Übersetzung aus dem Englischen von Julia Jahnz
Dürren, Überschwemmungen, Zyklone: Die Auswirkungen der Klimakrise treffen die Menschen in Simbabwe hart. Drei Bäuerinnen, ein Oxfam-Mitarbeiter und eine Regierungsangestellte berichten, wie sie mit den Folgen umgehen.
MIRIAM*, Bäuerin im Distrikt Matobo
In der Region, in der Miriam* lebt, wechseln sich aufgrund der Klimakrise Dürren und Unwetter ab – vor zwei Jahren hat ein Sturm das Dach ihres Hauses teilweise abgedeckt.
„Die vergangenen vier Jahre waren wegen der Dürre schwierig. Ich lebe hier mit meinem Mann, zwei Kindern und drei Enkelkindern. Es ist schön, Großmutter zu sein, wenn genug Essen da ist. Doch manchmal haben wir nichts. Die Kinder verstehen das nicht. Es gibt immer wieder Zeiten, in denen wir aufgeben wollen. Wenn man pflanzt und dann die Sonne die Ernte verbrennt, fühlt man sich entmutigt. Viele junge Leute verlassen diese Gegend, um anderswo Perspektiven zu finden. Ich glaube nicht, dass ich in meinem Alter noch in der Lage wäre, umzuziehen. Ich bin Teil des SMS-Projekts: Wir bekommen Nachrichten, wenn ein starker Regen bevorsteht. So können wir uns in Sicherheit bringen. Es ist besser, Besitz zu verlieren als sein Leben. Wenn wir nur noch über das veränderte Wetter nachdenken, macht uns das krank. Meine Hoffnung ist, dass wir Wasser und einen Brunnen bekommen – dann wissen wir, dass wir überleben können.“
MEMORY DUBE, Mitarbeiterin des Amts für landwirtschaftliche und technische Dienstleistungen (Agritex) in Nyanyadzi, Distrikt Chimanimani
Mit Oxfams Unterstützung haben die Menschen in Nyanyadzi die Kanäle befestigt, damit das Wasser ganzjährig fließen kann. So sind sie gegen die Auswirkungen der Klimakrise besser gewappnet.
„Im Jahr 2000 hat der Zyklon Eline hier etwa 1,2 Hektar Land zerstört. Bei Zyklon Idai vor zwei Jahren war die Ausgangssituation besser – durch die Unterstützung von Oxfam. Hauptziel war, das Wasser zu schützen und den Boden zu halten, damit er nicht in den Hauptkanal geschwemmt wird. Ich habe das Gefühl, dass sich die Menschen langsam an die Klimakrise anpassen. Die Bäuerinnen und Bauern wissen, dass sich das Klima verändert und immer wieder Dürren kommen. Deshalb haben sie sich für eine nachhaltige Landwirtschaft entschieden. Mein Hauptaugenmerk liegt auf landwirtschaftlichen Schulungen. Normalerweise zeigen wir etwas – zum Beispiel, wie man neue Sorten wie Sorghum anbaut. Bei unseren Auswertungen stellen wir fest, dass Bäuerinnen und Bauern, die die von uns geförderten ertragreichen Saaten und Sorten übernommen haben, erfolgreicher sind als diejenigen, die noch das alte Saatgut verwenden.“
SARAH*, Bäuerin in Nyanyadzi
In der Region, in der Sarah* lebt, gelangt das Wasser des Nyanyadzi-Flusses durch Kanäle auf die Felder der Bäuer*innen. Im Jahr 2000 hat der Zyklon Eline das Bewässerungssystem jedoch stark beschädigt.
„In den vergangenen 25 Jahren hat sich das Niederschlagsmuster verändert. Wenn wir es erwarten, also ab Oktober oder November, regnet es nicht. Was wir in unserem Haus essen, kommt von unserem Feld. Wenn es also nicht richtig regnet, beeinträchtigt das unser Leben stark. Und die Landwirtschaft ist mein Lebensunterhalt. Ich wache jeden Tag auf und sage mir, dass ich zur Arbeit gehe, damit ich meine Kinder zur Schule schicken kann. Im Moment kommt unser Wasser aus dem Nyanyadzi-Fluss – dank Oxfam und der UN, die die Ufer befestigt haben, um den Schlamm zu stoppen. Wenn es früher regnete, waren alle Kanäle damit bedeckt, so dass man manchmal anderthalb Monate ohne Wasser auskommen musste. Jetzt ist das nicht mehr so. Bislang habe ich zwei Zyklone erlebt. Einen, der schon eine Weile zurückliegt, und den anderen, der erst kürzlich aufgetreten ist – Zyklon Idai. Von Idai waren wir nicht stark betroffen, aber anderswo wurden Menschen und Häuser weggeschwemmt. Es hat uns sehr geholfen, dass die befestigten Abflüsse das viele Wasser sammeln, das von den Bergen in den Fluss kommt.“
WILLIAM CHAGUMAIRA, Experte für Katastrophenvorsorge bei Oxfam in Simbabwe
Die Menschen in der Region Matobo waren in den letzten Jahren stark von dem Wetterphänomen El Nino betroffen. Große Mengen Regen führten zu Überschwemmungen und starke Winde zerstörten Häuser und Infrastruktur. Drohen jetzt Starkregen oder Stürme, bekommen die Bäuer*innen dank der neu eingerichteten Wetterstation rechtzeitig Nachrichten per Telefon, damit sie ihre Ernten und Häuser sichern können.
„Derzeit engagiere ich mich in der Dürrebekämpfung und stelle sicher, dass die Menschen Nahrung und Wasser haben. Ich liebe den Austausch mit den Gemeinschaften und dass ich direkt sehen kann, dass die Maßnahmen wirken. Im Distrikt Bulilima habe ich ein Projekt mit etwa 30 Frauen begleitet, die meisten von ihnen Witwen. Sie hatten einen Garten, in den sie Wasser aus 100 Metern Entfernung auf dem Kopf trugen. Der Zaun war kaputt, so dass manchmal Rinder hineinkamen und ihre Ernte zerstörten. Die meiste Zeit des Tages verbrachten sie deshalb damit, die Beete zu bewässern und die Ernte zu bewachen. Es gelang uns, den Garten mit neuen, stärkeren Zäunen und Stangen einzuzäunen. Wir installierten auch ein solarbetriebenes System, das den Garten mit Wasser versorgt. Das hat die Zeit, die sie im Garten verbringen, deutlich reduziert, und sie haben jetzt sauberes Wasser zum Trinken.“
TECHLEA*, Bäuerin in Nyanyadzi
Techleas* Radio ist nicht nur ihre Versicherung gegen zerstörte Ernten. Sie hört damit auch Nachrichten zur Corona-Pandemie und Berichte über neue landwirtschaftliche Methoden.
„Wasser wird im August und September knapp, wenn der Fluss einen niedrigen Stand hat. Früher war es reichlich vorhanden, so reichlich, dass es auch weiter oben Gärten gab, sogar richtige Felder. Jetzt regnet es erst im Januar. Als ich letztes Jahr Bohnen gepflanzt habe, habe ich mir ein Radio gekauft, damit ich mich über das aktuelle Geschehen und den Wetterbericht auf dem Laufenden halten kann. Ich hatte Angst vor einem weiteren Zyklon. Ich hatte keine Ahnung, dass Idai kommen würde, also wurde mein Mais zerstört. Diejenigen, die von dem Zyklon wussten, haben geerntet, bevor er kam.“
Mit (*) markierte Namen wurden von der Redaktion geändert bzw. gekürzt. Oxfam setzt sich für Menschen in prekären Situationen ein – beispielsweise auf der Flucht vor Verfolgung oder in ausbeuterischen Arbeitsverhältnissen. Wir sehen aus Respekt und zum Schutz der Menschen, zum Beispiel vor Repressionen oder Stigmatisierung, von der Namensnennung ab.