Vom 29. November bis zum 10. Dezember 2010 haben im mexikanischen Cancún über 190 Regierungsdelegationen über die Zukunft des weltweiten Klimaschutzes verhandelt.

Nachdem ein Jahr zuvor auf dem UN-Klimagipfel in Kopenhagen die Verhandlungen für ein Abkommen weitgehend gescheitert waren, sind in Cancún zumindest einige Zwischenschritte vereinbart worden. Sie könnten nun bis zur nächsten Weltklimakonferenz in Südafrika Ende 2011 zu umfassenderen Vereinbarungen führen.

Die wichtigsten Ergebnisse von Cancún sind die folgenden:

  • Einrichtung des Klima-Fonds für arme Länder: Nach zähem Ringen bis zur letzten Stunde haben die Regierungen nun diesen bereits in Kopenhagen versprochenen Fonds eingerichtet. Das ist ein erster, wichtiger Schritt, um den armen Ländern bei der Anpassung an die klimatischen Veränderungen und der klimafreundlichen Entwicklung zu helfen. Es bleibt aber noch viel zu tun, etwa in der Frage, durch welche Geldquellen der Fonds gespeist werden soll. In Kopenhagen hatten die reichen Länder den armen Ländern versprochen, ihre Unterstützung bis 2020 auf jährlich 100 Mrd. US-Dollar anwachsen zu lassen.
  • Anerkennung des 2°C-Ziels: Im Ergebnisdokument von Cancún ist das wichtige Ziel der Staatengemeinschaft festgeschrieben worden, den Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur auf unter 2°C über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen. Darüber hinaus soll später überprüft werden, ob das Ziel auf 1,5°C verschärft wird. Allerdings ist schon das 2°C-Ziel mit den momentan vorgelegten Reduktionszielen und Klimaschutzmaßnahmen nicht zu erreichen.
  • Verankerung der Reduktionsziele: Die bisher angekündigten Klimaziele der Industrieländer und die Maßnahmen der Schwellenländer wurden formal verankert. Damit sind sie zwar noch nicht völkerrechtlich verbindlich, aber zumindest formal Teil der künftigen Verhandlungen. Insbesondere die Reduktionsziele der Industrieländer sind völlig unzureichend, um den Klimawandel langfristig auf ein beherrschbares Ausmaß zu begrenzen. Die Konferenz rief die Staaten immerhin dazu auf, die Ziele bzw. das Ausmaß der Klimaschutzanstrengungen zu erhöhen. Die Europäische Union sollte diesen Schritt nun dringend vornehmen, und ohne weitere Vorbedingungen das bisherige europäische Ziel von nur 20 Prozent Reduktionen bis 2020 auf mindestens 30 Prozent erhöhen.
  • Völkerrechtliche Form des künftigen Abkommens bleibt unklar: Japan, Kanada und Russland hatten zwei Wochen lang versucht, eine neue Verpflichtungsrunde des Kyoto-Protokolls mit bindenden Reduktionszielen für Industrieländer zu verhindern. Das ist ihnen nicht gelungen. Ihre Beteiligung an einer solchen neuen Runde ist aber nach wie vor zweifelhaft, was das Weiterbestehen des Kyoto-Protokolls insgesamt gefährdet. Ungeklärt bleibt auch die völkerrechtliche Form eines umfassenden Abkommens (neben dem Kyoto-Protokoll), das für die nächste Weltklimakonferenz 2011 wieder auf der Tagesordnung stehen wird und die USA und die großen Schwellenländer stärker zu Klimaschutz verpflichten soll.

Trotz der Unzulänglichkeiten könnte sich Cancún im Nachhinein noch als Rettungsanker für den internationalen Klimaschutz herausstellen. 2009 war Kopenhagen noch an der Unversöhnlichkeit der Verhandlungsparteien gescheitert. Viele Akteure hatten damals die Ansicht vertreten, die Vereinten Nationen seien nicht in der Lage, wirksame Vereinbarungen zum Klimaschutz zu treffen. Der Pragmatismus von Cancún hat das Gegenteil gezeigt. Allerdings wurden, mit Ausnahme der Einrichtung des Klima-Fonds, nur wenig konkrete Fortschritte erzielt; insbesondere die Reduktionsziele der reichen Industrieländer bleiben weiter völlig unzureichend. Das liegt aber nicht am gewählten Forum, sondern eher an der mangelnden Bereitschaft der Regierungen, das ihrige zum weltweiten Klimaschutz beizutragen. Hier bleibt noch viel zu tun.