Euphrat und Tigris – vielen sind diese Flüsse ein Begriff: Die beiden berühmten Ströme galten historisch als Lebensadern des Irak, waren sie doch stets mit dem Bild eines fruchtbaren Landes verknüpft. Doch der Klimawandel hinterlässt auch hier dramatische Spuren: Heute sieht sich das Land von einer Dürre bisher unbekannten Ausmaßes bedroht.

Die Landwirtschaft ist so etwas wie das Rückgrat des Irak: Kleinbäuerliche Familien, die oftmals seit Generationen in der Feldarbeit tätig sind, sichern mit ihrer Arbeit sowohl das eigene Einkommen als auch die Wirtschaftskraft der ländlichen Gemeinschaften. Der Ackerbau ist die Ernährungsgrundlage für Menschen im ganzen Land.

Dieses Jahr haben die Bäuer*innen allerdings festgestellt, dass viel weniger natürliche Wasservorräte vorhanden waren als zuvor: Das angebaute Gemüse ist teilweise bereits vor dem Sommer vertrocknet, Wasservorräte sind erschöpft.

In vielen Gouvernements berichteten Bäuer*innen, sie müssten ihre Anbauflächen wegen des Wassermangels verkleinern oder gar andere Jobs annehmen, um ausreichend Geld für ihre Familien zu verdienen. Sie bangen um ihre Zukunft:

„Aktuell machen wir Schulden und konnten [wegen des Wassermangels] weniger anpflanzen als sonst. Wir werden deshalb auch weniger Erträge erzielen und somit weniger verdienen“, so ein Bauer in Ninewa.

Ein Mann hockt auf einem abgemähten Feld. Er hält Stroh in der Hand und schaut in die Kamera.
Wasserkrise im Irak: Bäuer*innen müssen ihre Anbauflächen verkleinern oder sogar die Landwirtschaft ganz aufgeben, weil nicht genügend Wasser zur Verfügung steht.

Das gesamte Land steckt in einer Krise. Es muss etwas passieren, bevor die Folgen der Dürrephase noch gravierender werden. Wenn die Bäuer*innen keine Unterstützung bekommen, um ihre Felder weiter zu bewirtschaften, wird es weniger Lebensmittel geben und der Preisdruck wird steigen. Viele Menschen werden in die Städte ziehen – was die dort bereits überlasteten öffentlichen Versorgungssysteme zusätzlich strapazieren würde.

Wir sind mit unseren Partnern vor Ort, um kurzfristig und mittelfristig dabei zu unterstützen, die Wasserkrise im Irak einzudämmen.

Kurzfristig sollen die Gemeinden dabei unterstützt werden, produktiv zu bleiben. So soll die Klima-bedingte Verdrängung und Migration abgefangen werden.

Unsere Maßnahmen:

  • In einem ersten Schritt müssen die wichtigsten Bedarfe gedeckt werden: Wassertransporte können aktuelle Ernten retten und sicherstellen, dass die Bäuer*innen weiterhin von ihren Erträgen leben können.
  • Schaffung kurzfristiger Einkommensmöglichkeiten für Kleinbäuer*innen, die von der Dürre betroffen sind (durch Cash-for-Work-Maßnahmen sowie Bargeldauszahlungen)
  • Aufbau von Bewässerungskanälen, Wasseraufbereitungsanlagen und Reservoirs, um Wasser speichern und Wasserverluste minimieren zu können
  • Aufklärung zur effizienten Wassernutzung
  • Förderung von hygienischem Verhalten, um Krankheiten einzudämmen, die auf verunreinigtes Wasser oder Wassermangel zurückzuführen sind

Mittelfristig stehen Maßnahmen zum besseren Umgang mit vorhandenen Ressourcen im Fokus:

  • Aufklärung zu klimaangepassten Anbaumethoden für die kommenden Jahre
  • Stärkung der Widerstandsfähigkeit gegenüber Klimaextremen (wie Dürren)
  • Einbeziehung von lokalen Kleinbäuer*innen, um vorhandenes Potenzial mit Blick auf Rohstoffe, Methoden und Wissen optimal auszuschöpfen

Unser zweiteiliger Ansatz zielt darauf ab, die Einwohner*innen zu ermutigen, in ihren Gemeinschaften zu bleiben und in diese zu investieren.

Parallel dazu arbeitet unser Kampagnen-Team daran, den von der Dürre betroffenen Gemeinschaften auf politischer Ebene Gehör zu verschaffen – sowohl bei nationalen als auch internationale Regierungen. Eins ist klar: Mit der aktuellen Wasserkrise steht das Land vor dramatischen Herausforderungen.

 

Der Beitrag basiert auf dem englischsprachigen Artikel „Inside Iraq’s Water Crisis“ (https://oxfaminiraq.exposure.co/inside-iraqs-water-crisis)

2 Kommentare

Ich spende für World Vision und da wurde ich über eine erfolgreiche Wiederaufforstungsmethode namens FMNR informiert, die ein Tony xy in Afrika entwickelt hat und mithilfe derer bereits > 80 Mio Bäume aufgezogen wurden. Möchte mich dem vorherigen Beitrag anschließen. MfG

https://www.heise.de/tp/features/Tuerkei-setzt-erneut-Wasser-als-Waffe-in-Nordostsyrien-ein-6048954.html
Es ist nicht nur das Klima. Die Türkei trägt lt. o.g. Bericht auch ihren Teil dazu bei.

Vielleicht hilft ja auch die Methode von Yacouba Sawadogo, der einen Wald am Rande der Wüste pflanzte:
https://www.missio.at/yacouba-sawadogo-der-fruehe-vogel/

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