Oxfam und die Welthungerhilfe fordern verstärkt Programme zum Schutz von Landrechten

Nur ein Fünftel des Landes, das ländliche und indigene Gemeinden in Entwicklungsländern bewirtschaften, ist rechtlich vor Landraub durch Regierungen und Unternehmen geschützt.

Dieser fehlende Schutz der Landrechte hat gravierende Folgen: Konflikte über Landrechte standen seit 1990 vielfach im Mittelpunkt von Bürgerkriegen. In Darfur beispielsweise hat die Zerrüttung der traditionellen Landbesitzverhältnisse Konflikte zwischen Hirten und Bauern ausgelöst. Weltweit spitzen sich Landkonflikte immer mehr zu, besonders in Brasilien, Honduras, Peru und auf den Philippinen. Seit 2002 steigt die Zahl der Menschen, die im Kampf für Landrechte getötet werden.

Gesicherte Landrechte sind Voraussetzung zur Durchsetzung des Menschenrechts auf Nahrung und der Armutsbekämpfung sowie für den Schutz natürlicher Ressourcen und der biologischen Vielfalt.

Mehr Gerechtigkeit und weniger soziale Ungleichheit auf dem Land kann nur mit sicheren Landrechten erreicht werden.
Marita Wiggerthale, Oxfams Agrarexpertin

Wenn Landrechte gesetzlich nicht ausreichend abgesichert sind, besteht für ländliche Gemeinschaften die Gefahr von Landraub durch Bergbau- oder Agrarunternehmen. Diese eignen sich unter Mithilfe von Regierungen und lokalen Eliten Wälder, Weidegründe oder Ackerland an. Afrikanische Staaten, in denen die Landrechte am unsichersten sind, sind besonders im Visier der Konzerne.

Globaler Aktionsaufruf

Weltweit mehr als 300 Organisationen, darunter Oxfam und die Welthungerhilfe, haben sich  einem Aktionsaufruf zum Schutz von Landrechten angeschlossen. Ziel des Aktionsaufrufes ist es, den Anteil der formell abgesicherten Landrechte von indigenen und ländlichen Gemeinden bis 2020 zu verdoppeln. Außerdem müssen die 2012 verabschiedeten UN-Leitlinien für eine verantwortliche Landpolitik konsequent umgesetzt werden.

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Positive Wirkung gesicherter Landrechte

Folgende drei Beispiele zeigen, dass der Schutz von Landrechten unmittelbar wirkt.

Mongolei: Nach Jahrzehnten der staatlichen Kontrolle, gefolgt von einer Phase der Privatisierung, übergibt die Mongolei nun öffentliches Weideland in die Verantwortung von Gemeinden. Alte Landverwaltungsstrukturen werden so wiederbelebt. Das Ergebnis: Die Bodenschädigung konnte deutlich verringert und die Einkommen der beteiligten Gemeinden um 50 Prozent gesteigert werden.

Guatemala: Als Maßnahme gegen die Abholzung des Regenwaldes wurde im Maya Biospährenreservat Gemeinden die kleinteilige Nutzung des Waldes erlaubt. In der Folge blieb die Abholzungsrate in diesem Teil des Regenwaldes zwanzigmal niedriger als in zwei anderen Parks. Landrechte führen dazu, dass diese natürlichen Ressourcen besser geschützt werden.

Sri Lanka: Als das Militär in Sri Lanka 2011 an der Ostküste Anwohner/innen von ihrem Land vertrieb, um dort eine Touristenanlage zu bauen, wehrten sich die Frauen des Gebiets Paanama mit öffentlichen Aktionen und juristischen Mitteln. Sie brachten den Fall vor Gericht, reichten eine Petition bei der Nationalen Menschenrechtskommission ein und verbündeten sich mit anderen Gruppen. Anfang 2015 ordnete die neue Regierung an, das Land an die Gemeinde zurückzugeben.

Weitere Informationen zum Thema finden Sie in dem Bericht Common Ground. Der Bericht wurde von der International Land Coalition (ILC), Oxfam und der Rights and Resources Initiative (RRI) herausgegeben.