Am Horn von Afrika wütet die schlimmste Hungersnot seit Jahrzehnten. 12 Millionen Menschen in der Grenzregion von Somalia, Kenia und Äthiopien sind betroffen. Ist jetzt der Klimawandel die Ursache für die Katastrophe? Die Frage kommt immer wieder auf, wenn klimatische Extremwetterlagen wie Dürren oder Hitzewellen auftreten oder Unwetterkatastrophen schwere Verwüstungen anrichten und Menschenleben kosten.

Die Frage kann man nicht mit einem einfachen Ja oder Nein beantworten. Was wir sicher wissen: die akute Dürre ist die Folge von zwei aufeinanderfolgenden Regenzeiten, in denen die Niederschlagsmenge weit unter dem Durchschnitt geblieben ist. In manchen Teilen Kenias hat es sogar noch länger nicht geregnet. In 11 von 15 Gegenden der Region war die Regensaison 2010/2011 die trockenste oder zweittrockenste seit 60 Jahren. Wenn man den Berichten der Menschen in Äthiopien zuhört, steckt dahinter offenbar ein Trend: Früher traten die Dürren alle 6-8 Jahre auf, heute alle 1-2 Jahre.

Die Beobachtungen der Menschen werden durch wissenschaftlich erhobene Klimadaten gestützt. Zwischen 1960 und 2006 stiegen in Kenia die Temperaturen im Jahresmittel um 1°C an; in Äthiopien sogar um 1,3°C. Auch die Zahl extrem heißer Tage hat in beiden Ländern zugenommen. Die langfristigen Trends bei den Niederschlagsmengen sind weniger klar zu beurteilen, obwohl neuere Studien eine Abnahme der Niederschlagsmengen in der Regenzeit von März bis Juni zwischen den Jahren 1980 und 2009 zeigen.

Was bedeutet das für Ostafrika in der Zukunft? Global betrachtet gilt als sicher, dass extreme klimatische Wetterlagen und Unwetterkatastrophen an Häufigkeit, Dauer und Schwere zunehmen werden, auch wenn einzelne Phänomene nicht eindeutig oder ausschließlich auf den Klimawandel zurückgeführt werden können. Für Ostafrika sagen einige Modelle einen Anstieg der Regenmenge voraus, wobei gleichzeitig mehr Starkregenfälle auftreten könnten, die die Landwirtschaft mehr schädigen als ihr nutzen würden, weil es zu vermehrten Überschwemmungen kommt. Andere Studien erwarten für die Zukunft eher weniger Niederschläge.  Eine weitere Unsicherheit birgt das Klimaphänomen El Niña, welches ebenfalls Einfluss auf die Niederschläge in Ostafrika hat. Relativ sicher ist, dass im Osten Afrikas die Temperaturen weiter steigen, wenn die globalen Treibhausgasemissionen nicht drastisch reduziert werden - bis 2099 um 3-4°C gegenüber den Mittelwerten der Jahre 1980-1999.

Was ist jetzt zu tun? Die Dürre in Ostafrika ist eine direkte Folge von Regenmangel – die Hungerkatastrophe hingegen nur indirekt. Wie schon der Philosoph und Ökonom Amartya Sen bemerkte: Hungerkatastrophen kommen in funktionierenden Demokratien nicht vor. Tatsächlich sind Hungerkrisen oft das Produkt einer Kombination von Ursachen. Darunter finden sich ungelöste Konflikte im Land, Marginalisierung und Vernachlässigung von Bevölkerungsgruppen bzw. ein Versagen der Politik.

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