Vor zehn Jahren erklärte die UN-Generalversammlung den 20. Februar zum Welttag der sozialen Gerechtigkeit. Damit wurde die elementare Bedeutung sozialer Gerechtigkeit für ein friedliches und prosperierendes Zusammenleben, sowohl innerhalb von Nationen als auch zwischen ihnen, hervorgehoben.
Seit dem Beschluss der UN hat sich die Kluft zwischen Arm und Reich jedoch weiter vertieft. Oxfams jüngste Veröffentlichung zeigt auf, dass die derzeit acht reichsten Menschen über ebenso viel Vermögen verfügen wie die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung. Der gesellschaftliche Wohlstand ist auf der Welt – auch in Deutschland – höchst ungleich verteilt.
Extreme Armut ist mit sozialer Gerechtigkeit unvereinbar
Die Folgen der wachsenden sozialen Ungleichheit sind gravierend, wie der Fortbestand extremer Armut zeigt. Zwar wurde zwischen 1990 und 2010 die Zahl der Menschen, die weltweit in extremer Armut leben, halbiert. Wäre jedoch die Ungleichheit in vielen Entwicklungsländern in dieser Phase nicht gestiegen – wären die Wachstumsgewinne also gerechter verteilt worden – so läge die extreme Armut um zwei Drittel niedriger. Stattdessen leben noch immer 700 Millionen Menschen unterhalb der absoluten Armutsgrenze von 1,90 US-Dollar am Tag; jedem zehnten Bewohner der Erde fehlen derzeit die Mittel, um grundlegende Menschenrechte wie das Recht auf Nahrung, angemessenen Wohnraum und soziale Sicherheit zu verwirklichen.
Soziale Gerechtigkeit ist grundlegender Bestandteil von Demokratie
Auch die politischen Folgen von Ungleichheit sind dramatisch. Durch die ungleiche Verteilung der Wohlstandsgewinne sehen sich viele Menschen um die Erträge ihrer Arbeit betrogen, von der Gesellschaft ausgegrenzt oder nicht anerkannt. Die Folgen sind wachsende Politikverdrossenheit und Abstiegsangst. Eben diese Entwicklung gilt als ein wesentlicher Grund sowohl für die Entscheidung für den „Brexit“, den Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union, als auch für den Wahlsieg Donald Trumps in den Vereinigten Staaten. Soziale Gerechtigkeit zu schaffen ist daher das politische Gebot der Stunde – auch im Eigeninteresse der Regierenden.
Ungleichheit ist überwindbar!
Und es liegt nicht zuletzt in ihren Händen, die grassierende Ungleichheit zu beseitigen. Denn Ungleichheit ist die Folge einer verfehlten Politik im Interesse einer kleinen Minderheit. Dies können und müssen wir ändern: Es gibt politische Maßnahmen, die erwiesenermaßen zum Rückgang von Ungleichheit führen und so zu sozialer Gerechtigkeit beitragen.
Dazu braucht es faire Löhne sowie umfassende Investitionen in soziale Dienste, die allen zugutekommen: in Bildung, Gesundheit und soziale Sicherung. Finanziert werden muss dies durch eine progressive Besteuerung, in der alle ihren fairen Anteil zur Finanzierung des Gemeinwesens beitragen.
Einkommensunterschiede sind ein zentraler Bestandteil von Ungleichheit. Extreme Einkommensungleichheit und geringe soziale Mobilität gehen Hand in Hand. Wer in einem Land mit hoher Ungleichheit in armen Verhältnissen geboren wird, stirbt höchstwahrscheinlich auch arm, und seine/ihre Nachkommen werden ebenfalls in Armut leben.
Nachgewiesenermaßen tragen starke Gewerkschaften und Arbeitnehmerrechte dazu bei, dass Beschäftigte höhere Einkommen aus Arbeit erzielen und Ungleichheit sinkt. Wo es keine Gewerkschaften und Tarifabschlüsse gibt, sind faire Mindestlöhne ein erstes Mittel, um dafür zu sorgen, dass Menschen von ihren Arbeitseinkommen ein auskömmliches Leben führen können. Um zukünftig wirksam gegen Ungleichheit vorzugehen, müssen Regierungen individuelle und kollektive – also gemeinschaftlich wahrgenommene – Arbeitnehmerrechte stärken.
Ungleichheit wird zudem verschärft durch fehlende oder unzureichende öffentliche Bildungsangebote. Darunter leiden die ärmeren Bevölkerungsteile überall auf der Welt am stärksten. Sie verfügen nur selten über Möglichkeiten, mangelnde öffentliche Bildungsangebote privat auszugleichen. Bildung ist jedoch zentral, um Aufstiegsmöglichkeiten zu schaffen.
Zugang zu guter, gebührenfreier öffentlicher Bildung erhöht die Chancen jedes Menschen, ein selbstbestimmteres, gesünderes und produktiveres Leben zu führen. In Ländern wie Südkorea, Brasilien oder Mexiko ist es in der Vergangenheit bereits gelungen, Ungleichheit durch eine Ausweitung des Bildungsangebots erheblich zu verringern.
Krankheiten und Unfälle können jeden treffen. Fehlt es an öffentlicher Gesundheitsversorgung, wird der Arztbesuch oder der Krankenhausaufenthalt schnell teuer. Auch hier trifft es die Ärmsten besonders hart: Denn wer krank ist, kann zumeist nicht arbeiten. Ärmere Menschen sind jedoch auf ihr Arbeitseinkommen angewiesen und verfügen kaum über private Zusatzversicherungen. Frei zugängliche Gesundheitsversorgung ist somit ein weiterer zentraler Baustein von sozialer Gerechtigkeit und leistet gemeinsam mit anderen sozialen Diensten einen maßgeblichen Beitrag zum Abbau von Ungleichheit: Dies zeigt sich in Industrieländern ebenso wie beispielsweise in Lateinamerika.
Soziale Sicherheit fördert eigenständige Handlungsfähigkeit
Unsicherheit über die finanzielle Absicherung im Falle von Krankheit, Alter oder Behinderung, soziale Unsicherheit im Allgemeinen wirkt fatal: Sie lässt Menschen kurzsichtig handeln. Gibt es keine soziale Absicherung, sehen Menschen sich gezwungen, zu jedem Lohn zu arbeiten – auf Kosten ihrer eigenen Gesundheit oder der Bildung ihrer Kinder. Zuverlässige und ausreichende soziale Transfers – wie Kindergeld, Renten oder Absicherung im Falle von Arbeitslosigkeit – sind daher essentiell, um langfristige Perspektiven auf ein selbstbestimmte(re)s Leben zu eröffnen. Eine Reihe von Ländern des Südens haben große soziale Sicherungsprogramme aufgelegt, darunter Indien, Brasilien, Südafrika; in Sambia wird in einem Projekt das bedingungslose Grundeinkommen getestet. Sozialer Basisschutz ist in fast allen Ländern aus eigenen Mitteln finanzierbar. Ein globaler Fonds für soziale Sicherheit kann zudem die Länder unterstützen, die über die geringsten Ressourcen verfügen.
Umsteuern!
In zahlreichen Ländern fehlt es an Einnahmen, um diese wichtigen Dienste zu finanzieren. Ein zentrales Problem besteht darin, dass Konzerne und reiche Einzelpersonen sich um ihren fairen Beitrag zum Gemeinwesen drücken, indem sie Vermögen und Gewinne verschieben und sich damit um ihre gesellschaftliche Verantwortung drücken. Durch Steuervermeidung von Unternehmen allein entgehen Entwicklungsländern mindestens 100 Milliarden US-Dollar pro Jahr, der EU das Zehnfache.
Durch faire Besteuerung und eine gerechtere Ausgabenpolitik ließe sich Armut jedoch signifikant reduzieren und Ungleichheit maßgeblich senken.
Ungleichheit bekämpfen und soziale Gerechtigkeit schaffen – gemeinsam!
Gemeinsam können wir eine Politik der sozialen Gerechtigkeit schaffen! Es braucht dazu allerdings den Einsatz von Politikerinnen und Politikern, zivilgesellschaftlichen Organisationen, Gewerkschaften und zahlreichen Bürgerinnen und Bürgern, die sich kontinuierlich engagieren.
Oxfam ist Teil einer solchen globalen Bewegung gegen Ungleichheit. In unserer aktuellen Petition fordern wir, die Steuervermeidung von Konzernen zu stoppen. Setzen Sie sich für soziale Gerechtigkeit ein: Unterstützen Sie unsere Kampagne und fordern Sie die Spitzen von CDU und SPD auf, endlich zu handeln!
Hierzulande engagiert sich Oxfam zudem in dem zivilgesellschaftlichen Bündnis „Reichtum umverteilen – ein gerechtes Land für alle!“. Mehr als 30 Organisationen – Gewerkschaften, Verbände aus dem sozialen Bereich und der Entwicklungszusammenarbeit, Jugendverbände, kirchliche und politische Vereinigungen, migrantische Organisationen – sowie weitere Unterstützer/innen aus Politik und Stiftungen setzen sich gemeinsam für soziale Gerechtigkeit ein. Unterzeichnen Sie den Aufruf und werden auch Sie aktiv!
3 Kommentare
Besonders bei der Bildung sind die Unterschiede von Anfang an gewaltig. Auch in Deutschland. Die einen können sich eine Privatschule leisten, die anderen nicht (auf einer Privatschule sind die Changsen auf eine gute Qualifikation deutlich besser, als auf einer gewöhnlichen Schule). Die einen können sich Nachhilfe leisten, die anderen nicht. Die einen werden durch akademische Eltern gut in Punkto Allgemeinbildung gefördert, die anderen nicht. Die einen bekommen genügend zu essen und auch gesund, die anderen bekommen nichts gesundes und zu wenig.
Diese großen Kluften bei den Schülern, sorgen auch für große Kluften in der Zukunft.
Ob jemand wohlhabend wird oder nicht hängt von dem Umfeld ab, welches das Individuum prägt.
Es sollte in den Schulen kostenloses Essen und kostenlose Nachhilfe für alle geben und die Schüler müssen unbedingt individuell gefördert werden.
Heute (2022) werden alle in die gleiche Schublade gesteckt. Egal ob dumm, schlau, fleißig, faul, integriert oder nicht integriert.
Die Bildung in der Schule ist heute in Deutschland noch wie vor 100 Jahren. Je nach dem Stundenplan wird am Unterricht teilgenommen, zu Hause müssen danach Hausaufgaben erledigt werden. In einer Klasse sind bis zu 30 Schüler, die Hälfte ist überfordert und die andere unterfordert.
Am Ende wundern sich dann die Leute warum so viele Schüler nicht gerne in die Schule gehenund keine Motivation für das Lernen haben.
Da sollte man ansetzen.
Ein bedingungoses Grundeinkommen ab 18 Jahren, in Ausnahmefällen auch früher, wäre auch keine schlechte Sache.
Die Lösung der Sozialen Frage
Wie alles Geniale ist die einzige Lösung für absolute soziale Gerechtigkeit, die allgemeinen Wohlstand und den Weltfrieden mit einschließt, einfach. Wir dürfen nur nicht den Fehler machen, eine „hochmoralische Gesellschaft“ auf einem utopischen Altruismus aufbauen zu wollen, sondern wir müssen mit dem rechnen, worauf wir uns verlassen können: der Egoismus. Jeder Mensch kann überhaupt nur wissen, was das Beste für ihn selber ist, nicht aber, was „das Beste“ für andere ist. Und sobald sich jemand dazu erdreistet, greift er bereits in die Freiheitsrechte der anderen ein! Es ist hinreichend, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass beim freien Spiel der Kräfte von Angebot und Nachfrage das natürliche Streben nach Eigennutz auch gleichzeitig das Beste für alle bedeutet. Dafür muss die „Goldene Regel“...
„Behandle andere so, wie du von ihnen behandelt werden willst.“
...lediglich für die beiden grundlegenden Interaktionen zwischen allen Menschen gelten:
1. Der Tausch
2. Der Verleih
Wie sieht es damit in der (noch) bestehenden Wirklichkeit aus? Beim Tausch Ware gegen Geld ist zu beobachten, dass der Verkäufer (Warenbesitzer) sich stets wie ein unterwürfiger Diener gegenüber dem Käufer (Geldbesitzer) verhalten muss, damit der Tausch überhaupt zustande kommt. Das herkömmliche Geld ist aufgrund seiner Dauerhaftigkeit und des Vorteiles der Liquidität den Waren überlegen, sodass von einem gerechten Tausch keine Rede sein kann. Der Unterschied zwischen Geld und Ware wird auch beim Verleih deutlich. Wird ein Zentner Kartoffeln verliehen und nach einem Jahr mit der gleichen Menge Kartoffeln aus neuer Ernte zurückgezahlt, hatte der Kreditnehmer den Vorteil, dass er nicht hungern musste, und für den Kreditgeber ist vorteilhaft, dass seine zuvor überschüssigen Kartoffeln in der Zwischenzeit nicht verfault sind. Wird aber Geld verliehen, ist der Kreditgeber im Vorteil und kann vom Kreditnehmer einen Zins verlangen. Der Zins ist der Ausdruck der Überlegenheit des herkömmlichen Geldes gegenüber den Waren. Das Zwischentauschmittel Geld, das den Warenaustausch erleichtern soll, verhindert somit den gerechten Tausch ebenso wie den gerechten Verleih.
Daraus können wir erst einmal folgern, dass bei Verwendung eines fehlerhaften Geldes jeder Apell an die „Moral“ ebenso nutzlos ist wie der „Sozialstaat“. Denn solange die grundlegendsten Interaktionen zwischen allen Menschen einer systemischen Ungerechtigkeit unterliegen, darf man wohl nicht darauf hoffen, durch eine wie auch immer geartete Veränderung in der Gesinnung des Menschen eine gerechte und friedliche Gesellschaft aufbauen zu können. Das Geld abschaffen? So dumm waren nicht einmal die von jeder Moral befreiten Kommunisten. Selbstverständlich kann das Geld nicht abgeschafft werden, sondern es ist die Überlegenheit des Geldes gegenüber den Waren zu neutralisieren.
http://opium-des-volkes.blogspot.de/2017/03/entwicklung-der-moral.html
Tolle Organisation.....finde die Gedanken super und mag die Quäker, die Oxfam gegründet haben. Besuche und beliefere regelmäßig unseren Oxfam - Shop!