Es nicht zur Katastrophe kommen lassen!
Die Anfang 2012 u.a. von Oxfam veröffentlichte Studie „A Dangerous Delay“ untersucht, wie das verzögerte Eingreifen der internationalen Gemeinschaft 2011 zur Hungersnot in Teilen Ostafrikas beitrug. Glücklicherweise wurde die Lektion gelernt: Als 2012 in der westafrikanischen Sahelzone ein ähnliches Szenario drohte, handelten Regierungen, Geberländer und internationale Organisationen rechtzeitig, um es abzuwenden.Doch ist die Krise in der Sahelzone damit noch nicht beendet. Nach wie vor sind sehr viele Kinder mangelernährt. Millionen von Familien brauchen Unterstützung und längerfristige Begleitung beim Aufbau neuer Lebensgrundlagen. Oxfam bleibt vor Ort, um gemeinsam mit unseren Partnerorganisationen und der lokalen Bevölkerung die Ursachen des Hungers anzugehen: durch eine Steigerung der Nahrungsmittelproduktion, durch das Schaffen neuer Einkommensmöglichkeiten oder auch durch bessere Vorratshaltung.
Auch in Gebieten mit chronischen Konflikten arbeitet Oxfam langfristig mit Partnerorganisationen zusammen – nicht nur, um die Lebensbedingungen in den Flüchtlingscamps erträglicher zu machen, sondern auch bei der Konfliktbewältigung. Unter anderem förderten wir 2012 mit Unterstützung durch die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) ein Projekt unserer kongolesischen Partnerorganisation UGEAFI zur Minderung von Konflikten zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen in Süd-Kivu.
Damit Kinder, Frauen und Männer, die durch kriegerische Konflikte oder Naturkatastrophen bedroht sind, schnelle und bessere Unterstützung bekommen, fordert Oxfam eine Reform des internationalen Nothilfesystems. Unter anderem müssen gezielt umfänglichere Mittel bereitgestellt werden, um Menschen vor Ort wirksam dabei zu unterstützen, mit Gewalt und Krisen umzugehen. Gleichzeitig setzen wir uns dafür ein, von Menschen verantwortete Ursachen für Katastrophen, wie Armut, den Klimawandel oder unverantwortlichen Waffenhandel, einzudämmen.
Nothilfe in DR Kongo: Schnelle Unterstützung – langfristige Wirkung
AnzeigenKriegerische Konflikte vertrieben Ende 2011 rund 12.000 Menschen vom schwer zugänglichen Hochplateau Itombwe in der kongolesischen Provinz Süd-Kivu. Familien, die 2012 zurückkehrten, fanden ihre Häuser, Felder und Ernten zerstört. Viele mussten bei Nachbarn unterkommen, deren geringe Nahrungsvorräte schnell aufgebraucht waren.
Gemeinsam mit den Menschen vor Ort ermittelte Oxfams seit den 1990er Jahren in der Region tätige Partnerorganisation UGEAFI den dringenden Bedarf und stellte dann wichtige Hilfsgüter wie Wasserkanister, Decken und Schlafmatten sowie Kleidung bereit. Damit die Familien sich so schnell wie möglich wieder selbst versorgen können, wurden Saatgut für schnellreifende Mais-, Bohnen-, Kartoffel-, Kohl- und Zwiebelsorten sowie Geräte für die Feldarbeit beschafft.
Die Erträge dienen nicht nur der Ernährung: Ein Teil wird als neues Saatgut zurückgelegt, denn die Bäuerinnen und Bauern planen, möglichst schnell Überschüsse für den Verkauf zu produzieren.
Mit finanzieller Unterstützung des Auswärtigen Amtes (AA) erhielten 700 Familien in 16 Dörfern Hilfsgüter und können sich nun langfristig neue Lebensgrundlagen aufbauen. 2013 wollen UGEAFI und Oxfam Deutschland weitere rückkehrende Flüchtlingsfamilien unterstützen.
Aktion: Mit prominenter Unterstützung gegen den Hunger
AnzeigenSo trafen sich der britische Musiker Damon Albarn (Blur, Gorillaz) und sein malischer Kollege Afel Bocoum in Malis Hauptstadt Bamako zu dem Musikprojekt „Mali Unplugged“. Afel Bocoum erklärte die besonders kritische Situation seines Landes: „Im letzten Jahr hat es hier nicht genügend geregnet, deswegen fiel die Ernte furchtbar gering aus. Hinzu kommt, dass wegen der Kämpfe im Norden Tausende auf der Flucht sind.“
Schnelles Eingreifen durch die internationale Gemeinschaft – maßgeblich bewirkt durch den Druck der Zivilgesellschaft – konnte eine Hungersnot in Westafrika abwenden. Damit dieses Beispiel Schule macht, initiierten Oxfam, Africans Act for Africa und Avaaz die Online-Petition #sahel2012. Darin forderten wir schnelle Nothilfe und eine bessere Katastrophenvorsorge, um zukünftige Nahrungskrisen zu verhindern. Zum „Hunger Summit“ am Rande der Olympischen Spiele in London übergaben wir im August 2012 über eine halbe Million Unterschriften an den britischen Premierminister David Cameron.
Entwicklungsprojekt in Mali: Nachhaltiger Schutz vor Hungerkrisen
AnzeigenOxfam leistete 2012 in Mali und anderen westafrikanischen Ländern Nothilfe für mehr als eine Million Kinder, Frauen und Männer, um die durch die Missernten des Vorjahres bewirkte Krise abzumildern. Zudem unterstützen wir langfristige Projekte, mit denen Familien sich besser auf wiederkehrende Dürren und Hungerkrisen vorbereiten können.
Unsere malische Partnerorganisation STOP-SAHEL hat in diesem Bereich bereits große Erfolge erzielt. Seit vielen Jahren setzt sie sich im Landkreis Kita für den Schutz natürlicher Ressourcen ein und schafft gezielt Bewusstsein für eine die Umwelt schonende Landwirtschaft. Mit Unterstützung von Oxfam Deutschland wurden 2012 in drei Gemeinden 2.970 Hektar als Naturschutzgebiete ausgewiesen – mehr als ursprünglich geplant: Ein wichtiger Schritt, um die letzten Baumbestände der Region zu schützen und die Auswirkungen des Klimawandels abzumildern.
Gleichzeitig verbessert STOP-SAHEL die Ernährungslage langfristig, beispielsweise durch den Bau von Brunnen zur Bewässerung von Gemüsegärten. So können auch während der Trockenperiode frische Lebensmittel erzeugt werden – ein unschätzbarer Gewinn in einer Jahreszeit, in der die Nahrungsvorräte üblicherweise knapp sind.
2012 wurde mit Hilfe der Bevölkerung und finanzieller Unterstützung durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) ein 180 Meter breites Wasserrückhaltebecken in der Nähe der Siedlung Mambiri fertiggestellt, um die Wasserverfügbarkeit für die Bewohner/innen des Umlandes zu erhöhen. Auch die Menge an Fisch in der sonst nur periodisch wasserführenden Senke hat bereits zugenommen: eine weitere Verbesserung des Nahrungsangebots. Ein elfköpfiges Komitee aus den umliegenden Dörfern kümmert sich um die Wartung des Beckens.
Nothilfe in Somalia: Neue Herausforderungen für eine krisengeschüttelte Region
AnzeigenSeit Jahrzehnten herrscht in Somalia Bürgerkrieg. Mehr als 1,5 Millionen Menschen sind auf der Flucht vor kriegerischen Konflikten und wiederkehrenden Dürren. Hunderttausende haben in den Regionen Hiran und Middle Shabelle Zuflucht gefunden. Sie und große Teile der in den Regionen ansässigen Bevölkerung leiden unter extremer Armut.
Überschwemmungen durch schwere Regenfälle, die von den ausgetrockneten Böden nicht aufgenommen werden konnten, verschärften im Herbst 2012 die Situation. Tausende Familien verloren das Wenige, was sie hatten, an die Fluten. Im Wasser verendetes Nutzvieh stellte eine zusätzliche Bedrohung für die Gesundheit der Menschen dar.
Oxfam arbeitet seit Jahren mit Partnerorganisationen in den betroffenen Regionen zusammen und leitete sofort Nothilfemaßnahmen ein. Unsere Teams verteilten Wasserreinigungstabletten, verschließbare Trinkwasserkanister sowie Seife und errichteten Notunterkünfte. Durch Arbeitseinsätze im Rahmen der Nothilfemaßnahmen, etwa zur Beseitigung von Tierkadavern und Abfällen, konnten die Menschen ein wenig Geld verdienen.
Nothilfe im Südsudan: Sauberes Wasser verhindert Krankheiten
AnzeigenMehr als 110.000 Menschen flohen 2012 vor Kämpfen im Sudan in den südsudanesischen Bundesstaat Upper Nile: Eine große Herausforderung für den jungen Staat, dessen wirtschaftliche Lage kritisch ist. Nachdem starke Regenfälle das Flüchtlingscamp Jamam überflutetet und unbewohnbar gemacht hatten, errichtete die internationale Gemeinschaft ein neues Camp in Gendrassa.
Da die Region sehr trocken ist, hat die Versorgung des Camps mit Wasser hohe Priorität. Oxfam bohrte Brunnen und verlegte mit Unterstützung des Auswärtigen Amtes Wasserleitungen. Um die Ausbreitung von Infektionskrankheiten zu verhindern, bauten wir 538 Latrinen.
20 Liter sauberes Wasser stehen den rund 12.600 Kindern, Frauen und Männern in Gendrassa seit Ende August 2012 pro Kopf und Tag zur Verfügung – rund dreimal so viel wie vorher. Um das Wasser nach der Entnahme vor Verunreinigungen zu schützen, wurden verschließbare Plastikeimer ausgegeben. Die Zahl der Durchfallerkrankungen nimmt seitdem ab.
Im letzten Quartal 2012 bereiteten wir uns mit dem Bau neuer Camps auf die Ankunft weiterer 15.000 bis 30.000 Flüchtlinge vor.
Kampagne Waffen unter Kontrolle: ein später Erfolg
Anzeigen- Rüstungstransfers, die Menschenrechtsverletzungen und Kriegsverbrechen ermöglichen, verboten werden;
- alle konventionellen Waffen, darunter insbesondere Kleinwaffen und Munition, kontrolliert werden;
- Regierungen öffentlich Rechenschaft über die Umsetzung des Abkommens ablegen.
Ende Juli 2012 scheiterten die Verhandlungen zu dem lange erwarteten Abkommen an Einwänden der USA und einiger anderer Staaten. 2013 bringt nun den erhofften Durchbruch: Trotz des Vetos Irans, Syriens und Nordkoreas wurde der Vertrag Anfang April mit überwältigender Mehrheit von der Generalversammlung der Vereinten Nationen angenommen.
Ausblick
AnzeigenAuch 2013 werden wir überall dort Nothilfe leisten, wo Menschen akut von Krisen und Katastrophen betroffen sind. Bereits seit längerer Zeit ist Oxfam in Jordanien und im Libanon aktiv. Die Nothilfe für die täglich dort eintreffenden Flüchtlinge aus Syrien soll angesichts des dramatisch erhöhten Bedarfs ausgeweitet werden. Zudem bemüht sich Oxfam um Zugang zu den notleidenden Menschen in Syrien selbst.
Ein weiteres wichtiges Ziel ist, in Regionen mit chronischen Krisen unser Engagement beim Wiederaufbau und in der Konfliktvermeidung zu verstärken. In diesem Zusammenhang planen wir unter anderem die Fortsetzung der Nothilfe im Osten der DR Kongo und ein neues Projekt zum Aufbau ökonomischer Lebensgrundlagen in der afghanischen Provinz Badakhshan. In Burundi startet 2013 ein Projekt zur Wiedereingliederung von Ex-Kombattanten.
Die Einigung der Vereinten Nationen auf ein international gültiges Abkommen zur Waffenkontrolle ist ein historischer Durchbruch auf dem Weg zu mehr Sicherheit für Menschen in Konfliktgebieten. Unsere zehnjährige Arbeit im Rahmen der Kampagne „Waffen unter Kontrolle!“ für ein solches Abkommen hat damit einen positiven Abschluss gefunden. Bis zum Inkrafttreten des Vertrags im Juni 2013 begleiten wir den Prozess weiter.