von Henning Golueke und Nadia Lehmann

Am Montag begann in Katars Hauptstadt Doha die 18. UN-Klimakonferenz. Im Vorfeld fragten sich einige, warum die Wahl des Veranstaltungsortes ausgerechnet auf Katar fiel – immerhin gehört der Golfstaat zu den Ländern, die weltweit mit die höchsten CO2-Emissionen pro Kopf ausstoßen. Dahingehende Kritik wird von Katar mit dem Argument zurückgewiesen, dass die absoluten Emissionen schließlich wichtiger seien als der Pro-Kopf- Ausstoß.

Wie sicherlich die meisten bringen wir das Emirat am Persischen Golf auf den ersten Blick zunächst mit Öl und massiven Erdgasvorkommen in Verbindung. Die boomende katarische Wirtschaft lässt das Land in Bezug auf Pro-Kopf-Einkommen nun in einer Liga mit Luxemburg und Norwegen spielen. Klingt so als würde der schnelle Aufstieg und Reichtum Katars allen ein Positivsummenspiel garantieren. Doch Kritiker des Emirats wagen gar nicht daran zu denken. Sie bemängeln, dass die Bewohner/innen kaum politische Rechte haben, denn Katar ist eine absolute Monarchie ohne Parteien und Parlament. Menschrechtsgruppen werfen dem Staat Menschenrechtsverletzungen vor und natürlich wirkt sich die Nutzung fossiler Brennstoffe verheerend auf das weltweite Klima aus.

Dass Katar nun die 18. UN-Klimakonferenz austragen durfte, verwundert angesichts der Tatsache, dass das Land in der internationalen Klimapolitik bislang keine festen Zusagen gemacht hat, seine CO2-Emissionen um eine bestimmte Menge in einem bestimmten Zeitraum zu reduzieren. Gleichzeitig ist Katar einer der (pro Kopf betrachtet) größten CO2-Sünder weltweit ist.

Katars Interesse die Klimakonferenz 2012 und die Fußball-Weltmeisterschaft 2022 auszutragen, hat sicherlich wenig mit den Themen der Veranstaltung zu tun. Vermutlich versucht Katar durch die Austragung solcher Megaereignisse internationales Ansehen zu gewinnen, um sich mehr Interesse und Unterstützung für das eigene Land zu sichern. Damit das Land seine eigene Glaubwürdigkeit in den Klimaverhandlungen erhöhen kann, ist eine neutrale und transparente Verhandlungsführung unter Abdullah bin Hamad Al-Attiyah, dem Vizepremier des Golfstaates, erforderlich. Dazu muss sich das Land der Klimaanlagen aber zunächst an die eigene Nase fassen und mehr Ambitionen zeigen, als die Hauptstadt des Radfahrens werden zu wollen. In Expertenkreisen ist die Reaktion auf den Gastgeber somit gemischt: Einerseits hat man Angst, dass der Ölstaat zu einem Scheitern der Verhandlungen beitragen könnte; andererseits hofft man, dass die Klimakonferenz zu Veränderungen in der Region führt.

Anstatt hauptsächlich ökonomische Interessen zu verfolgen, sollte Katar sich Sorgen um die künftigen Auswirkungen des Klimawandels machen, denn im importabhängigen Golfstaat wird sich der Klimawandel besonders stark auswirken. Es wird Zeit, dass Katar seine finanziellen Ressourcen und technischen Innovationen dafür einsetzt, um Klimaschutz zu betreiben.

Immerhin: Die Austragung der UN-Klimakonferenz in Katar spendet jedoch auch Hoffnung, denn im Vorfeld der Verhandlungen gründete sich die arabische Jugendklimabewegung. Junge Menschen aus dem Nahen Osten und Nordafrika fordern ihre Regierungen und das Gastgeberland Katar zu verbindlichen und ehrgeizigen Klimaschutzvereinbarungen auf.

Mehr zur Rolle der Jugend in der internationalen Klimapolitik wird in den nächsten Tagen auf diesem Blog zu lesen sein.

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