Ungleichheit weltweit bekämpfen

Die rasant wachsende wirtschaftliche Ungleichheit reißt auch zwischen den Geschlechtern eine Kluft: Insgesamt sind die Löhne von Frauen auf der ganzen Welt deutlich niedriger als diejenigen der Männer, und nach wie vor sind Frauen in Führungspositionen stark unterrepräsentiert. Deutschland ist da keine Ausnahme. Weniger Teilhabe bedeutet für Frauen jedoch auch weniger Macht, um die Verhältnisse zu ändern. Gezielt Frauen zu unterstützen – beispielsweise dabei, finanziell unabhängig zu werden, selbst über ihr Leben und ihren Körper zu bestimmen – , ist deshalb ein wichtiger Teil von Oxfams Arbeit.

Umso fassungsloser war auch ich, als ich erfuhr, dass einige Oxfam-Mitarbeiter 2011 nach dem Erdbeben in Haiti und auch 2006 im Tschad ihre Macht ausgenutzt haben, um Frauen sexuell auszubeuten. Dies ist unentschuldbar und hat mich sowohl als Geschäftsführerin von Oxfam Deutschland als auch persönlich als Frau getroffen. Auch wenn es sich nicht um von Oxfam Deutschland geförderte Projekte handelte – als Teil des Oxfam-Verbunds müssen wir für Fehlverhalten bei anderen Mitgliedern einstehen.

Direkt nach Bekanntwerden der Fälle vor sieben Jahren hat Oxfam Hotlines eingerichtet, um die Meldung von Übergriffen zu ermöglichen, hat Vertrauenspersonen eingesetzt und den Verhaltenskodex verschärft, den alle entsandten Mitarbeiter*innen unterzeichnen. Derzeit
arbeiten wir daran, diese Prozesse noch wirksamer und transparenter zu gestalten – sowohl auf internationaler Ebene als auch bei Oxfam Deutschland. Auf S. 36 finden Sie den aktuellen Stand unserer Aktivitäten sowie Angaben zu Vorfällen im Berichtszeitraum.

Wichtig ist, dass unsere Maßnahmen vor Ort – und damit die Menschen in Not, die davon profitieren – nicht unter dem Fehlverhalten einiger weniger leiden. Umso dankbarer bin ich den vielen Unterstützer*innen, die nach wie vor zu uns stehen. Mit rund sechs Millionen Euro haben wir 2017/18 50 Prozent mehr Spenden als im Jahr zuvor eingenommen: Mittel, die unseren Projekten und Kampagnen in aller Welt zugutekommen. Ich wünsche mir, dass unsere Spender*innen uns auch in diesem Jahr gewogen bleiben. Denn um die dringlichen weltweiten Herausforderungen tatkräftig angehen zu können, brauchen wir ihre Unterstützung.

Insgesamt lagen die Einnahmen im Wirtschaftsjahr 2017/18 bei 35,2 Millionen Euro: Geld, mit dem wir Menschen in Krisengebieten mit dem Nötigsten versorgen konnten, mit dem wir Frauen dabei unterstützen konnten, ihre Rechte durchzusetzen, und mit dem wir uns für eine Welt starkmachen konnten, in der Geld und Macht ausgeglichen verteilt sind: Eine gerechte Welt. Ohne Armut.

Mein herzlicher Dank geht an alle, die dabei an unserer Seite sind!

Marion Lieser, Geschäftsführerin Oxfam Deutschland e.V.

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