Im Juli diesen Jahres reiste Serap Altinisik zum ersten Mal als neue Vorstandsvorsitzende von Oxfam Deutschland nach Ostafrika. Dort besuchte sie u.a. Geflüchtetencamps und sprach mit den Menschen, mit denen wir zusammenarbeiten. Ihre Erlebnisse und Begegnungen möchte sie mit uns teilen:
„Als ich mit dem Auto durch den Nordwesten Somalias fuhr, sah ich die Folgen der Dürre überall. Wo früher nomadische Viehzüchter*innen durchs Land zogen, oft Hunderte von Tieren hinter sich, ist heute nichts. Nur vertrocknetes Gras und weite Flächen, die niemanden mehr ernähren können. Auf meiner ersten Reise als Vorstandsvorsitzende besuchte ich in diesem Sommer verschiedene Geflüchtetencamps und Projekte am Horn von Afrika, die von Oxfam unterstützt werden. In den kleinen Hütten der Camps leben Familien dicht gedrängt, oft zu zehnt auf wenigen Quadratmetern.
Viele dieser Familien hatten ein gutes Auskommen und genug zu essen, bevor die Dürre der letzten Jahre ihnen die Lebensgrundlage nahm. Auch Anisa Jama Hassan gehört zu denen, die ins Camp geflüchtet sind. Ich traf sie im somalischen Dorf Dhudhub Dhiilo, mit ihrem Mann und ihren acht Kindern.
Ihr jüngstes Kind hat Anisa vor sieben Monaten zur Welt gebracht, in ihrer selbst gebauten Hütte, ohne medizinische Versorgung. Nach der Geburt blieb ihr kaum Zeit, sich zu erholen. Denn wie so oft ist die Versorgung der Familie fast ausschließlich die Aufgabe der Frau. Eine Aufgabe, die immer schwieriger geworden ist. Sie erzählt:
Um Wasser zu holen, muss Anisa täglich mehrere Kilometer weit laufen, das Kind trägt sie auf dem Rücken. In unseren hoch entwickelten Städten sind das Wege und Belastungen, die wir uns kaum vorstellen können. Anisa ist noch jung, doch ihr Körper ist bereits gezeichnet von der schweren körperlichen Arbeit und dem Hunger.
Diese unfassbare Ungleichheit zwischen dem Wohlstand in Deutschland und Ländern wie Somalia trifft mich bei den Begegnungen mit den Frauen hier besonders stark.
Während meiner Besuche in verschiedenen somalischen Camps erzählen mir mehrere Frauen von gewaltvollen Übergriffen auf den langen Strecken zur Wasserstelle. Viele müssen ihre Kinder ohne Hebamme zur Welt bringen. Die meiste Arbeit der Frauen hier ist unbezahlt, und es fehlen Chancen, einen Beruf zu erlernen, eigenes Geld zu verdienen. Aber sie machen weiter, immer weiter für ihre Familien. Ich habe tiefe Bewunderung für den Überlebenswillen der Frauen, die ich auf meiner Reise treffe – und ich habe Hoffnung. An vielen Orten in Somalia hat Oxfam bereits Projekte gestartet und Frauen unterstützt, eine eigene Existenz aufzubauen, die ihre Lebensgrundlage sichert.
Während wir sprechen, sind Anisas Töchter mit den Ziegen im Outback. Es ist ihre Aufgabe, sie zu hüten. Nur der älteste Sohn geht zur Schule. Kurz vor meiner Abreise sagt mir Anisa:
Auch sie hat Hoffnung, auf eine bessere Zukunft für sich und für ihre Kinder.“
Damit Familien wie die von Anisa weiter hoffnungsvoll sein können, brauchen wir Ihre Unterstützung:
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