Zivilgesellschaftliche Organisationen spielen eine wichtige Rolle in Sierra Leones Gesundheitssystem: Oft stehen sie als Dienstleister an vorderster Front, und zunehmend setzten sie sich auch politisch für eine Verbesserung der Gesundheitssituation ein.  Während eines Besuchs in Freetown traf Tobias Luppe, Manager des Oxfam Health Policy Action Funds, William Sao-Larmin von der Organisation Health Alert.

William, was macht Health Alert und was ist Deine Rolle in der Organisation?

imageWilliam Sao-Larmin © Bex SingletonHealth Alert ist eine zivilgesellschaftliche Organisation, die sich für die Umsetzung des Menschenrechts auf Gesundheit einsetzt. Dabei arbeiten wir eng mit unseren Partnern Save the Children und Oxfam und natürlich dem Gesundheitsministerium  zusammen. Ich bin verantwortlich für die Umsetzung der Programmarbeit und die Außenvertretung der Organisation.  

Woran arbeitet Health Alert zurzeit?

Am 17. November wird in Sierra Leone gewählt. Wir nutzen die Zeit  vor den Wahlen um uns für eine Verbesserung der Gesundheitsfürsorge in Sierra Leone einzusetzen. Dazu halten wir in allen Wahlkreisen Versammlungen ab, in denen sich die Kandidaten den Fragen der Bürger stellen sollen. Seit April diesen Jahres haben wir im ganzen Land Freiwillige geschult. 

Warum eignet sich die Zeit vor den Wahlen, um Gesundheitsthemen mit Politikern zu diskutieren?

Gerade zu den Wahlen brauchen die Politiker die Bevölkerung. Sie wollen, dass die Menschen für sie stimmen. Deshalb sind sie bereit, sich mit den Leuten und ihren Problemen auseinanderzusetzen. Die meisten unserer Politiker leben in Freetown. Wenn nicht gerade Wahlen anstehen, kommen sie kaum aufs Land in ihre Wahlkreise. Bei unseren Wahlkreisveranstaltungen könne die Menschen ihre Anliegen zum Thema Gesundheit mit den Kandidaten diskutieren. Sie können von den Politikern Zusagen zur Verbesserung der Gesundheitseinrichtungen, Erhöhung der Personaldecke oder der Investitionen auf 15%  des Staatshaushalts verlangen.

Wie kann Health Alert sicherstellen, dass die Politiker sich auch nach der Wahl an ihre Versprechungen erinnern?

Wir haben alle 10 politischen Parteien eingeladen, Verpflichtungserklärungen zum Thema Gesundheit zu unterzeichnen. Darin verpflichten sie sich, die Initiative zur freien Gesundheitsfürsorge für Kleinkinder sowie schwanger und stillende Frauen aufrechtzuerhalten, mehr Gesundheitsfachkräfte einzustellen und den Gesundheitshaushalt zu erhöhen. Alle Wahlkreisversammlungen werden im Radio übertragen und schriftlich dokumentiert. Etwa drei Monate nach den Wahlen werden unsere Freiwilligen  Berichte zur Lage in den Wahlkreisen erstellen. Du kannst also davon ausgehen, dass wir unsere Politiker an ihre Wahlkampfversprechen erinnern werden.

Sierra Leone steckt gerade mitten in einem Choleraausbruch. Welche Rolle spielt das in Eurer Arbeit?

imageGesundheitsarbeiter steht vor schwierigen hygienischen Verhältnissen © Bex SingletonCholera ist eine sehr ernste Bedrohung. Alleine dieses Jahr sind schon mehr als 250 Menschen daran gestorben. Wir arbeiten direkt in den betroffenen Bezirken um den Menschen die Wichtigkeit von Hygienemaßnahmen nahe zu bringen. Aber das eigentliche Problem ist ja der Dreck und Unrat überall. Selbst hier in der Hauptstadt Freetown gibt es massive Probleme mit der Entsorgung von Müll und dem Zugang zu Trinkwasser, Sanitäreinrichtungen und Hygiene. Wir glauben, dass die Regierung von Sierra Leone – und nicht NGOs oder auswärtige Geber – die Situation unter Kontrolle bringen sollte. Wenn die Ressourcen zur Verfügung gestellt werden, dann können wir unser Land sauber machen und Cholera besiegen. Wir fordern unsere Regierung dazu auf, dies zu ermöglichen.

Wie sollte Sierra Leone aussehen, wenn das Land im Jahr 2017 zum nächsten Mal zur Wahl schreitet?

So lange können wir nicht warten. Bis dahin muss Sierra Leone seine Sterblichkeitsrate drastisch reduzieren. Dafür muss Gesundheit zur Priorität gemacht werden. Ich erwarte, dass unsere Regierung mindestens 15% des Haushalts zur Verbesserung der Gesundheitssituation aufbringt. Zivilgesellschaftliche Organisationen werden die Regierung für Ihre Versprechungen und Ausgaben rechenschaftspflichtig halten. Dazu zählen wir auf die fortgesetzte Unterstützung unserer internationalen Partner.

Kommentieren

Wir freuen uns über anregende Diskussionen, sachliche Kritik und eine freundliche Interaktion.

Bitte achten Sie auf einen respektvollen Umgangston. Auch wenn Sie unter einem Pseudonym schreiben sollten, äußern Sie bitte dennoch keine Dinge, hinter denen Sie nicht auch mit Ihrem Namen stehen könnten. In den Kommentaren soll jede*r frei seine Meinung äußern dürfen. Doch es gibt Grenzen, deren Überschreitung wir nicht dulden. Dazu gehören alle rassistischen, rechtsradikalen oder sexistischen Bemerkungen. Auch die Diffamierung von Minderheiten und Randgruppen akzeptieren wir nicht. Zudem darf kein*e Artikelautor*in oder andere*r Kommentator*in persönlich beleidigt oder bloßgestellt werden.

Bitte bedenken Sie, dass Beleidigungen und Tatsachenbehauptungen auch justiziabel sein können. Spam-Meldungen und werbliche Einträge werden entfernt.

Die Verantwortung für die eingestellten Kommentare sowie mögliche Konsequenzen tragen die Kommentator*innen selbst.