Wirtschaftliche Schäden, globale Ernteausfälle durch Extremwetter und zusätzliche Todesfälle aufgrund von Hitze – die Klimakrise hat lebensbedrohliche Konsequenzen, besonders für Menschen in wirtschaftlich benachteiligten Ländern. Und sie gerät an immer kritischere Kipp-Punkte: Das Paris-Abkommen von 2015 – das internationale Ziel, die Erderhitzung auf nicht mehr als 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit ansteigen zu lassen – ist kaum noch zu erreichen. 2023 und 2024 wurde die 1,5-Grad-Marke schon überschritten. Damit wenigstens eine 50%-ige Wahrscheinlichkeit bleibt, das 1,5-Grad-Ziel langfristig zu erreichen, dürfen die globalen Emissionen 250 Gigatonnen CO2 nicht überschreiten („CO2-Budget“).

Der CO2-Ausstoß von Menschen ist jedoch enorm ungleich. Der Bericht „Carbon Inequality Kills“ zeigt, dass Einschränkungen im Investitions- und Konsumverhalten der reichsten Menschen der Welt schon einen enorm positiven Effekt auf die Reduzierung von Treibhausgasen hätten.

  • 50 der reichsten Menschen der Welt stoßen durch ihre Investitionen, Riesenjachten und Privatjets innerhalb von 90 Minuten mehr CO2 aus als eine durchschnittliche Person in ihrem ganzen Leben.
  • Alleine in ihren Privatjets verbringen Superreiche 425 Stunden im Jahr (bei durchschnittlich 184 Flügen) und stoßen mehr als 2.000 Tonnen Kohlenstoffdioxid aus. Das entspricht einem Wert, für den ein Mensch aus der weniger wohlhabenden Hälfte der Weltbevölkerung etwa 2.000 Jahre lang leben müsste.
  • Würden alle so viel CO2 ausstoßen wie 50 der reichsten Milliardär*innen, wäre das CO2-Budget innerhalb von zwei Tagen aufgebraucht. Und auch beim Durchschnitt der reichsten 1% der Weltbevölkerung wäre es in fünf Monaten aufgebraucht.

Die Einschränkung der Emissionen einer kleinen Elite hätte also positive Folgen für den großen Teil der Weltbevölkerung.

Die Klimakrise ist ungerecht

Dabei sind es ausgerechnet die reichsten Menschen der Welt, die gut gegen die negativen Folgen der Klimakrise geschützt sind. Die Konsequenzen muss vor allem die einkommensschwache Hälfte der Weltbevölkerung tragen: Obwohl diese Menschen kaum zum hohen CO2-Ausstoß beigetragen haben (nur 8% der globalen Emissionen), sind sie am stärksten von Wetterextremen, Dürren, Überflutungen und Hunger infolge des Klimawandels betroffen. Die Schäden der Klimakrise betreffen vor allem marginalisierte Gruppen: Menschen aus einkommensschwachen Ländern, insbesondere Frauen und Mädchen, und solche, die ohnehin schon in Armut leben.

Eines der größten Probleme in der erfolgreichen Bewältigung der Klimakrise besteht darin, dass Superreiche gar nicht oder nicht in ausreichendem Maße in nachhaltige Innovationen und Unternehmen investieren. Im Gegenteil: Viele Unternehmen, die mit den reichsten Milliardär*innen in Verbindung stehen, lobbyieren aktiv gegen nachhaltige Klimapolitik. Dabei wäre das zur Verfügung stehende Vermögen dieser Menschen gewaltig. Insgesamt verfügen die weltweit 2.781 Milliardär*innen über 14,2 Billionen US-Dollar. Würde man dieses Geld in erneuerbare Energien und Energieeffizienz investieren, wäre die Finanzierungslücke zwischen den Plänen des Paris-Abkommens und den tatsächlichen Maßnahmen geschlossen.

Superreiche in die Pflicht

Die Verantwortung und die Möglichkeiten, auf drastische und schnelle Weise die CO2-Emissionen zu senken, liegen eindeutig auf Seiten der reichsten Menschen der Welt sowie der Regierungen in einkommensstarken Ländern. Der Bericht skizziert Maßnahmen für eine gerechte Klimapolitik:

  1. Die privaten Emissionen der reichsten Menschen der Welt reduzieren (z.B. mit erheblichen Steuern auf CO2-intensive Luxusgüter wie Privatjets, Superjachten und SUVs);
  2. Faire Steuersätze auf Einkommen und Vermögen erheben (z.B. mit einer globalen 60%-Steuer für die einkommensstärksten 1% der Weltbevölkerung und einer weltweiten Vermögenssteuer);
  3. Ein umfassender Wandel unseres globalen Wirtschaftssystems, das auf Ausbeutung natürlicher Ressourcen und Profitmaximierung ausgelegt ist, hin zu einem nachhaltigen und bedürfnisorientierten Wirtschaftskreislauf.

Die Klimakrise darf nicht auf dem Rücken derjenigen ausgetragen werden, die sie nicht verursacht haben. Klimagerechtigkeit kann nur existieren, wenn sie die Menschen in die Pflicht nimmt, die zur ökologischen Krise maßgeblich beitragen.