Millionen Menschen in Zentralafrika, Indien und China sind von Überschwemmungen nach sintflutartigen Regenfällen betroffen. Im Frühjahr fraßen erneut gewaltige Heuschreckenschwärme die Felder in Kenia kahl, überall auf der Welt wüteten gewaltige Waldbrände, angefacht von Hitze und Trockenheit. Und nicht zuletzt die verheerenden Fluten in Deutschland: Wo man hinschaut, die Zeichen der sich verschlimmernden Klimakrise sind allerorten zu sehen – so bestätigt es auch der jüngste Bericht des UN-Wissenschaftsrats zum Klimawandel (IPCC).

Ein Heuschreckenschwarm zerstört Felder im Dorf Katitika in Kenia
Heuschreckenplage in Kenia: Ein Heuschreckenschwarm zerstört Felder im Dorf Katitika in Kenia

In der Regel trifft es die Menschen in Ländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas am schwersten, obwohl sie zu der Krise nichts beigetragen haben. Die reichsten zehn Prozent der Weltbevölkerung sind für mehr als die Hälfte der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich, die ärmeren 50 Prozent der Weltbevölkerung für ganze sieben Prozent. Was auch ein Beleg dafür ist, wie sehr unser Wirtschaftssystem nicht nur die ökologischen Grenzen unseres Planeten sprengt. Sondern wie es vor allem den Reichtum einer im Weltmaßstab eher kleinen, wohlhabenden Gruppe von Menschen schützt. Die große Mehrheit, Milliarden von Menschen vor allem in wirtschaftlich benachteiligten Ländern, in denen die Klimakrise heute schon Armut, Hunger und Ungerechtigkeit verschärft, bleibt außen vor.

Um das im Pariser Klimaabkommen verankerte Ziel zu erreichen, die globale Erwärmung auf maximal 1,5°C über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen, muss der weltweite Ausstoß von Treibhausgasen bis 2030 halbiert und bis zur Jahrhundertmitte auf null reduziert werden. Die Chancen, dass das auch passiert, sind angesichts der mageren Klimaschutzziele der Länder gering. Auch die Bundesregierung musste erst vom Bundesverfassungsgericht dazu gezwungen werden, ihre Klimaschutzziele nachzubessern, weil sie mit ihren bisherigen Zielen die Grundrechte künftiger Generationen beeinträchtigt hätte.

Machen wir die Bundestagswahl zur Klimawahl!

Überhaupt Deutschland: Zwei Legislaturperioden hatte die Große Koalition nun Zeit, um Deutschland auf einen klimafreundlichen und klimagerechten Entwicklungspfad zu setzen. Genutzt haben CDU/CSU und SPD die Zeit nur halbherzig. Stattdessen werden die Klimaziele für 2030 und 2040 nach bisherigem Stand deutlich verfehlt, wird erst 2038 das letzte Kohlekraftwerk abgeschaltet und gab es Steuermilliarden für die Betreiber von Kohlekraftwerken. Zudem wurden der Ausbau der Windenergie nahezu komplett abgewürgt und in der Branche Zehntausende Arbeitsplätze vernichtet. In den Sektoren Verkehr und Landwirtschaft sind die Emissionen seit Antritt der GroKo wegen der Widerstände in den zuständigen Ministerien quasi nicht gesunken. Und erst nach massivem Druck von Deutschlands internationalen Partnern hat die Bundesregierung zugesagt, die Klima-Hilfen für wirtschaftlich benachteiligte Länder zu steigern.

Dürre in Äthiopien
Dürre in Äthiopien: Das Agrar- und Ernährungssystem verursacht große Umwelt- und Klimaschäden.

Wir können die kommende Bundestagswahl zur Klimawahl machen und für konsequenten Klimaschutz stimmen. Wir können die Bewältigung der Klimakrise als riesige Gelegenheit begreifen, unsere Gesellschaft moderner, demokratischer und gerechter aufzustellen. Dazu gehören nicht nur ein Kohleausstieg bis 2030 und der komplette Umstieg auf erneuerbare Energien. Dazu gehört unter anderem auch eine klima- und umweltfreundliche Landwirtschaft mit fairen Preisen für die Erzeuger*innen auch in Ländern mit weit verbreiteter Armut und eine Verdoppelung der finanziellen Unterstützung für wirtschaftlich benachteiligte Länder, die vom Klimawandel betroffen sind.

Dafür unterstützen wir den Globalen Klimastreik am 24. September und rufen Sie – unsere Unterstützer*innen – ebenfalls zur Teilnahme auf. Lassen Sie uns gemeinsam mit Fridays for Future und einem breiten Bündnis bundesweit auf die Straßen gehen – natürlich unter Beachtung der bestehenden Corona-Regeln. Wo? In München, Karlsruhe, Bochum, Potsdam, Frankfurt, Dresden, Neupfarrplatz, Koblenz, Braunschweig, Regensburg, Biebergemünd, Minden, Remscheid, Berlin und vielen anderen Orten weltweit. Einen Klimastreik in Ihrer Nähe finden Sie hier! Für eine nächste Bundesregierung, die beim Klimaschutz endlich Ernst macht.

Treffpunkt für den Klimastreik in Berlin

Oxfam-Mitarbeiter*innen und Unterstützer*innen in Berlin treffen sich am 24. September um 12 Uhr an der Ecke Paul-Löbe-Allee/Heinrich-von-Gagern-Straße. Achtung: Der Zugang zum Gelände ist nur von Norden aus (Hauptbahnhof, U Bundestag) möglich. Von Süden her (Scheidemannstraße, Brandenburger Tor, Tiergarten) ist wegen Aufbauarbeiten für den Marathon kein Zugang möglich. Bei Anreise mit dem Fahrrad wird empfohlen, etwas Zeit für die Suche nach geeigneten Abstellplätzen und den Fußweg zum Treffpunkt einzuplanen. Wir freuen uns auf alle, die am Freitag mit dabei sind!

Die Grafik zeigt die Startpositionen der Demo-Blöcke für den Klimastreik. Der NGO-Block trifft sich um 12 Uhr an der Kreuzung Paul-Löbe-Allee/Heinrich-von-Gagern-Straße.
Startpositionen der Demo-Blöcke für den Klimastreik. Der NGO-Block (links in der Mitte in Mittelblau) trifft sich um 12 Uhr an der Kreuzung Paul-Löbe-Allee/Heinrich-von-Gagern-Straße.

6 Kommentare

NATUR IST GLÜCKLICH ! Rilke
Auf dass, das so bleibt.

Unser Problem beim Triell ist nicht, dass Laschet Vierter wurde. Wer auch immer das so sieht, sei dahingestellt. Unser wohlstandsverwöhntes Leben beruht auf einer völlig abgehalfterteten Ressourcenlage und Übernutzung der Erde seit Jahrzehnten. Und da fehlte bei dem antretenden Trio jede Opposition, leider. Die E-Traum-Ideologie konnte letztes Jahr vielleicht ein paar leicht zu Überredende überzeugen, mich nicht: 2018 hatten wir im Gesamt-Mix nur 14 % regenerative Energie (ageb=Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen, wirklich seriös und sollte auch dem Trio öfters vorgehalten werden). Wir sind da um 6 % unter dem Weltdurchschnitt und fast 80 %!!! unter Uganda. Eine schmähliche Schande und Rücksichtslosigkeit da von Politik zu sprechen. So etwas ist Ignoranz. Wenn alle leben würden wie wir, wären der Klimawandel schon längst unumkehrbar und das Artensterben viel weiter. Grund zum Stolz? Die Klimaziele, die bekanntermaßen zu nieder angesetzt waren, wurden nur wegen der Corona-Maßnahmen erreicht (-7 % CO2-Emissionen weltweit, seit dem 2. Weltkrieg ist nicht annähernd Entsprechendes erreicht worden). So liegt in mancher doch aufgeblasenen Krise eine Chance. Dieses Jahr hat wegen Windschwäche und Wirtschaftsstärke !!! die Kohle wieder die Führung vor dem Wind zurückerobert. Die irre Digitalisierung tut ein übriges. Autos werden dermaßen technisch aufgerüstet, dass ihre Reichweite weiterhin lächerlich bleibt. Viele Hybridfahrer haben beim 1. und 2. Kundendienst ihre Steckdose noch nicht einmal benutzt, der Stecker ist noch originalverpackt, ein völlig schizophrenes Massenphänomen. Einige % aus der Biomasse in der Stromerzeugung sind angebautes Palmöl im abgeholzten oder -brannten Regenwald, das in krankheitsanfälligen Plantagen nach dem Zerstören des wertvollen Micchorizen-Wurzelsystems mit großem Aufwand erzeugt und dann nach Europa verschifft wird. Mercosur ist am Regenwald gezündelt, nur um Auto- und Maschinenbau-Industrie weiteren Absatz zu sichern, mit dem dortigen Soja und Fleisch unsere Landwirtschaft und Ernährung weiter zu verkünstlichen (äußerst energieverschwendend) und nach weiteren Rodungen und Straßenbau dort mit dem einen Finger auf die profitierenden Reichen hinzuzeigen, drei weisen auf den wahren Brandstifter, die Besitzgier und Aktienkursanhänger. Meine Meinung ist ganz einfach, die Petition "Ökozid strafbar machen" bei change.org von allen Seiten unterstützen, d. h. alle, die das ähnlich sehen und vor allem alle Umweltverbände, Naturschutzbehörden, Kirchen, Kommunen einmal den Mund aufmachen und ein Zeichen setzen. Mit der Erde ist nicht zu verhandeln wie mit China oder Brasilien, sie kennt ihre Parasiten seit Jahrmillionen und -iarden und täuscht sich nicht, wenn sie vorsichtig, aber deutlich zeigt, wo es lang geht. Die Parteien der Mitte, gerade die Grünen sind im Sumpf einer Wachstumsideologie von ihrem Pfad völlig und dem guten Verfassungsauftrag, der die Würde aller Menschen für unantastbar erklärt, abgekommen, sie agieren fast nur noch um Macht und Wählerstimmen zu sammeln. Menschenwürde ist erst da, wenn würdig entschieden wird, nicht durch Wegschauen und Schönreden. Das gehört strafrechtlich verfolgt und wird viele Spitzenpolitiker hierzulande und in den befreundeten Demokratien treffen müssen und ebenso viele Konzerne. Nicht Arbeit und Leistung ist die Währung der Zukunft, sondern Suffizienz und Achtsamkeit auf die Schwachen weltweit. Verknappung sollte Solidarität bringen, keinen Krieg: Gesundschrumpfen!
Es gibt Splitterparteien, die neue Ansätze bringen, die ÖDP fordert seit ihrem Bestehen 1982 ein Null-Wachstum, jetzt deutlich eine Postwachstums-Wirtschaft.
Bitte mit Ernst wählen und Gespräche mit Bekannten und Freunden nicht scheuen. Die Entscheidungsträger wirklich offen ansprechen und mahnen, ist die Aufgabe eines jeden ehrlichen Bürgers. Jeder über 50 hat einen großen Anteil an dem jetzigen Schlamassel, das viele sich nicht eingestehen wollen oder können, weil dann wäre da ja nicht nur die finanzielle Schuld, die einer noch abtragen will durch Amortisieren oder Arbeiten. Und wir Älteren sollten gerne etwas vom Wohlstand hergeben für mehr Zukunft der Menschen im globalen Süden, eine andere Landwirtschaft mit Respekt vor guter Bewirtschaftung auch ökologisch und regional, artgerechte Tierzucht und -haltung. Derweil leuchtet das Schild auf:
Umkehr durch Befreiung vom Überfluss, mehr Nähe, mehr Transparenz, mehr Realität statt Gelddenken und Konsumrausch.
Meine besten Wünsche in dieser turbulenten Zeit für eine Umkehr zum Leben mit Bodenhaftung und zunehmender Gerechtigkeit beim Fairteilen von Lasten und Freuden.

Ja, der Aufruf zu einem "Klimastreik" ist extrem wichtig. Das entsprechende kleine Plakat klebt an unserem Briefkasten neben den Briefkästen weiterer 16 Mitbewohner/-innen unseres Hauses.

Kommentieren

Wir freuen uns über anregende Diskussionen, sachliche Kritik und eine freundliche Interaktion.

Bitte achten Sie auf einen respektvollen Umgangston. Auch wenn Sie unter einem Pseudonym schreiben sollten, äußern Sie bitte dennoch keine Dinge, hinter denen Sie nicht auch mit Ihrem Namen stehen könnten. In den Kommentaren soll jede*r frei seine Meinung äußern dürfen. Doch es gibt Grenzen, deren Überschreitung wir nicht dulden. Dazu gehören alle rassistischen, rechtsradikalen oder sexistischen Bemerkungen. Auch die Diffamierung von Minderheiten und Randgruppen akzeptieren wir nicht. Zudem darf kein*e Artikelautor*in oder andere*r Kommentator*in persönlich beleidigt oder bloßgestellt werden.

Bitte bedenken Sie, dass Beleidigungen und Tatsachenbehauptungen auch justiziabel sein können. Spam-Meldungen und werbliche Einträge werden entfernt.

Die Verantwortung für die eingestellten Kommentare sowie mögliche Konsequenzen tragen die Kommentator*innen selbst.