Der heute veröffentlichte Oxfam-Bericht „Nowhere but Out“ zeigt die katastrophale Lage von geflüchteten Kindern an der Grenze zwischen Italien und Frankreich. Oxfam hat Aussagen von Kindern und Jugendlichen dokumentiert. Sie berichten, dass sie von französischen Beamten körperlich und verbal misshandelt und über Nacht in Gefängniszellen eingesperrt wurden – ohne Essen, Trinken oder Decken sowie ohne Zugang zu offiziellen Betreuungspersonen.
Zudem fälschten Polizisten häufig die Papiere und Aussagen von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen, um sie älter erscheinen zu lassen, oder um den Anschein zu erwecken, dass sie freiwillig zurückkehren möchten. Den Zeugenaussagen zufolge werden sie anschließend in Züge zurück nach Italien gesetzt, was jedoch gegen französisches und EU-Recht verstößt. Gemäß der EU-Dublin-Verordnung dürfen unbegleitete minderjährige Flüchtlinge nicht in ein Land zurückgeschickt werden, wenn sie in einem anderen Land Asyl suchen, da sie als besonders schutzbedürftig gelten.
Kinder, Frauen und Männer, die vor Verfolgung und Krieg flüchten, dürfen nicht auch noch von Beamten in Frankreich und Italien misshandelt werden.
Gefährliche Situation für Geflüchtete
Auf italienischer Seite können die schutzsuchenden Menschen nicht angemessen untergebracht werden. Camp Roja, die einzige Aufnahmeeinrichtung in der Nähe der Grenze bei Ventimiglia, hat bei Weitem zu wenige Plätze, um die Flüchtlinge aufzunehmen. Zudem weist das Camp gravierende hygienische Mängel auf.
In der Folge müssen viele Menschen unter einer Autobahnbrücke kampieren, wo sie jedoch unter extrem unsicheren Bedingungen leben. So werden ihre Zelte oder notdürftig aus Kartons errichteten Behausungen regelmäßig auf Anordnung der örtlichen Behörden zerstört.
Oxfam ist vor Ort
2017 sind in Italien mehr als 17.000 geflüchtete Kinder angekommen, von denen über 90 Prozent unbegleitet waren. Diese Kinder, die häufig vor Verfolgung und Krieg in ihren Heimatländern geflohen sind, benötigen in Europa uneingeschränkten Schutz statt Misshandlung und Schikane. Dazu braucht es endlich eine gerechte Aufnahmeregelung innerhalb der EU, die am Wohl der Geflüchteten orientiert ist.
Oxfam ist vor Ort und unterstützt die Geflüchteten außerhalb der offiziellen Aufnahmeeinrichtungen in Ventimiglia mit Rechtsberatung, sonstigen Informationen sowie mit Decken und Hygieneartikeln.
Den kompletten „Nowhere but Out“-Bericht (englisch) können Sie hier herunterladen.
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