Es gibt eine Vielzahl von Praktiken der teilweisen oder vollständigen Entfernung oder irreversiblen Beschädigung der äußeren weiblichen Geschlechtsorgane, die ohne medizinische Notwendigkeit durchgeführt werden. Verschiedene Überbegriffe versuchen, dieses komplexe und heterogene Thema zusammenzufassen. Ein begrifflicher Konsens ist bislang nicht gefunden.

Der Begriff der weiblichen Genitalverstümmelung (englisch „female genital mutilation“, FGM) bezieht sich auf das Menschenrecht auf körperliche und psychische Unversehrtheit. Entsprechend benennt er die beschriebenen Praktiken als schwere Menschenrechtsverletzung an den betroffenen Mädchen und Frauen. Gemeinsam mit unseren lokalen Partnerorganisationen folgt Oxfam Deutschland einem menschenrechtsbasierten Ansatz, um durch Dialog- und Sensibilisierungsarbeit auf eine Veränderung der lokalen Praktiken hinzuwirken.

Der Begriff der „Verstümmelung“ ist in seiner Schärfe wichtig, um die drastischen Eingriffe deutlich zu benennen und nicht zu verharmlosen. Zugleich zeigt die Erfahrung unserer Projektarbeit, dass viele betroffene Frauen nicht als verstümmelt bezeichnet und wahrgenommen werden möchten, da sie dies zusätzlich stigmatisiert und herabwürdigt. Darüber hinaus droht der Begriff der „Verstümmelung“ dazu beizutragen, die praktizierenden Gemeinschaften per se in eurozentrischen Stereotypen einer „barbarischen“ und „unmenschlichen“ Kultur abzuwerten.

Der Begriff der Beschneidung von Frauen (englisch „female circumcision“) läuft weniger Gefahr, die Betroffenen zusätzlich zu stigmatisieren. Er wird jedoch von vielen Seiten (etwa von den Vereinten Nationen und vielen Frauenrechtsorganisationen weltweit) abgelehnt, da er die universell geächteten Praktiken der Entfernung oder irreversiblen Beschädigung der äußeren weiblichen Geschlechtsorgane semantisch in die Nähe der Beschneidung der männlichen Vorhaut rückt, obwohl Eingriff und physische wie psychische Folgen für die Betroffenen keinesfalls vergleichbar sind.

Für alternativ diskutierte Begriffe wie das englische „Female Genital Cutting“ gibt es im Deutschen (noch) keine präzise abgegrenzte Entsprechung.

Um in unserer Arbeit für die Stärkung der Rechte von Mädchen und Frauen deutlich Position zu beziehen und zugleich die Würde der Betroffenen zu achten, hat sich Oxfam, wie andere Organisationen und Aktivist*innen auch, dazu entschieden, je nach Kontext die verschiedenen Begriffe nebeneinander zu verwenden. Dieses weithin anerkannte Vorgehen ist kein Ausdruck des Lavierens. Im Gegenteil: Es hilft Oxfam und unseren Partnerorganisationen, möglichst viele Kräfte zu bündeln, um schädliche Praktiken einzudämmen und für die Rechte sowie die reproduktive und sexuelle Gesundheit von Mädchen und Frauen einzutreten.