„Das Massensterben muss enden“

Muhsin Siddiquey, Oxfams Landesdirektor im Jemen, erklärt: „Im Jemen wird inzwischen auf alles und jeden geschossen. Menschen, die auf Hochzeiten, Beerdigungen oder zum Markt gehen, riskieren ihr Leben. Das Leid, dem die Menschen ausgesetzt werden, ist unerträglich, ein Angriff auf unsere gemeinsame Menschlichkeit. Die mächtigsten Staaten dieser Welt versagen dabei, für die Einhaltung ihrer Werte einzustehen. Es ist ein schändliches Kapitel doppelzüngiger Diplomatie, verdeckten Deals und offener Scheinheiligkeit. Im Jemen finden regelmäßig Kriegsverbrechen statt. Die Täter und direkt Beteiligten müssen hierfür zur Verantwortung gezogen werden. Das Massensterben muss enden.“

Angriffe auf Märkte, Krankenhäuser und Schulen

Trotz der Zusicherung einer Feuerpause im Kampf um die Hafenstadt Al-Hudeida gab es Anfang August einen Mörserangriff auf einen belebten Markt, der 41 Zivilist*innen tötete – darunter sechs Kinder und vier Frauen. Weitere 111 Zivilist*innen wurden verletzt. Auch bei einem weiteren Mörserangriff auf ein städtisches Krankenhaus kam es zu zivilen Opfern.

Am 9. August wurden ein Markt und ein Bus mit Schulkindern bombardiert, wobei 100 Zivilist*innen zu Tode kamen, die meisten davon Jungen unter 13 Jahren. Innerhalb der folgenden Woche wurden bei einem weiteren Luftangriff mindestens 22 Kinder und vier Frauen getötet.

Ein UN-Bericht listet zahlreiche weitere Attacken auf: 16 Fischer wurden durch einen Luftangriff getötet, eine Frau durch einen Heckenschützen, zwei Kinder durch eine Streubombe. Schulen, Wohnhäuser, Bauernhöfe und andere Orte wurden angegriffen und viele unschuldige Familien getroffen.

Hilfsorganisationen haben große Probleme vor Ort zu helfen, denn die Kämpfe und Straßenblockaden erschweren ihre Arbeit. Zerstörte Wasserversorgung und Sanitäreinrichtungen in Al-Hudeida sowie anderen Teilen des Landes führen dazu, dass Tausenden Menschen keinen Zugang zu Trinkwasser haben und die Cholera-Gefahr steigt.