Der gegenwärtige Kurs der Politiker*innen im Umgang mit der Klimakrise entspricht dem Rezept für eine ökonomische und soziale Katastrophe. Auch wenn die jetzigen Klimaschutzziele Deutschlands und aller übrigen Länder im Rahmen des Pariser Abkommens erreicht würden, wird der Klimawandel die Fortschritte der letzten 50 Jahre im Kampf gegen Armut und Hunger wieder zunichtemachen. So warnte zuletzt der UN-Sonderberichterstatter für extreme Armut und Menschenrechte.

Über 120 Millionen Menschen werden bis 2030 wieder in die Armut abrutschen. 280 Millionen Menschen, so haben Wissenschaftler*innen errechnet, werden in den kommenden Jahrzehnten ihre Heimat verlieren, wenn infolge der globalen Erwärmung der Meeresspiegel weiter steigt. Das Ausmaß der globalen Erwärmung, auf das die Welt derzeit zusteuert, wird wegen der gravierenden Folgen etwa für die Nahrungsmittelproduktion oder die Versorgung mit Trinkwasser, in vielen Weltregionen ein stabiles Zusammenleben in organisierten Gesellschaften unmöglich machen.

Eine Welt, die Oxfam niemals akzeptieren wird

Die Szenarien der Wissenschaftler*innen beschreiben eine Welt, die Oxfam niemals akzeptieren wird. Der Klimawandel ist kein Schicksal, dem wir machtlos gegenüberstehen.

Vielmehr ist die Krise unmittelbare Folge unseres maßlosen Energiehungers, der immer noch viel zu sehr durch Verbrennen von Kohle, Öl und Gas gestillt wird. Sie ist aber auch Folge der industriellen Landwirtschaft und der Zerstörung tropischer Wälder. All dies, um ein inzwischen grundsätzlich ungerechtes Wirtschaftssystem zu nähren, das die ökologischen Grenzen unseres Planeten sprengt und Reichtum sowie den verschwenderischen Lebensstil einer im Weltmaßstab eher kleinen, wohlhabenden Gruppe schützt. Außen vor bleiben schon heute Milliarden Menschen vor allem im Globalen Süden, etwa Kleinbäuerinnen in Afrika oder Asien, denen der Klimawandel nach und nach die Lebensgrundlagen zerstört, obwohl sie selbst nichts zur Krise beigetragen haben.

Dagegen stemmt sich Oxfam. Schon jetzt beeinträchtigt der Klimawandel in vielen Ländern die Ernten und verschärft Hunger und Armut, weswegen wir mit unseren Partnern in armen Ländern Menschen beispielsweise darin unterstützen, ihre Lebensweise an die klimatischen Veränderungen anzupassen.

Wir wissen aber, dass solche Bemühungen vergeblich sind, wenn wir nicht auch die Ursachen der Krise bekämpfen. Zu diesen Ursachen gehört, dass nach wie vor auch Deutschland jedes Jahr die Atmosphäre mit Hunderten Millionen Tonnen an Treibhausgasen weiter aufheizt – durch eine völlig unzulängliche Klimaschutzpolitik, die allzu oft nicht zu allererst das Klima, sondern die Interessen von Energiekonzernen, Autoherstellern oder Agrarindustrie schützt.

Dem Klimaschutz in Deutschland Beine machen!

Dass der Klimaschutz in Deutschland nicht vorankommt, liegt nicht etwa daran, dass wir ernsthaft um unseren Wohlstand bangen müssten, wenn der Abschied von den fossilen Energien endlich konsequent verfolgt würde. Das Gegenteil ist richtig: Aktiver Klimaschutz, so zeigt es etwa die Erfahrung bei den erneuerbaren Energien oder bei der Verringerung von Energieverschwendung, ist ein wahrer Wirtschaftsmotor – und eine Grundvoraussetzung für eine gerechte Welt ohne Armut.

Umso wichtiger wäre es nun, dass die Politiker*innen sich dieser Herausforderung stellen und den Umbau für ein klimaneutrales Deutschland beherzt und vor allen Dingen zügig angehen.

Deswegen sind die Proteste der Schülerinnen und Schüler von #FridaysForFuture so wichtig, deswegen unterstützt Oxfam im Bündnis mit vielen anderen Verbänden und Organisationen den Aufruf zum Klimastreik am 20. September – und deswegen ruft Oxfam auch seine Unterstützerinnen und Unterstützer auf, sich an den für diesen Tag geplanten Aktionen und Demonstrationen zu beteiligen, wo und wie sie es können. Möglichkeiten gibt es überall.

#AlleFürsKlima – am 20. September zum Klimastreik!

1 Kommentar

Es läuft etwas mächtig schief in der politischen Diskussion um den Klimaschutz.
Mittlerweile vergeht keine Woche, kein Tag mehr ohne Katastrophenmeldung vom Klima. Ein Hitzerekord jagt den anderen, die Wälder vertrocknen, der Regenwald und die Arktis brennen, der Permafrost taut, die Gletscher schmelzen...
Der Klimawandel, die Klimakatastrophe passiert – heute!
Und trotzdem machen uns Politikerinnen und Politiker aller Parteien vor, dass die Katastrophe ohne Einbußen in unserem Konsum- und Luxusniveau abzuwenden sei, dass die Rettung des Planeten für umsonst zu haben ist.
Und das ist einfach nicht die Wahrheit!

Alle reden davon, dass der Klimaschutz „sozialverträglich“ gestaltet werden müsse.
Ja klar, aber:
Waldbrände sind nicht sozialverträglich!
Wirbelstürme sind nicht sozialverträglich!
Überschwemmungen sind nicht sozialverträglich!
Dürre- und Hungerkatastrophen sind nicht sozialverträglich!
Die zu erwartenden Flüchtlingsbewegungen von einer halben Milliarde Menschen, die sich vor dem ansteigenden Meeresspiegel retten wollen, sind nicht sozialverträglich!
Und auch Klimakriege sind nicht sozialverträglich!

Man sorgt sich um die armen Pendler, die womöglich höhere Benzinpreise zu verkraften haben und tut so, als seien sie die Opfer des Klimawandels.
Das sind sie nicht: Die wirklichen Opfer des Klimawandels verhungern und verdursten in Ostafrika, ertrinken in Bangladesh oder verlieren ihr Leben in Wirbelstürmen auf den Bahamas oder in Mosambik.
Überschwemmungen, Zyklone und andere extreme Wetterereignisse haben im ersten Halbjahr 2019 weltweit rund 7 Millionen Menschen zu Flüchtlingen gemacht.
Diese Entwicklung wird sich fortsetzen, und ich fürchte sehr um die globale Solidarität, wo sich Europa schon 2015 wegen etwa einer Million Syrienflüchtlinge glaubte, sich überfordert fühlen zu müssen.
Es sollte also doch längst jedem klar sein, dass die Kosten der Katastrophe viel größer sein werden, als die Kosten, die nötig sind, um sie noch abzuwenden. Bundeskanzlerin Merkel hat das neulich in der Haushaltsdebatte ausgesprochen. Bravo!
Aber was sie nicht gesagt hat ist:
Bei den Kosten der Katastrophe geht es nicht mehr nur um Geld, - es geht um Menschenleben. Millionenfach!
Trotzdem reden viele Politiker, allen voran Christian Lindner und Peter Altmaier, immer noch verächtlich über Verbote und Verzicht.
Warum eigentlich? Was ist so schlecht an Verboten?
Mord und Totschlag sind verboten!
Raub und Vergewaltigung sind verboten!
Falsch Parken ist verboten!
Warum denn nicht grob klimaschädigendes Verhalten?
Und was ist schlecht am Verzicht?
Ist es denn etwa ein Menschenrecht, das Klima zu ruinieren?
Ist es ein Menschenrecht, um den Globus zu fliegen, in Luxus und Konsum zu schwelgen, während der Regenwald abbrennt, während die Zahl der Hungernden auf der Welt seit einigen Jahren klimabedingt wieder dramatisch zunimmt?
Nein, ist es nicht! Jedes Recht endet da, wo es das Leben und die Gesundheit anderer bedroht!

Ich wünschte mir mal eine Politikerin oder einen Politiker, die den Mut aufbrächten, den Menschen die Wahrheit zu sagen:
Dass die Rettung des Planeten uns alle etwas kosten wird, dass wir alle unseren Beitrag werden leisten müssen.
Vor allem aber: Dass sich das auch lohnt! Dass es doch um nichts anderes als um eine lebenswerte Zukunft geht!
Aber aus Furcht vor dem Verlust von ein paar Wählerstimmen wagt es kaum jemand in der Politik das auszusprechen. Ich nenne das „Feigheit vor dem Wähler“!

Bei den Klima-Demos ist immer viel von Kapitalismuskritik die Rede.
Ich finde das richtig, aber ich würde es anders nennen. Mit dem Kapitalismus kritisiert man ein ominöses System, mit dem man scheinbar nichts zu tun hat.
Ich möchte es lieber Konsumkritik nennen, um deutlich zu machen, dass wir selber auch ein Teil des Problems sind.
Deshalb sollten wir unsere Appelle nicht nur an die Politik, sondern auch an uns selbst und die ganze Gesellschaft richten.

Uns allen ist doch eigentlich klar, dass es mit unserem Luxusleben, unserem maßlosen Energieverbrauch, unserem Reiseverhalten, unseren Ernährungsgewohnheiten, vor allem mit unserem Hyperkonsum nicht weitergehen kann, wenn der Planet noch gerettet werden soll.
Wir brauchen ein neues gesellschaftliches Klima, in dem ein großes Auto oder eine Reise in die Karibik keine Status-Symbole mehr sind, sondern verantwortungslose Peinlichkeiten!
Damit wenden wir uns auch an das Wirtschafts-System und die Industrie und machen klar: Wir wollen euren Hyper-Konsum-Blödsinn nicht mehr! Wir brauchen keine noch größeren Autos, nicht noch mehr Elektro-Schrott, nicht noch mehr Plastik-Müll (und damit meine ich nicht nur die Verpackungen, sondern auch die sinnlosen Produkte selber...).
Stattdessen wollen wir Medikamente, Nahrungsmittel und gerechte Entwicklungs-Chancen für die armen Länder des globalen Südens, damit auch den Menschen dort ein würdiges Leben möglich wird, ohne dass sie die Fehler der Industrienationen wiederholen müssen.
Das wäre echte Innovation!

Und ja, ich kenne die Schein-Argumente, die da lauten: „Was bringt es denn, wenn ich auf's Fliegen oder auf mein Steak verzichte?“.
Klar, erstens: Ich kann mit meinem Verzicht überhaupt nichts bewirken. Das ist dem Klima vollkommen egal.
Aber, zweitens, ich kann damit Teil einer Bewegung, zusammen mit Oxfam und allen Gleichgesinnten, sein. Und als Bewegung können wir einen gesellschaftlichen Trend setzen, einen Wandel in Gang bringen hin zu einer nachhaltigen und schonenden Lebensweise.
Und drittens: Ich will nicht mehr teilhaben an dem Verbrechen am Klima, - das habe ich viel zu lange gemacht...
Und bei einem bin ich mir ganz sicher:
Ein achtsames Leben ohne sinnentleertem Konsum, auch ohne Flugreisen, Fleisch, flotte Autos und so weiter, wird nicht schlechter, sondern besser!

Lasst uns nicht mehr ein Teil des Problems, sondern ein Teil der Lösung sein!

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