Das Ziel der Bundesregierung war eindeutig: Gemäß der nachhaltigen Entwicklungsziele (Sustainable Development Goals, GDSs) der Weltgemeinschaft bis 2030 sollte der Hunger beendet und Ernährungssicherheit für alle Menschen auf dem Planeten gewährleistet werden. Im Koalitionsvertrag der Ampel-Parteien war festgeschrieben, dass nachhaltige, agrarökologische Ansätze ebenso gefördert werden sollen wie der Wissens- und Technologietransfer im Bereich kleinbäuerlicher Landwirtschaft.
Die agrarökologische Transformation ist in Anbetracht der Folgen der Corona-Pandemie, der Verschärfung der Klimakrise, steigender Hungerzahlen sowie Kriegen und geopolitischer Instabilität noch dringender geworden. In der Realpolitik führen diese Herausforderungen jedoch in vielen Fällen dazu, dass am bestehenden System festgehalten wird. Dadurch wird eher in kapitalintensive Technologien investiert, anstatt endlich umzusteuern.
Agrarökologie muss die Zukunft der Landwirtschaft sein
Dabei bieten die Prinzipien des ökologischen Landbaus sowie das Menschenrecht auf angemessene Nahrung einen Schlüssel, um heute und für zukünftige Generationen gemeinsame Lebensgrundlagen zu erhalten und Hunger, Fehlernährung und letztlich auch die Klimakrise zu überwinden.
Die vorliegende Bilanz baut auf dem Verständnis auf, dass Agrarökologie nicht aus beliebig wählbaren Prinzipien gebildet wird. Stattdessen sollte ein ganzheitlicher (holistischer) Ansatz verfolgt und gesellschaftlicher Wandel eingefordert werden, den alle Politikressorts aufgreifen. Ansätze, die sich lediglich auf einzelne Prinzipien wie die Effizienzsteigerung von Betriebsmitteln konzentrieren, führen meist nur zu einer graduellen Verbesserung des bestehenden Systems und tragen häufig sogar dazu bei, Initiativen für Agrarökologie auszubremsen.
Lesen Sie die positiven sowie die negativen Trends in der aktuellen agrarökologischen Transformation kompakt in unserem Bilanzpapier!
Hieraus ergeben sich unsere drei zentralen Forderungen an die jetzige und künftige Bundesregierung:
1. Agrarökologie muss stärker institutionell verankert werden
Agrarökologie braucht ein eigenes Referat im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ). Dies würde ein starkes Zeichen für den Stellenwert der Agrarökologie setzen, zusätzliche personelle Ressourcen zur Verfügung stellen und zu mehr Kohärenz im BMZ beitragen. Darüber hinaus sollte Agrarökologie das zentrale Förder- und Leitbild aller Kooperationsprogramme mit lokalen Bäuer*innen sein. Auch in Ländern, in denen das BMZ arbeitet, muss Agrarökologie das Kernziel jeglicher landwirtschaftlicher Projekte sein.
2. Schluss mit schädlichen Praktiken
Die Bundesregierung sollte das im Koalitionsvertrag festgehaltene nationale Exportverbot für in der EU verbotene Pestizide umsetzen und sich auf europäischer Ebene für ein entsprechendes Verbot einsetzen. Zudem sollte die Förderung von kapitalintensiven Initiativen, die der agrarökologischen Transformation entgegenstehen (wie die Finanzierung von synthetischen Düngemitteln aus grünem Wasserstoff), von systemischen, resilienten und lokale Initiativen ersetzt werden, die nachweislich zur Verbesserung der Bodengesundheit durch agrarökologische Maßnahmen und den Ausbau der organischen Düngemittelproduktion beitragen.
3. Transparente Austauschformate und Teilhabe der Zivilgesellschaft stärken
Das Format des Runden Tisches Agrarökologie sollte als zentrale Plattform für den Austausch zu Agrarökologie weiter gestärkt werden: Die Teilnahme sollte auf ressortübergreifende Akteure, Mitglieder des Bundestages, sowie Vertreter*innen des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) ausgeweitet werden und das Format an der politischen Agenda orientiert sein.
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