Mit zunehmenden Dürren, steigenden Temperaturen und unregelmäßigen Regenfällen bedroht der Klimawandel die wichtigsten Sektoren in Uganda. Derzeit leben 88 Prozent der Bevölkerung in ländlichen Gebieten, wo Land und Wasser die zentralen Lebensressourcen darstellen.

  • Bis zum Jahr 2020 werden die derzeitigen Durchschnittstemperaturen in Uganda voraussichtlich um zwischen 0,7 °C und 1,5 °C ansteigen.
  • Auch die Niederschlagsmuster verändern sich drastisch. Da die Landwirtschaft in Uganda in hohem Maße vom Regen abhängig ist, gehört sie zu den am stärksten betroffenen Sektoren. Dies beeinträchtigt die Lebensmittelproduktion und gefährdet damit auch ernsthaft die Ernährungssicherheit des Landes.
  • Zudem kommt es vermehrt zu Pflanzenschädlingen und ‑krankheiten, wie die von einem Bakterium verursachte Blattwelke, die ganze Bananenplantagen vernichtet hat, und der Kaffeebohrer, der Kaffeesträucher angreift. Obgleich es bislang keine wissenschaftlichen Untersuchungen und Belege für eine Verbindung zwischen der Verbreitung dieser Schädlinge und Krankheiten und dem Klimawandel gibt, ist bereits zu erkennen, dass sie mit steigenden Temperaturen und zunehmender Trockenheit vermehrt auftreten.
Schon als kleines Mädchen erfuhr ich, welchen Wert die Landwirtschaft hat und was sie für meine Familie bedeutet.

Uganda ist von Klimaschwankungen und dem Klimawandel sehr stark betroffen, da die Wirtschaft des Landes und das Wohl seiner Bevölkerung stark vom Klima abhängig sind. Für 75 Prozent der ugandischen Bevölkerung bildet die regenabhängige Landwirtschaft die Lebensgrundlage.

An dieser Entwicklung besteht kein Zweifel. Wir alle haben sie über Jahre verfolgt, auch wenn wir früher nicht wussten, worauf diese Änderungen zurückzuführen sind.

Als unsere Ernte ausfiel

Meine Eltern sind Bauern in Uganda und ernährten mich und meine Geschwister mit den Erträgen aus dem Kaffeeanbau. Schon als kleines Mädchen erfuhr ich, welchen Wert die Landwirtschaft hat und was sie für meine Familie bedeutet.

Eines Tages erklärten mir meine Eltern, dass unsere Bananen- und Kaffeepflanzen von Schädlingen und Krankheiten befallen seien und wir in der ganzen Saison nichts würden ernten können. Ich erinnere mich noch, wie gebannt ich später an der Universität den Ausführungen eines Experten zu den Auswirkungen des Klimawandels zuhörte. Erst dann verstand ich, was eigentlich um mich herum passierte. Da ich aufgrund meines Studiums viel Fachwissen zum Thema Landwirtschaft erworben hatte, beschloss ich weiter in diese Richtung zu gehen und gründete mit Freund/innen die Makerere University Climate Change Association for Climate Change. Wir machten junge Menschen an verschiedenen Universitäten auf den Klimawandel aufmerksam, da wir erkannt hatten, dass viele von ihnen nichts über den Klimawandel wussten und entsprechend unsicher waren, wie sie zu seiner Eindämmung beitragen können.

Ich hatte allerdings das Gefühl, dass das nicht ausreichen würde und entschied, in die Forschung einzusteigen, um Kleinbauern und Familien wie meine stärker zu unterstützen. So fand ich zum Beispiel heraus, dass gentechnisch veränderte Pflanzen viel beliebter waren als klimaverträgliche Landwirtschaft. Durch die zunehmend negativen Folgen des Klimawandels für die Landwirtschaft in Entwicklungsländern ist das Interesse an gentechnisch veränderten Nutzpflanzen, die diesen Auswirkungen trotzen können, gewachsen. Da unglaublich viel Geld in die Entwicklung optimierter Arten gesteckt wird, hat deren Einsatz stark um sich gegriffen. Sollte uns das Sorgen machen? Meiner Meinung sollte es das! Denn es geht um die Frage, inwiefern diese Art der Landwirtschaft nachhaltig ist. Von Nachhaltigkeit kann allerdings keine Rede sein, wenn Bäuerinnen und Bauern geraten wird, diese Pflanzensorten nicht länger als drei Anbauperioden anzubauen.

Wir haben noch eine Chance

Forscher/innen zufolge wird die globale Erwärmung im 21. Jahrhundert weiter zunehmen, wenn die Treibhausgasemissionen auf dem aktuellen Stand bleiben oder sich gar erhöhen. Das bedeutet, dass wir durch weiter steigende Temperaturen immer wieder neue Pflanzensorten entwickeln müssten, um mit dem Klimawandel Schritt halten zu können. Je stärker wir allerdings in unsere traditionellen Pflanzensorten mit ihrem hohen Nährwert eingreifen, desto größer wird die Wahrscheinlichkeit, dass sie irgendwann überhaupt keinen ausreichenden Nährstoffgehalt mehr haben. Dies wiederum gefährdet die Ernährungssicherheit, die auch jetzt schon in einigen Entwicklungsländern auf dem Spiel steht, wo jedes Jahr Millionen von Menschen an Mangelernährung sterben.

Wenn wir es nicht schaffen, die Erderwärmung auf 1,5 °C zu begrenzen, wird die Zahl der hungernden Menschen in den Entwicklungsländern steigen.

Die gute Nachricht ist, dass wir noch eine Chance haben, dieses Szenario abzuwenden. Wenn wir jetzt allerdings untätig bleiben, werden zukünftige Generationen nicht nur die Schuldigen suchen, sondern auch diejenigen zur Verantwortung ziehen wollen, die etwas daran hätten ändern können, es jedoch nicht getan haben. Wenn wir es nicht schaffen, die Erderwärmung auf 1,5 °C zu begrenzen, wird die Zahl der hungernden Menschen in den Entwicklungsländern steigen. Es werden mehr Menschen sterben, vor allem die Armen, weil die Landwirtschaft die wichtigste Einkommensquelle darstellt. Dies wird drastische Folgen für das Leben, die Gesundheit, die Ernährungssicherheit, die Bildungs- und Überlebenschancen von vielen Menschen in der Region haben. Die Erreichung der Millenniums-Entwicklungsziele [Anm. d. Red.: seit 2016 durch die „Ziele für nachhaltige Entwicklung“ abgelöst] wird damit gefährdet, vor allem in den Bereichen Armutsbekämpfung und Ernährungssicherheit. In Uganda ist der landwirtschaftliche Ertrag stark von den Wetterbedingungen abhängig, und der Klimawandel mit den zugehörigen Wetterschwankungen gefährdet das Leben und die Lebensgrundlagen all jener, die von der landwirtschaftlichen Produktion abhängen. Daher müssen wir uns alle Sorgen machen!

Der Blogbeitrag wurde aus dem Englischen übersetzt. Das Original ist auf Ingrid Aringanizas Blog zu lesen.

Ingrid Aringaniza aus Uganda, geboren 1994, ist wissenschaftlich und als Aktivistin zum Klimawandel aktiv. Während  ihres Studiums der Forstwissenschaften hat sie die “Makerere University Climate Change Association” mitgegründet, um Studierende hinsichtlich des Klimawandels fortzubilden. Sie hat bereits  an mehreren Forschungs- und Projektarbeiten zum Thema Ernährung, Landwirtschaft, Klima und Klimaanpassung in Uganda mitgewirkt. Bei der Graswurzelorganisation  „Operation Kindness Uganda” war sie als Kommunikationsbeauftragte und Vorsitzende des Klima-Teams tätig.

2 Kommentare

Dem Norden ins Gewissen zu reden und darauf hinzuwirken, dass wir unser Wirtschaften ändern müssen, ist eine Sache, eine richtige und wichtige! Aber - mal ehrlich - der Klimawandel vollzieht sich ja bereits. Und wäre es dann nicht ebenso notwendig, den Realitäten ins Auge zu schauen und auch den Südländern ein anderes Wirtschaften nahezulegen, indem sie sich eben an die veränderten Bedingungen anpassen? Andere Pflanzen, andere Anbaumethoden, anderer Umgang mit Ressourcen? Politische Lobbyarbeit hier - wie auch dort! Veränderungen sind notwendig - allerorten.

Es ist tragisch, wenn bei uns von der "normalen" Bevölkerung davon ausgegangen wird, dass alles o.k. ist. Offensichtlich verschieben sich in einem so von der Subsistenzwirtschaft abhängigen Land die Klimaverhältnisse schnell. Es gibt kaum Möglichkeiten für die Bevölkerung auszuweichen. Hoffentlich reagieren wir doch noch deutlich. So ein herrliches Land!

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