Lautstarke Proteste und hochrangige Konferenzen der Regierungen der Welt: Alle Jahre wieder rückt auf den Straßen und an den Verhandlungstischen die Klimakrise in den Fokus. Zehn Fakten, warum noch mehr passieren muss:

1. Reiche tragen Verantwortung

Die reichsten zehn Prozent der Weltbevölkerung, wozu auch ein Großteil der Deutschen gehört, sind für mehr als die Hälfte der weltweiten Treibhausgase verantwortlich.

Grafik mit Mensch-Icon unter großer Co2-Wolke gegenüber Menschenmenge unter kleinerer Co2-Wolke

Ein Drittel der Emissionen geht dabei auf das Konto des reichsten Prozents. Dieses eine Prozent der Menschheit verursacht doppelt so viele Treibhausgase wie die gesamte ärmere Hälfte der Weltbevölkerung.
 

2. Die Klimakrise ist menschengemacht

Wegen der Treibhausgasemissionen ist unser Planet seit Beginn der Industrialisierung schon um knapp 1,1° C wärmer geworden. Nie war die CO₂-Konzentration in der Atmosphäre in den vergangenen zwei Millionen Jahren höher als heute.

Auch natürliche Ursachen beeinflussen das Klima – ihr kombinierter Effekt ergibt sogar eine leichte Abkühlung. Das bedeutet: Die derzeit beobachtete globale Erwärmung ist vollständig von uns Menschen verursacht.
 

Grafik mit grünen Icons (Thermometer, Pfeile, Getreide) vor grauer Erdkugel

3. Globale Ernten sinken

Die globale Erwärmung wird die globalen Ernten erheblich beeinträchtigen. Wissenschaftler*innen prognostizieren, dass pro Grad Temperaturanstieg die durchschnittlichen weltweiten Erträge für Mais um rund sieben Prozent und für Weizen um rund sechs Prozent sinken könnten – allein wegen der höheren Durchschnittstemperaturen. Veränderungen der Niederschläge und auch extreme Ereignisse wie Hitzewellen oder Überschwemmungen sind dabei noch nicht eingerechnet.

Gleichzeitig wird der weltweite Bedarf an Getreide in den kommenden Jahrzehnten deutlich steigen. Grund sind nicht nur das Bevölkerungswachstum und veränderte Konsumgewohnheiten, zum Beispiel in Asien, sondern insbesondere auch nichtnachhaltige Lebensweisen in den Industrieländern – etwa der hohe Fleischkonsum.
 

Grafik mit grünen Icons (Kind vor grauem Herz gefüllt mit mehreren Essens-, Brand- und Sonnensymbolen steht gegenüber älteren Person vor Herz gefüllt mit nur jeweils einem der Symbole). Text: "Ein heutiges Kind wird doppelt so viele Waldbrände, dreimal mehr Ernteausfälle und siebenmal häufiger Hitzewellen erleben wie seine Großeltern."

4. Extremwetter und Katastrophen häufen sich

Ein Kind, das heute zur Welt kommt, wird im Durchschnitt doppelt so viel Waldbrände, doppelt bis dreimal so viele Dürren, dreimal mehr Ernteausfälle und siebenmal häufiger Hitzewellen erleben wie seine Großeltern.

Wie stark solche extremen Wetterlagen die Lebensgrundlagen beeinträchtigen, hängt von vielen Faktoren ab. In wirtschaftlich benachteiligten Ländern treffen die klimatischen Veränderungen die Menschen deutlich härter als in den Industrieländern, vor allem wegen verbreiteter Armut und Ungleichheit.
 

Grafik mit grünen Icons (Regenwolke, Sonne, Blitz, rennende Menschen) und dem Text "Im Jahr 2020 zwangen extreme Unwetter 30 Millionen Menschen in die Flucht"

5. Die Klimakrise zwingt Menschen zur Flucht

Im Jahr 2020 zwangen extreme Unwetter 30 Millionen Menschen in die Flucht – dreimal mehr als durch Konflikte vertrieben wurden. Besonders stark getroffen hat es China, die Philippinen, Indien und Bangladesch. In den Top Ten der betroffenen Länder sind die USA das einzige Industrieland.
 

6. Ökonomische Folgekosten der Klimakrise steigen

Die ökonomischen Folgekosten der Klimakrise könnten in Ländern mit niedrigem Pro-Kopf-Einkommen bis 2050 auf rund 1,5 Billionen US-Dollar ansteigen. Die Kosten für wirksamen Klimaschutz werden auch in Deutschland in jedem Fall deutlich geringer sein als die Kosten des Nichthandelns.

Einzelne Industriebranchen, etwa die der fossilen Energien, haben in einer klimagerechten Welt keinen Platz mehr. Wichtig ist, den Umbau sozial gerecht zu gestalten.
 

Grafik mit grauen Wolken im Hintergrund. Vordergrund: Thermometer, Fahne mit Aufschrift "+2,7C°" und Text: "+16 %", "CO2"

7. Globale CO₂-Emissionen legen weiter zu

Um, wie im Pariser Abkommen vereinbart, die globale Erwärmung unter der kritischen 1,5° C-Grenze zu halten, müssten die globalen Emissionen bis 2030 um knapp die Hälfte gegenüber 2010 absinken. Doch die Klimaschutzbeiträge, zu denen sich die Länder unter dem Pariser Abkommen bislang verpflichtet haben, reichen nicht aus, um dieses Ziel zu erreichen.

Ohne zusätzliche Anstrengungen werden die Emissionen in den nächsten zehn Jahren um 16 Prozent ansteigen, was eine Erwärmung um 2,7° C bis Ende des Jahrhunderts wahrscheinlich macht.

8. Verantwortung für die Klimakrise ist keine Momentaufnahme

Deutschland ist für die Klimakrise so verantwortlich wie nur wenige andere Länder. Nur die USA, China und Russland haben seit Beginn der Industrialisierung durch das Verbrennen von Kohle, Öl und Gas mehr CO₂-Emissionen verursacht. China steht hinter den USA auf Platz zwei – aber mit aktuellen Pro-Kopf-Emissionen, die noch unter denen Deutschlands liegen.

CO₂ verbleibt sehr lange in der Atmosphäre. Deshalb reicht es nicht aus, nur die aktuellen Emissionen zu betrachten, um festzustellen, wer welche Verantwortung für die Klimakrise trägt.
 

9. Finanzielle Unterstützung ist niedriger als versprochen

Die Industrieländer hatten versprochen, Entwicklungsländer pro Jahr mit 100 Milliarden US-Dollar beim Klimaschutz und der Anpassung an die klimatischen Veränderungen zu unterstützen. Doch bislang stellen sie nur rund 80 Milliarden US-Dollar pro Jahr zur Verfügung. Das ist zwar immer noch eine beachtliche Summe, beruht aber zu nicht unerheblichen Teilen auf einer großzügigen Zählweise der Geberländer.
Oxfam schätzt, dass die tatsächliche Unterstützungsleistung für echte Klima-Programme in wirtschaftlich benachteiligten Ländern bei etwa einem Viertel der gemeldeten Gelder liegt.
 

10. Klimaneutralität vor 2045 ist notwendig

Wir alle müssen unser Konsumverhalten gründlich verändern. Allerdings: Ohne die Politik wird es nicht gehen. Die neue Bundesregierung steht vor der Aufgabe, Deutschland auf einen robusten Pfad in die Klimaneutralität zu führen. Dies muss deutlich vor dem derzeit festgelegten Zieljahr 2045 geschehen – jedenfalls wenn Deutschland fair zur Bewältigung der globalen Klimakrise beitragen soll.