Die Gewerkschaft ASTAC informierte uns unverzüglich: Auf den Bananen-Plantagen des Lidl-Lieferanten Matías wurden Anfang November schon wieder ohne jede Begründung Arbeiter gefeuert, die sich gewerkschaftlich organisieren. Insgesamt beläuft sich die Zahl der entlassenen Gewerkschafter inzwischen auf 10, es kursieren Gerüchte, dass weitere Gewerkschaftsmitglieder entlassen werden sollen. Außerdem existiert scheinbar eine schwarze Liste mit den Namen der gewerkschaftlich aktiven Arbeiter, die andere Plantagenbesitzer in der Region erhalten haben, um zu verhindern, dass die Entlassenen woanders wieder Arbeit finden. Eine existenzielle Bedrohung für die Familien der Arbeiter, die auf eine Anstellung in den Plantagen angewiesen sind.

Lidl schweigt sich zu den Vorkommnissen aus

Oxfam setzte sich sofort mit der Lidl-Zentrale in Deutschland in Verbindung, um sie über die Vorkommnisse bei ihrem Lieferanten zu informieren. Als sehr großer Handelspartner kann Lidl die Unternehmenskultur seiner Lieferanten beeinflussen. Wenn es um die Qualität der gelieferten Ware geht, ist entlang der Lieferkette auch alles unter Kontrolle. Aber wenn es um die Einhaltung von Gewerkschafts- und Menschenrechten geht, schweigt sich der Discounter aus. Bis heute hat Oxfam keine Antwort aus Neckarsulm erhalten.

Soli-Brief für entlassene Gewerkschafter

Zusammen mit 15 europäischen „Make-Fruit-Fair!“-Partnern setzte Oxfam sich zudem in einem Soli-Brief für die Rechte der geschassten Gewerkschafter ein. Der Brief fordert die Grupo Orodelti, zu der die Plantage Matías gehört, auf, die Gewerkschaftsrechte in ihren Plantagen zu achten und informiert auch den ecuadorianischen Arbeitsminister, Lidl, Rainforest Alliance – ja, Matías ist Rainforest-Alliance-zertifiziert! – und den Exporteur Tropical Fruit.

Beim World Banana Forum (WBF) in Genf diese Woche überreichten mehrere „Make-Fruit-Fair!“-Partner den Brief persönlich an den ecuadorianischen Arbeitsminister Raúl Ledesma.

Lidls Verhaltenskodex: Reines Lippenbekenntnis

Seit mehr als einem Jahr versucht Oxfam Lidl zu überzeugen, dass der Discounter seine enorme Einkaufsmacht nutzt, um bei seinen Lieferanten auch die Einhaltung der Gewerkschaftsrechte einzufordern. Doch Lidl ist seit mehreren Monaten nicht gesprächsbereit. Es zeigt sich erneut, dass die Nennung von Menschenrechten in Lidls hauseigenem Verhaltenskodex noch lange nicht zu einem effizienten Schutz der Arbeiter bei Lieferanten beiträgt. Damit der Kodex kein reines Lippenbekenntnis ist, muss der Discounter durch seine Taten zeigen, dass das Unternehmen tatsächlich etwas gegen Menschenrechtsverletzungen in seiner Lieferkette unternimmt. Ein erster Schritt hierfür wäre, dass Lidl seine Lieferanten auffordert, Gewerkschaftsfreiheit einzuhalten. Noch besser: Lidl und seine Lieferanten treten mit Gewerkschaften in den Dialog, um die Probleme vor Ort zu besprechen und eine Lösung zu finden.

Unternehmen gesetzlich verpflichten, Menschenrechte einzuhalten

Um sicherzustellen, dass deutsche Unternehmen wie Lidl ihre Gewinne nicht mit Ausbeuter-Produkten machen, braucht es gesetzliche Regelungen. Sie müssen verpflichtet werden, für den Schutz der Menschenrechte bei ihren Lieferanten zu sorgen. In Frankreich gibt es bereits ein Gesetz zur menschenrechtlichen Sorgfaltspflicht von Unternehmen. Hier können Sie die neue Bundesregierung auffordern, ein solches Gesetz auch in Deutschland einzuführen:

Jetzt Appell unterzeichnen

 

2 Kommentare

Man sollte sich die Zeit nehmen und sich die Doku anschauen, dann weiss man wie die Wirtschaft funktioniert.

https://www.arte.tv/de/videos/069781-000-A/ueber-bananen-und-republiken/

Ironischerweise hat Transfair / Fairtrade Deutschland 2014 Lidl mit dem Fairtrade Award ausgezeichnet....

Kommentieren

Wir freuen uns über anregende Diskussionen, sachliche Kritik und eine freundliche Interaktion.

Bitte achten Sie auf einen respektvollen Umgangston. Auch wenn Sie unter einem Pseudonym schreiben sollten, äußern Sie bitte dennoch keine Dinge, hinter denen Sie nicht auch mit Ihrem Namen stehen könnten. In den Kommentaren soll jede*r frei seine Meinung äußern dürfen. Doch es gibt Grenzen, deren Überschreitung wir nicht dulden. Dazu gehören alle rassistischen, rechtsradikalen oder sexistischen Bemerkungen. Auch die Diffamierung von Minderheiten und Randgruppen akzeptieren wir nicht. Zudem darf kein*e Artikelautor*in oder andere*r Kommentator*in persönlich beleidigt oder bloßgestellt werden.

Bitte bedenken Sie, dass Beleidigungen und Tatsachenbehauptungen auch justiziabel sein können. Spam-Meldungen und werbliche Einträge werden entfernt.

Die Verantwortung für die eingestellten Kommentare sowie mögliche Konsequenzen tragen die Kommentator*innen selbst.