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Lieferung von Hygienekits in Samandag, Provinz Hatay.
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Buthaynas täglicher Einsatz im Erdbebengebiet

Nach Erdbeben in Türkei und Syrien
15. Mai 2023

Auch für Buthayna Elfaris, die 2013 mit ihrer Familie aus Syrien in die Osttürkei flüchtete, wurde das Gebiet ihre neue Heimat. Hier konnte sie mit ihren zwei Söhnen und ihrem Mann friedlich leben, nachdem sie ihren ersten Sohn und ihr gemeinsames Haus während eines Bombenangriffs in Syrien verlor. Es fiel ihr sehr schwer, ihr altes Haus dort aufzugeben:

Zuerst habe ich geweint und geschrien, dass ich nicht weggehen würde. Das war meine Heimat – der Ort, an dem mein erstgeborener Sohn sein Leben verlor. Lieber wollte ich sterben, als mein Land zu verlassen.

Doch dann traf eine Rakete ihr Haus, ihr Baby schrie laut vor Angst. Buthayna wurde klar: die Türkei ist der einzige Ausweg, der ihr und ihrer Familie bleibt.

Auch sie selbst wurde von dem Raketeneinschlag verletzt. Zu diesem Zeitpunkt war sie in der zweiten Woche schwanger. Gemeinsam trat die Familie die gefährliche Flucht an. 

Nachdem ihre Familie in der Türkei eintraf, war ihre Verzweiflung über all das Erlebte zunächst groß:

Ich habe jeden Tag geweint, nachdem ich hier ankam.

Zwei Monate später fing sie jedoch an, in einem Waisenhaus als Lehrerin der dortigen Schule zu arbeiten. Sie unterrichtete Englisch für die Kinder, die ähnliches erlebten und ihre Eltern und Familien verloren haben. Das war ein Wendepunkt für Buthayna: „Ich fühlte mich besser, wenn ich für sie da war – und auch sie halfen mir: Jeden Tag wuchs die Hoffnung in mir.

Buthayna schaffte es mit ihrer Familie zusammen ein Haus in der Türkei zu bauen. Ein Ort, an dem sie und ihre Familie in Sicherheit leben konnten. Ein Zuhause.

Sie erinnert sich gerne daran:

Ich war so stolz darauf. Ich legte einen Garten auf unserem Balkon an, den ich jeden Tag pflegte und fotografierte - besonders im Frühling und Sommer.

6. Februar 2023 Tag des Erdbebens

Ein Beben der Stärke 6,4 erschüttert auch die Provinz Hatay. 

Trümmer eines Gebäudes nach dem Erdbeben in der Türkei und in Syrien.
Rettungsteams versuchen, eingeschlossene Bewohner*innen in den eingestürzten Gebäuden des Galleria Apartments in Diyarbakir im Südosten der Türkei zu erreichen.

Innerhalb von Minuten wurde alles wieder durch das Erdbeben zerstört, was sich Buthayna und ihre Familie mühselig aufgebaut hatten. Die Traumata des Krieges waren noch nicht überwunden und schon wieder standen sie vor dem Ruin.

Die Familie entkam den einstürzenden Gebäuden wie durch ein Wunder – anderem Menschen in ihrem Umfeld und der Schulklasse, die Buthayna unterrichtete hatten leider weniger Glück: „Ich habe eine kleine neunjährige Schülerin verloren, die immer lächelte. Sie wurde unter den Trümmern begraben.“, erzählt sie.

Buthaynas Familie entscheidet sich, sich aufzutrennen. Denn für ihre beiden Söhne ist es sicherer in Ankara bei ihren Großeltern zu leben. Sie selbst hingegen entschließt sich, in Hatay zu bleiben - für die Menschen:

„Ich arbeite bei Oxfam als Dolmetscherin. Bei der Verteilung von Hilfsgütern spiele ich eine wichtige Vermittlerrolle gemeinsam mit den verschiedenen türkischen Gemeinschaften sowie den syrischen Geflüchteten. Ich spreche über Bedürfnisse, aber zeige ihnen auch Liebe. Ich versuche den Menschen zu helfen, sich sicher zu fühlen.“

Ich sage ihnen: ,Ihr seid nicht alleine. Wir sind in eurer Nähe. Ich unterstütze euch – ich werde euch zuhören.‘

Und so gibt Buthayna alles für ihre Familie und für die Menschen vor Ort. Dabei macht sie keinen Unterschied zwischen den Menschen, sondern schafft Verbindung. Sie ist Schnittstelle, sowie Vertrauensperson hilfsbedürftiger Menschen vor Ort: „Wenn sie mich ansehen und lächeln, dann gibt mir das Kraft.“

Wir danken Buthayna und den Helferinnen und Helfern vor Ort für ihren täglichen selbstlosen Einsatz.

Für all die Kraft, die sie in ihre Arbeit stecken und die Liebe, die sie damit verbreiten. Buthayna bleibt zuversichtlich. Sie erzählt uns, was sie für später plant: „Ich möchte ein drittes Haus bauen und neue Blumen pflanzen. Ich werde darin einen großen Garten für meine Kinder anlegen.“

Wir hoffen, dass sie und die Menschen in den betroffenen Gebieten schnellstmöglich wieder sicher mit ihren Familien zusammenleben können. Bis dahin bleiben wir vor Ort.

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