Warum kritisieren Sie Milliardär*innen?

Wir kritisieren nicht einzelne Milliardär*innen und es geht uns auch nicht darum, diese pauschal unter einen moralischen Generalverdacht zu stellen. Wir kritisieren die Mechanismen eines Systems, in dem einige wenige Menschen exzessiven Reichtum anhäufen können und in dem die Belange der großen Mehrheit vernachlässigt werden, insbesondere aber die von Frauen, Mädchen sowie die von in Armut lebenden und von Rassismus betroffenen Menschen. Wir kritisieren, dass Profite für Konzerne und ihre Eigentümer*innen systematisch mehr zählen als der Schutz der Menschenrechte und des Planeten. Das ist der Skandal, den wir in den Mittelpunkt stellen, nicht einzelne Akteure.

Warum sprechen Sie von Profiten für Konzerne und ihre Eigentümer*innen?

Da die Mehrheit der Reichsten der Welt ihre Position durch den Besitz beziehungsweise die Beteiligung an großen Unternehmen erlangt haben, sind Unternehmensreichtum und individueller Reichtum eng miteinander verbunden. Das zeigt sich beispielweise bei einem Blick auf die Liste der Milliardär*innen des Magazins Forbes, die wir auch für unsere Berechnungen der Entwicklung der Vermögen der Superreichen verwendet haben.

Warum sehen Sie exzessive Konzentration von Vermögen als Problem?

Die extreme Konzentration von Vermögen ist aus verschiedenen Gründen problematisch. Zwei zentrale Gründe seien hier genannt:

  1. Exzessiver Reichtum, Ungleichheit und Armut sind miteinander verbunden. Unser Wirtschaftssystem erlaubt es, dass reiche Menschen immer reicher werden, während für Staaten und einen Großteil der Bevölkerung immer weniger übrig bleibt. Zwischen 1985 und 2019 wurden die durchschnittlichen Unternehmenssteuersätze weltweit von 49 auf 23 Prozent gesenkt und auch die Besteuerung von Vermögen wurde in den vergangenen Jahrzehnten deutlich zurückgefahren. Staaten haben daher weniger verfügbare Mittel für die Finanzierung öffentlicher sozialer Sicherungssysteme, Gesundheitsversorgung und Bildung. Eine Konsequenz: Ungleichheit und Armut nehmen zu.
  2. Exzessives Vermögen geht mit unverhältnismäßig großer politischer Macht einher. Wenige sehr wohlhabende Menschen und Konzerne haben einen weitaus größeren Einfluss auf politische Entscheidungen als die große Mehrheit. Dadurch werden unter anderem Gesetze so gestaltet, dass Unternehmen und Reiche finanziell noch mehr profitieren und sich Einkommens- und Vermögensunterschiede weiter verfestigen. Ein sich verstärkender Kreislauf, der Demokratien immer weiter aushöhlt.

Warum halten Sie eine Vermögenssteuer für gerechtfertigt?

Eine Veröffentlichung der Stiftung für investigativen Journalismus „ProPublica“ hat vor einigen Monaten beispielhaft gezeigt: Milliardär*innen zahlen effektiv oft weit geringere Steuersätze als normale Arbeitnehmer*innen auf ihr Einkommen. Warren Buffett, einer der reichsten Männer der Welt, hat dies einst selbst auf den Punkt gebracht, als er sagte, dass er weniger Steuern zahle als seine Sekretärin. Dieser schon in „normalen“ Zeiten inakzeptable Zustand wird während der Krise zunehmend unerträglich. Während im Zuge der Corona-Pandemie mehr als 100 Länder die Sozialausgaben gekürzt haben und auch deswegen die weltweite Armut ansteigt, machen viele Konzerne Rekordgewinne und Milliardär*innen vermehren ihr Vermögen in einem beispiellosen Tempo und Umfang.

Damit Ungleichheit und Armut nicht weiter zunehmen und die Kosten der Krise nicht vor allem die ohnehin schon ärmsten tragen müssen, ist es dringend notwendig, Vermögende wieder stärker zu besteuern und in die gesellschaftliche Pflicht zu nehmen. Die Vermögenssteuer sollte daher wieder eingeführt und eine Abgabe auf Vermögen über einer Million Euro geprüft werden.

Oder wie einige Wohlhabende es selbst ausdrücken: „The world – every country in it – must demand the rich pay their fair share. Tax us, the rich, and tax us now.“ (https://www.intaxwetrust.org/)

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