Verheerende Hungerkrise
Ostafrika steckt inmitten einer verheerenden Hungerkrise. Das Horn von Afrika erlebte nach drei aufeinanderfolgenden schwachen Regenzeiten eine der schwersten Dürreperioden der letzten Jahre. Darauf folgten extreme Regenfälle mit massiven Überschwemmungen, die weite Teile des Ackerlandes zerstörten und die Ernten vernichteten.
Millionen Menschen in Somalia, Kenia, Äthiopien und dem Südsudan sind aufgrund anhaltender Konflikte akut von Hunger bedroht. Dürren und Überschwemmungen verstärken die Nahrungsmittelkrise in Ostafrika. Die Menschen haben nicht genügend zu essen, benötigen sauberes Trinkwasser und sind auf weitere Güter der humanitären Hilfe angewiesen.
Es herrscht Wasserknappheit
Viele Menschen in der Region sind aufgrund der vorherrschenden Wasserknappheit dazu gezwungen, Wasser aus verunreinigten Wasserquellen zu beziehen. Sie laufen somit Gefahr, sich mit Krankheiten zu infizieren, die durch verunreinigtes Wasser übertragen werden (sogenannte wasserbürtige oder wasserbezogene Krankheiten). Dazu zählen beispielsweise infektiösen Krankheiten wie Cholera, Durchfall sowie Hepatitis A und E.
Regen, der regional als Extremwetterereignis einsetzt, kann von dem ausgedörrten Boden nicht aufgenommen werden. Durch den Wechsel von Trockenheit und extremen Wassermassen kommt es zu Überflutungen. Dadurch werden Nährstoffe aus den bereits ausgelaugten Böden gespült und bestehende Wasserinfrastruktur beschädigt.
Die Situation in Ostafrika in Zahlen
- Kenia ist von einer beispiellosen Dürre betroffen. Schätzungsweise 4,4 Millionen Menschen sind von großer Ernährungsunsicherheit bedroht, und mehr als 4,1 Millionen haben keinen Zugang zu ausreichend Wasser für den täglichen Bedarf. Mehr als 2,5 Millionen Tiere sind verendet, und 884 500 Kinder leiden an akuter Unterernährung. Die Dürre hat auch zu Konflikten um Ressourcen geführt, was die Situation vor allem für Frauen und Kindern verschärft. Extreme Regenfälle führen zu Überflutungen und verschärfen die Gefahr, dass sich ansteckende Krankheiten schnell ausbreiten können.
- Mehr als 3,8 Millionen Menschen werden in Somalia aufgrund der Auswirkungen der Klimakrise, von Konflikten und anderen Sicherheitsfaktoren nach wie vor innerhalb des Landes vertrieben. Seit Anfang des Jahres sind fast 1,55 Millionen Somalis auf der Suche nach Schutz und Hilfe aus ihrer Heimat geflohen. Davon sind etwa 606 000 Menschen vor Konflikten und Gewalt auf der Flucht und 437 000 Menschen wurden durch die Dürre dazu gezwungen. Frauen und Kinder machen mehr als 80 Prozent der innerhalb des Landes Vertriebenen aus und sind erheblichen Schutzrisiken ausgesetzt.
- In ganz Äthiopien benötigen etwa 4,6 Millionen Vertriebene Hilfe. Das Land ist aufgrund verschiedener Krisen und Konflikte mit zahlreichen humanitären Notlagen konfrontiert. Allein in der Region Somali leiden 3,5 Millionen Menschen unter kritischem Wasser- und Nahrungsmittelmangel. Fast eine Million Nutztiere ist verendet, und die Hirt*innen, deren Überleben ausschließlich von der Viehzucht abhängt, stehen vor dem Nichts.
- Im Südsudan werden schätzungsweise 8,3 Millionen Menschen in der trockenen Jahreszeit (Mai-Juli) aufgrund der Verschärfung klimatischer und wirtschaftlicher Schocks von schwerer Ernährungsunsicherheit betroffen sein.
Oxfam ist vor Ort und leistet akute Nothilfe. Wir stellen vor allem Trinkwasser sowie Nahrungsmittel bereit und unterstützen Menschen finanziell, damit sie lebensnotwendige Dinge erwerben können. In den kommenden Monaten wollen wir damit 1,3 Millionen Menschen in der Region erreichen.
Die Welt darf Ostafrika nicht den Rücken kehren
Eine schwere Hungersnot konnte in Ländern wie Somalia durch humanitäre Hilfe bislang vermieden werden. Allerdings sind bisher nur 20 Prozent des aktuellen 7-Milliarden-Dollar-Aufrufs der Vereinten Nationen für Äthiopien, Kenia und Somalia finanziert. Das reicht bei weitem nicht aus, um Unterstützung für Millionen von Menschen am Rande des Abgrunds sicherzustellen.
*Name zum Schutz der Person geändert oder gekürzt.