Drei Jahre dauert der Bürgerkrieg in Syrien – laut UN hat er bereits 150.000 Menschenleben gefordert. Etwa neun Millionen Syrerinnen und Syrer haben ihr Zuhause verloren – zweieinhalb Millionen davon sind außer Landes geflohen.

Die Nachrichten zeigen meistens Bilder der riesigen Flüchtlingscamps – tatsächlich sind jedoch 80 Prozent der syrischen Flüchtlinge in Städten und Dörfern in ihren Nachbarländern untergekommen. Beispielsweise in der Hafenstadt Tripoli, im Norden des Libanon.

Die Flucht bedeutet keine Sicherheit

Wie so häufig, bedeutet auch diese Flucht nicht unbedingt Sicherheit – denn der Bürgerkrieg reicht über die Grenze hinaus. Immer wieder kommt es auch im Libanon zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen verfeindeten Gruppen unterschiedlicher Glaubensrichtungen. Eine Erzieherin eines Kindergartens für syrische und libanesische Kinder erlebte, wie in der Nachbarschaft plötzlich Kämpfe ausbrachen. Auf der dem Kindergarten gegenüberliegenden Straßenseite positionierten sich Scharfschützen – Kugeln flogen in die Zimmer, wo die Kinder an ihren Tischen saßen. Panisch rannten sie in den Flur und warfen sich Schutz suchend auf den Boden. Manche der zwei bis sechs Jahre alten Kinder verloren aus Angst das Bewusstsein, andere weinten solange, bis ihre Eltern sie endlich abholen konnten.

Schutz vor Krankheit durch Wasserversorgung

Inzwischen besteht ein vorläufiger Waffenstillstand und so konnte Oxfam gemeinsam mit einer lokalen Partnerorganisation Hilfe leisten. Um die Ausbreitung von Krankheiten zu verhindern, verteilten die Nothilfe-Teams unter anderem Hygiene-Sets, Toilettenartikel, Wasserfilter und Trinkwasserbehälter. Zudem werden in den oft baufälligen Wohnhäusern Latrinen und Wasserleitungen repariert.

Unsere Mitarbeiter/innen bemühen sich auch, mit einfachen Mitteln den harten Alltag der Familien und besonders der Kinder zu erleichtern. Gemeinsam mit Freiwilligen organisierten sie ein kleines Fest, bei dem den Kindern auf spielerische Weise einfache Hygienemaßnahmen wie das Händewaschen beigebracht wurden. Am Rande des Festes tauschten sich viele libanesische und syrische Eltern über ihre Lebenssituation, ihre Ängste, Hoffnungen und Wünsche aus und darüber, wie sie sich gegenseitig helfen können.

Deutschland muss mehr Flüchtlinge aufnehmen

Es ist zu befürchten, dass viele Flüchtlinge noch lange Zeit in Notunterkünften leben müssen. Die aktuellen Unruhen im benachbarten Irak werden wahrscheinlich das Flüchtlingsproblem in der Region zusätzlich verschärfen. Deshalb müssen Geberstaaten wie Deutschland noch mehr Geld für humanitäre Hilfe aufwenden. Gleichzeitig müssen wir und die anderen Geberländer selbst mehr Syrerinnen und Syrer aufnehmen.

Keine Waffen an Katar und Saudi Arabien

Klar ist auch: Es dürfen keine Waffen an Bürgerkriegsparteien geliefert und damit der Konflikt noch weiter angeheizt werden. Die Bundesregierung muss bei ihrer bisherigen Linie bleiben, keine Waffen nach Syrien zu schicken. Der kürzlich veröffentlichte Rüstungsexportbericht der Bundesregierung hat allerdings enthüllt, dass Deutschland 2013 den Verkauf von Kriegsmaterial im Wert von über einer Milliarde Euro an Golfstaaten wie Saudi Arabien und Katar genehmigt hat. Dies macht fassungslos – denn Katar steht unter dem dringenden Verdacht, die grausamen ISIS-Milizen im Irak und in Syrien mit Waffen zu beliefern. Ähnliche Vorwürfe gibt es gegen Saudi Arabien. Deutschland ist deshalb aufgefordert, sofort sämtliche zweifelhaften Waffengeschäfte in die Krisenregion zwischen Mittelmeer und Persischen Golf zu stoppen – sonst macht es sich an der dortigen Eskalation der Gewalt mitschuldig.

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