Die Menschen in Sierra Leone lieben Fußball. In jeder Bar werden die Spiele der europäischen Ligen gezeigt, jedes freie Fleckchen Erde – egal wie schmutzig oder steinig – wird zum Fußballplatz. In Mabella, einem der sieben offiziellen Slumgebiete Freetowns, ist Bangali Suma so etwas wie ein Fußballstar.

imageBangali Suma, 20, aus Mabella. © Bex SingletonDer 20 Jahre alte Stürmer trifft für jeden, der ihn dafür bezahlt, bei einem der vielen lokalen Turniere anzutreten. Genau wie sein großes Vorbild – Barcelonas Lionel Messi – ist er schmal gebaut, fast wirkt er zerbrechlich. Sein Gesicht erinnert eher an das eines Teenagers denn eines Fußballprofis. Ganz anders als bei Lionel Messi ist seine Entlohnung geregelt: Meistens bekommt er von seinen Sponsoren Nahrungsmittel, manchmal gebrauchte Fußballschuhe, eher selten auch Geld.

Als ich Bangali Suma treffe, ist er gut in Form und guter Dinge. Seit kurzem spielt er wieder Fußball, seine einzige Einkommensquelle. Es fällt schwer, sich vorzustellen, dass er vor gerade mal einem Monat beinahe an Cholera gestorben wäre. In gebrochenem Englisch erinnert er sich:

„Mitten in der Nacht wurde ich wach. Ich glaubte, mein Bauch würde explodieren, ich konnte nichts bei mir halten. Bald war ich zu schwach aufzustehen, oder gar zu laufen. Ein Freund trug mich in die Klinik. Dort war es total überfüllt. Die Krankenschwester gab mit ORS (Oral Rehydration Salt, eine Elektrolytlösung) zu trinken, aber ich musste mich ständig erbrechen.”

Um mich herum erbrachen sich Menschen und hatten Durchfälle. Ich hatte große Angst.

imageInfusionslösungen zur Cholera-Behandlung. © Bex Singleton„Die Schwester sagte, ich sei ein schwerer Fall und man verlegte mich in die Cholera Treatment Unit (CTU). Dort ging es allen sehr schlecht. Um mich herum erbrachen sich Menschen und hatten Durchfälle. Ich hatte große Angst. Ich dachte ich müsste sterben. Aber die Ärzte behandelten mich sehr gut. Sie gaben mir eine Infusion und legten mich auf eine Liege. Die Liege hatte ein Loch in der Mitte, damit die Ärzte sehen konnten wie viel Durchfall ich hatte. Ich habe keine Ahnung wie lange ich dort lag. Nach zwei oder drei Tagen schickten sie mich wieder nach Hause. Der Durchfall war weg und ich musste mich auch nicht mehr erbrechen. Aber ich war immer noch sehr schwach auf den Beinen.”

imageTrinkwasser ist rar für arme Menschen in Freetown. © Bex SingletonBangali Suma sagt, er wolle sich nun besser schützen. Er will nun öfter die öffentlichen Toiletten benutzen, anstatt sich „irgendwo zu erleichtern“. Als lokaler Fußballstar darf er das manchmal, ohne zu bezahlen. Außerdem will er sein Wasser nur noch in versiegelten Flaschen kaufen, da er der öffentlichen Wasserstelle nicht mehr vertraut.

Wer in Europa mehr als 3% seines Einkommens für Wasser ausgeben muss, gilt als armutsgefährdet. Eine Krankenschwester in Mabella gibt bis zu 10% ihres Einkommens für Wasser aus. Aber was tun, wenn man gar kein regelmäßiges Einkommen hat? „Ich weiß nicht, wie lange ich mir das leisten kann, ich verdiene ja fast nichts”, sagt der Fußballstar. „Aber ich habe keine Wahl. Ich will ja leben.”

Bald in diesem Blog: Eine junge Frau bekämpft Cholera in Freetown.

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