies zeigt sich derzeit am Horn von Afrika und auch in der Sahel-Region in dramatischem Ausmaß: In Ostafrika haben aktuell in Folge der Dürre geschätzt 24 Millionen Menschen keinen sicheren Zugang zu Nahrungsmitteln. In Westafrika sind mehr als 20 Millionen Menschen auf Nahrungsmittelhilfe durch humanitäre Organisationen angewiesen.

Wasserknappheit führt auch dazu, dass Viehbestände sterben, was die Lebensgrundlage von Menschen, die von der Viehhaltung leben, zerstört.

Bishara Khalif Gedi, mit einem orangenen Obergewand und einem grün-blauen Rot bekleidet, ist auf dem Heimweg. Sie trägt eine Tüte mit Lebensmitteln in der rechten Hand.
Bishara Khalif Gedi lebt mit ihrer Familie in Tulatula in Wajir (Kenia). Wegen der anhaltenden Dürre ist sie auf finanzielle Unterstützung angewiesen, um ausreichend Essen und andere Grundbedarfe kaufen zu können.

Ausbruch wasserbezogener Krankheiten

Noch immer gehört der Mangel an sauberem Wasser und Hygiene zu den häufigsten Todesursachen bei Kindern unter fünf Jahren: Jeden Tag sterben mehr als 700 Kinder an vermeidbaren infektiösen Krankheiten wie Durchfall oder Cholera, die durch verunreinigtes Wasser oder mangelnde Hygiene hervorgerufen wurden. Ohne Zugang zu sauberem Wasser, Basis-Hygieneartikeln und sanitären Einrichtungen verbreiten sich infektiöse Krankheiten besonders schnell, was zum Ausbruch von Epidemien führen kann.

„Konfliktstoff“ Wasser

Wasserknappheit verstärkt die Konkurrenz zwischen verschiedenen „Wassernutzer*innen“ und führt zunehmend zu innerstaatlichen Konflikten und Spannungen zwischen betroffenen Gemeinden, beispielsweise zwischen Aufnahme- und Geflüchtetengemeinschaften und zwischen sesshaften und vertriebenen Gemeinschaften.

Schulbildung

Wassermangel verhindert vielerorts auch Schulbildung: Wenn Kinder, die häufig für das Wasserholen in der Familie zuständig sind, täglich lange Wege gehen müssen, um zur nächstgelegenen Wasserquelle zu gelangen, verpassen sie oft die Chance, zur Schule zu gehen.Dies betrifft besonders häufig Mädchen.

Hinzu kommt: Wenn Schulen keinen sicheren Zugang zu Sanitär­einrichtungen haben, können Kinder nicht in einer angemessenen, gesunden Umgebung lernen. Und vor allem Mädchen bleiben auf Grund dieses Mangels während ihrer Menstruation häufig lieber zu Hause. 2019 hatten nur etwa 2/3 der Schulen weltweit Zugang zu sauberem Wasser und  sanitäre Anlagen. Besonders betroffen hiervon sind die afrikanischen Länder südlich der Sahara. Hier können sich die Kinder nur in jeder zweiten Schule die Hände waschen oder sanitäre Anlagen nutzen.

Wie zunehmende Wasserknappheit unsere Arbeit beeinflusst

Der weltweite Bedarf an humanitärer Hilfe so groß wie nie zuvor. Gleichzeitig nimmt die Diskrepanz zwischen humanitärem Bedarf und den weltweit zur Verfügung gestellten Ressourcen weiter zu.

Dieser Mangel an Ressourcen sowie immer häufiger auftretende Extremwetterereignisse und langfristige Klimaveränderungen erfordern eine Neuausrichtung der humanitären Hilfe: Vorausschauendes, präventives, nachhaltiges und möglichst effizientes Handeln werden hierbei zunehmend zu einer Grundvoraussetzung. Dies steht auch in Oxfams humanitärer Programmarbeit im Fokus.

Nachhaltigkeit und Innovation

Wasserknappheit und klimatische Extreme haben einen großen Einfluss auf unsere Projektarbeit und betreffen Länder, in denen Oxfam arbeitet, auf unterschiedliche Art und Weise. Wir analysieren beispielsweise klimabedingte Risiken für Wasser- und Sanitäranlagen, die wir errichten, und passen diese so an, dass sie möglichst überschwemmungs- und auch sturmsicher konstruiert werden.

Darüber hinaus haben wir auch innovative Technologien im Einsatz, wie zum Beispiel wind- und solarbetriebener Anlagen zur Wasserentsalzung. Wasserentsalzung kann uns in wasserarmen Ländern, wo noch dazu das Grundwasser zunehmend salzhaltig ist – wie Jemen und Somalia – dabei helfen, alternative Wasserressourcen nutzbar zu machen.

Eine Herausforderung ist dabei der nachhaltige Betrieb solcher Anlagen in ländlichen Gebieten, in denen die Menschen kaum Ressourcen haben, die Anlagen selbstständig zu unterhalten. Gemeinsam mit lokalen Partnern und der lokalen Bevölkerung arbeiten wir daher an der Entwicklung von nachhaltigen Managementmodellen für solche und ähnliche Systeme zur Wasserversorgung.

Außerdem arbeitet Oxfam in der Entwicklungszusammenarbeit an klimaresilienter Ernährungssouveränität und ökologischer Landwirtschaft.

Oxfams Arbeit

Oxfam unterstützt Menschen in wirtschaftlich benachteiligten Ländern beim Umgang mit Dürren und Wasserknappheit. Gemeinsam mit unseren Partnern vor Ort und Ihnen unterstützen wir sie bei der Anpassung an die Folgen der Klimakrise. Zudem beobachten wir, inwiefern etwa Deutschland seine internationalen Zusagen bei der Klimafinanzierung erfüllt, also die finanzielle Unterstützung wirtschaftlich benachteiligter Länder bei der Bewältigung der Klimakrise gewährleistet.

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