Wahlen in Zeiten der Cholera: Wie Sierra Leone versucht die Gesundheit seiner Bevölkerung zu verbessern

imageMangelware in Sierra Leone: Klos © Bex SingletonSierra Leone ist eines der ärmsten Länder der Welt und seine Gesundheitsindikatoren gehören mit zu den schlimmsten: Mehr als 10% aller Kinder sterben vor ihrem fünften Geburtstag und jede hundertste Mutter überlebt Schwangerschaft oder Geburt nicht. Mit 49 Jahren liegt die durchschnittliche Lebenserwartung rund 20 Jahre unter dem globalen Mittel. Weiterhin sind Infektionskrankheiten die Haupttodesursache in Sierra Leone. Selbst im Vergleich mit anderen krisengeschüttelten Ländern der Region, ist die Fachkräftekrise im Gesundheitssystem dramatisch: Statistisch gesehen teilen sich 50 000 Menschen einen Arzt, eine Krankenschwester kümmert sich um 6 000 Patienten. Der schockierend schlechte Zugang zu Wasser und Sanitäreinrichtungen ist einer der Hauptursachen für Durchfallerkrankungen. Der derzeitige Choleraausbruch hat das Thema Gesundheit mal wieder auf die politische Agenda gebracht.

Im November 2012 gehen die Menschen in Sierra Leone zu den Wahlurnen; dort stimme sie unter anderem über ihr Parlament und den Präsidenten ab. Was hat die amtierende Regierung unternommen um die Gesundheitssituation im Land zu verbessern? Was sind die Forderungen der Zivilgesellschaft vor dem Hintergrund der aktuellen Krise?

Vor zwei Jahren unternahm die Regierung einen mutigen Schritt zur Verbesserung der Mutter-Kind-Gesundheit „mammeh en pikin well bodi business“ wie es hier heißt. Seit April 2010 erhalten Kinder unter fünf Jahren sowie schwangere und stillende Mütter freien Zugang zur Gesundheitsfürsorge. Der Erfolg dieser von internationalen Geldgebern unterstützten Initiative ist überwältigend: Viel mehr Frauen und Kleinkinder als zuvor benutzen die staatlichen Gesundheitseinrichtungen, die Sterblichkeitsraten sind dramatisch gesunken. Aber das marode Gesundheitssystem droht nun aufgrund explodierender Patientenzahlen und Unterfinanzierung zu kollabieren. Wiliam Sao-Larmin, Programmverantwortlicher bei Oxfams lokalen Partner Health Alert bezieht sich auf die anstehenden Wahlkampf, wenn er erklärt: „Wir setzen die Regierung unter Druck, mindestens 15% des nationalen Haushalts in Gesundheitsfürsorge zu investieren“. 

Viele hoffen, dass der derzeitige Choleraausbruch auch die Herausforderungen der Wasser- und Sanitärversorgung  zum wichtigen Thema der nationalen Gesundheitsdebatte machen wird.

imageKein Zustand: Trinkwasserleitungen © Bex SingletonAuch hier sind mutige Schritte gefragt: Derzeit hat nur etwa die Hälfte der Bevölkerung Zugang zu sicherem Trinkwasser, nur jede(r) fünfte verfügt über angemessene Sanitäreinrichtungen. Da es an Geld und politischer Priorisierung fehlt, stellt Sierra Leone diese lebenswichtigen Grunddienste seiner Bevölkerung derzeit nicht zur Verfügung. Stellvertretend für die Misere ist die Guma Valley Water Company, die den einzigen Damm zur Wasserversorgung Freetowns betreibt. Während sich die Bevölkerung der Hauptstad seit dem Dammbau 1951 auf 1.5 Millionen Einwohner verdreifacht hat, wurde die geförderte Wassermenge kaum erhöht. Investitionen in die Infrastruktur blieben aus. Landesweit funktionieren ein Drittel der öffentlichen Wasserstellen nicht, die Sicherheit des Trinkwassers kann generell nicht garantiert werden. In der Konsequenz hat die Mehrheit der Einwohner Sierra Leones unsicheres Wasser, teures Wasser vom privaten Markt oder gar kein Wasser.

Die Regierung reagiert, indem sie ihre Finanzlöcher durch ausländische Investoren zu schließen versucht: Unterstützt durch chinesische Investoren könnte ein zweiter Damm in etwa zehn Jahren Freetown mit zusätzlichem Wasser versorgen. Täglich geplagt von wasserbedingten Krankheiten können und wollen die Menschen in Sierra Leone aber keine zehn Jahre mehr warten. Oxfam und seine lokalen Partner im sogenannten WASH Sektor (Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene) setzen sich für sofortige Investitionen und höhere Transparenz im Sektor ein: „Nur so könne wir sicherstellen, dass erhöhte Investitionen auch zu besseren staatlichen Leistungen für die Menschen führen“, sagt Musa Soko Koordinator des zivilgesellschaftlichen Netzwerks WASH Net.

Hier bald mehr darüber wie zivilgesellschaftliche Organisationen in Sierra Leone die anstehenden Wahlen nutzen um erhöhte Zusagen für den Gesundheitssektor zu erkämpfen.

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