Verheerende Hungerkrise

Ostafrika steckt inmitten einer verheerenden Hungerkrise. Das Horn von Afrika erlebt nach drei aufeinanderfolgenden schwachen Regenzeiten eine der schwersten Dürreperioden der letzten Jahre. Das Vieh stirbt und die Ernten werden zerstört.

Millionen Menschen in Somalia, Kenia, Äthiopien und dem Südsudan haben zu wenig zu essen und sind akut von Hunger bedroht. Viele weitere Menschen in der Region benötigen dringend humanitäre Hilfe, da extreme Wetterereignisse sowohl Dürren als auch Überschwemmungen verursachen. Diese Klimaextreme und anhaltende Konflikte in der Region haben zu weit verbreiteter Nahrungsmittelknappheit geführt.

Krieg in der Ukraine verschärft den Hunger

Die Ukraine und Russland gehören zu den größten und wichtigsten Weizenlieferanten Afrikas. Der anhaltende bewaffnete Konflikt in der Ukraine hat daher katastrophale Folgen für die Lebensmittelversorgung in Ostafrika: Er führt zu Export-Engpässen und zum rasanten Anstieg der Lebensmittelpreise.

Es herrscht Wasserknappheit

Viele Menschen in der Region sind aufgrund der vorherrschenden Wasserknappheit dazu gezwungen, Wasser aus verunreinigten Wasserquellen zu beziehen. Sie laufen somit Gefahr, sich mit Krankheiten zu infizieren, die durch verunreinigtes Wasser übertragen werden (sogenannte wasserbürtige oder wasserbezogene Krankheiten). Dazu zählen beispielsweise infektiösen Krankheiten wie Cholera, Durchfall sowie Hepatitis A und E.

Nach der verheerenden Dürre der letzten Jahre hat sich die Region nicht wieder erholt – Extremwetterereignisse aufgrund der Klimakrise und unterdurchschnittliche bis ganz ausbleibende Regenfälle haben fatale Folgen. Bis zu 28 Millionen Menschen in Ostafrika sind angesichts ausbleibender Regenfälle von extremer Hungersnot bedroht.

Die Situation in Ostafrika in Zahlen

  • Kenia ist von einer beispiellosen Dürre betroffen. Schätzungsweise 4,4 Millionen Menschen sind von großer Ernährungsunsicherheit bedroht, und mehr als 4,1 Millionen haben keinen Zugang zu ausreichend Wasser für den täglichen Bedarf. Mehr als 2,5 Millionen Tiere sind verendet, und 884 500 Kinder leiden an akuter Unterernährung. Die Dürre hat auch zu Konflikten um Ressourcen geführt, was die Situation vor allem für Frauen und Kindern verschärft.
  • Mehr als 3,8 Millionen Menschen werden in Somalia aufgrund der Auswirkungen der Klimakrise, von Konflikten und anderen Sicherheitsfaktoren nach wie vor innerhalb des Landes vertrieben. Seit Anfang des Jahres sind fast 1,55 Millionen Somalis auf der Suche nach Schutz und Hilfe aus ihrer Heimat geflohen. Davon sind etwa 606 000 Menschen vor Konflikten und Gewalt auf der Flucht und 437 000 Menschen wurden durch die Dürre dazu gezwungen. Frauen und Kinder machen mehr als 80 Prozent der innerhalb des Landes Vertriebenen aus und sind erheblichen Schutzrisiken ausgesetzt.
  • In ganz Äthiopien benötigen etwa 4,6 Millionen Vertriebene Hilfe. Das Land ist aufgrund verschiedener Krisen und Konflikte mit zahlreichen humanitären Notlagen konfrontiert. Allein in der Region Somali leiden 3,5 Millionen Menschen unter kritischem Wasser- und Nahrungsmittelmangel. Fast eine Million Nutztiere ist verendet, und die Hirt*innen, deren Überleben ausschließlich von der Viehzucht abhängt, stehen vor dem Nichts.
  • Im Südsudan werden schätzungsweise 8,3 Millionen Menschen in der trockenen Jahreszeit (Mai-Juli) aufgrund der Verschärfung klimatischer und wirtschaftlicher Schocks von schwerer Ernährungsunsicherheit betroffen sein.

Oxfam ist vor Ort und leistet akute Nothilfe. Wir stellen vor allem Trinkwasser sowie Nahrungsmittel bereit und unterstützen Menschen finanziell, damit sie lebensnotwendige Dinge erwerben können. In den kommenden Monaten wollen wir damit 1,3 Millionen Menschen in der Region erreichen.

Ja, ich spende!

Die Welt darf Ostafrika nicht den Rücken kehren

Eine schwere Hungersnot konnte in Ländern wie Somalia durch humanitäre Hilfe bislang vermieden werden. Allerdings sind bisher nur 20 Prozent des aktuellen 7-Milliarden-Dollar-Aufrufs der Vereinten Nationen für Äthiopien, Kenia und Somalia finanziert. Das reicht bei weitem nicht aus, um Unterstützung für Millionen von Menschen am Rande des Abgrunds sicherzustellen.

Die Welt darf Ostafrika nicht den Rücken kehren. Ohne eine dringende und umfangreiche Aufstockung der Hilfe werden noch viel mehr Menschen verhungern und verdursten.
Fati N'Zi-Hassane, Direktorin von Oxfam in Afrika    

*Name zum Schutz der Person geändert oder gekürzt.