Ahmed lebt in einem Camp für Binnenvertriebene im Abs-Distrikt im Bezirk Hajjah im Jemen; zusammen mit seinen drei Schwestern und dem jüngeren Bruder. Ahmed ist erst 14. Doch er hat bereits tausend Gründe, warum der unmenschliche Krieg im Jemen beendet werden muss. Sein Vater erkrankte an Krebs, sein Haus wurde zerbombt, seine Schafe – die Haupteinnahmequelle der Familie – starben. Glücklicherweise überlebte die Familie. Gemeinsam flohen sie in das Camp in Abs.

Hier hört die Geschichte nicht auf – obwohl ich mir das gewünscht hätte. Dann hätte man wenigstens von einem Happy End sprechen können; im Vergleich zu dem, was dann passierte. Zu Beginn des Jahres, nach sieben Monaten des Leidens, starb Ahmeds Vater. Er ließ seine Familie zurück, die sich nun allein der Armut stellen musste.

Tage ohne Essen

Kurz nach dem Tod seines Vaters wurde Ahmed eines Nachts von seinen Schwestern geweckt;  weinend saßen sie neben der Mutter. Ahmed stürzte in den Raum und sah: Ihre Mutter war gestorben. Nach der Beerdigung zogen die Kinder zu ihrem Onkel. Doch der musste sie kurze Zeit später wieder zurück ins Camp schicken. Er hatte selbst eine große Familie zu versorgen und konnte sich nicht zusätzlich um die Geschwister kümmern.

Ahmeds Schwestern im Abs-Camp für Binnenvertriebene
Ahmeds Schwestern im Abs-Camp für Binnenvertriebene

Ahmed leidet unter Asthma – dennoch arbeitet er, damit seine Geschwister etwas zu essen und Kleidung haben. Er nimmt jeden Job an, den er finden kann. Mal bekommt er dafür ein bisschen Geld, oft nichts. Und seine Schwestern sammeln Feuerholz, das er auf dem Markt gegen Essen tauscht. Es kommt jedoch vor, dass sie tagelang nichts zu essen haben.

 

Drohende Hungersnot

Derzeit sind im Jemen 8 Millionen Menschen von Hunger bedroht, und ein Großteil der grundlegenden Infrastruktur des Landes wurde zerbombt – darunter Krankenhäuser, Schulen, Brunnen, Märkte, Häfen, Brücken und Fabriken.

Seit mehr als einem Jahr haben die Beamten kein Gehalt mehr bekommen. Und der Nothilfeaufruf der Vereinten Nationen für den Jemen ist immer noch nicht voll finanziert – schon das dritte Jahr in Folge. Gleichzeitig ist die Versorgung des Landes mit Hilfsgütern und Waren des täglichen Bedarfs immer noch stark eingeschränkt.

Millionen Jemenitinnen und Jemeniten sind im Stich gelassen worden. Sie leiden, und sie kämpfen verzweifelt gegen Hunger und Krankheit. Sie wurden bombardiert, getötet, verletzt, eingeschüchtert, vertrieben, ausgehungert, krank gemacht und ihrer Grundrechte beraubt. Sie sind durch den drei Jahre währenden Krieg zermürbt und drohen nun, jegliche Hoffnung zu verlieren.

Und all das hat sich vor den Augen genau derjenigen Staaten abgespielt, die versprochen hatten, Menschenrechte zu schützen. Es hat sich vor den Augen der Vereinten Nationen abgespielt und – schmerzhaft für sie – vor den Augen vieler internationaler Hilfsorganisationen. Gemeinsam sind wir vor Ort und versuchen jeden Tag, den Menschen zu helfen. Oft unter extremen Schwierigkeiten – weil uns Zugang zu lokalen Bezirken verweigert wird oder wichtige Häfen versperrt sind.

Oxfam ist vor Ort

Durch unsere Arbeit vor Ort haben wir Dinge gesehen, über die die Welt lieber schweigt. Wir haben Menschen gesehen, die den Tod in den Augen trugen; Körper, zu hungrig zum Leben; und mangelernährte kleine Kinder, die unter Cholera leiden. Es ist nicht nötig, hier zu erzählen, was wir noch gesehen haben – die Geschichte der Menschheit ist voll von Beispielen, die die Tragödie des Krieges erzählen. Einige von ihnen wiederholen sich, finden noch immer statt  – hier im Jemen.

Mehr als 5.500 Zivilisten sind in diesem Krieg gestorben, und mehr als 2.000 weitere hat die Cholera getötet. Die meisten von ihnen sind Kinder und ältere Menschen.

Seit Juli 2015 hat Oxfam mehr als 2,8 Millionen Menschen mit Nothilfe erreicht – zusammen mit unseren Partnern vor Ort. Dennoch gibt es noch immer insgesamt mehr als 22 Millionen Menschen, die dringend humanitäre Hilfe brauchen.

Politische Verantwortliche in aller Welt schweigen

Und dennoch: Während die Situation im Jemen immer schlimmer wird, wird der Krieg durch Waffenlieferungen weiter angestachelt. Politische Verantwortliche in aller Welt schauen weiter schweigend zu bei dem, was viele die größte humanitäre Krise der Welt nennen. Und der Jemen versinkt in Hoffnungslosigkeit.

Ich will ebenso wie die überwältigende Mehrheit der 29 Millionen Jemenitinnen und Jemeniten, dass dieser Krieg endlich endet. Ich will keine Kinder mehr leiden sehen – so wie Ahmed leidet. Es gibt zu viele Kinder wie ihn, zu viele Familien wie seine.

 

Unterstützen Sie unsere Arbeit

Oxfam ist vor Ort und leistet Nothilfe. Wir stellen Trinkwasser bereit, verteilen Hygiene-Sets zum Schutz vor Cholera und unterstützen Familien mit Bargeld, damit sie Nahrungsmittel und andere lebenswichtige Güter kaufen können.

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