![Undichte Wasserleitungen führen in der Regenzeit durch kleine Flüsse, die durch Müll und Exkremente zum Himmel stinken. Foto: Ein Schwein wühlt im von Wasser umspülten Müll](https://www.oxfam.de/system/files/styles/desktop_40x_100_percent/private/sierra_leone_pressereise_022.jpg?itok=oZU7DUrF×tamp=1439301616)
Immer schön die Hände waschen!
Wie der Mangel an Wasser, sanitärer Grundversorgung und Hygiene in Sierra Leone die Kindersterblichkeit nach oben treibt
Schon mal vor der Toilette Schlange gestanden? Schon mal geärgert, für die Nutzung des stinkenden Bahnhofsklos auch noch Geld zu bezahlen?
Ein Besuch in Kroobay, einem Slum in Freetown, Sierra Leone, verändert die Perspektive. In Kroobay gibt es genau vier Toiletten für 12.000 Menschen. Will man sie benutzen, muss man 1.000 Leonie zahlen. Das ist in etwa so viel wie eine Mahlzeit auf der Straße kostet, oder wie etwa ein Viertel der Bevölkerung zum täglichen Überleben hat. Manchmal putzen die Bewohner von Kroobay die Toiletten, selten aber mit Reinigungsmittel, das ist zu teuer.
In Kroobay hat niemand eine eigene Toilette. Was also tun, wenn „man muss“? Eine weit verbreitete Art mit dem Problem umzugehen ist, es „per DHL zu versenden“. Sicher, es gibt ein DHL Büro im Geschäftsviertel von Freetown. Aber im Slum von Kroobay bedeutet „DHL Versendung“, dass man sein Geschäft in einer Plastiktüte verrichtet und diese dann in hohem Bogen… In Kenias größten Slum Kibera nennt man diese Art der Entsorgung übrigens „Kiberas fliegende Toiletten“.
Die ärmsten Menschen zahlen für Wasser bis zu doppelt so viel
Eine durch Oxfam ausgebildete Freiwillige chlort das Wasser der öffentlichen Pumpe. © Gesa Lüddecke/Oxfam DeutschlandNach dem Toilettengang sollte man sich natürlich die Hände waschen. Leider hat keines der Häuser in Kroobay fließendes Wasser. Es gibt eine öffentliche Wasserpumpe im Slum. Vor allem junge Mädchen kommen hier täglich Wasser holen, das sie in 25-Liter-Eimern auf dem Kopf nach Hause balancieren.
Da auch das Wasser an der öffentlichen Pumpe nicht sicher ist, wird es an Ort und Stelle mit Chlor versetzt. Das besorgt eine durch Oxfam ausgebildete Freiwillige. Die städtischen Wasserwerke pumpen das Wasser durch dünne Plastikleitungen – man nennt sie hier Spaghetti – durch die ausgedehnte 1,2-Millionen-Stadt Freetown.
Je weiter man von den Wasserwerken weg wohnt, desto teurer und unsicherer wird das Wasser allerdings. Wenn man also nicht zufällig eine Wasserpumpe um die Ecke hat, dann ist man auf private Zwischenhändler angewiesen. Da diese ihre Kosten direkt auf die Verbraucher umlegen, zahlen die ärmsten Menschen in den Slums von Freetown bis zu doppelt so viel für ihr Wasser wie die Wohlhabenden, die einfach nur den Wasserhahn in ihren eigenen Badezimmer aufdrehen.
Jedes zehnte Kind stirbt vor seinem fünften Geburtstag
Notdürftig geflickt: Leitungen führen durch Wasserlachen, in denen Müll liegt. © Gesa Lüddecke/Oxfam DeutschlandDa überrascht es wenig, dass die Wasserleitungen manchmal „angezapft“ werden. Notdürftig wieder zusammengeflickt, sind diese Leitungen nun sehr anfällig für das Eindringen von Krankheitserregern aller Art. Gerade in der Regenzeit führen sie allerdings häufig mitten durch Wasserlachen und kleine Flüsse, die durch Müll und Exkremente zum Himmel stinken.
In Sierra Leone stirbt jedes zehnte Kind vor seinem fünften Geburtstag. Das ist einer der höchsten Kindersterblichkeitsraten der Welt. Krankheiten die durch die katastrophale Wasser und Sanitärversorgung ausgelöst werden, sind eine der häufigsten Todesursachen im Land, vor allem bei kleinen Kindern. Derzeit erlebt Sierra Leone einen seiner regelmäßigen Choleraausbrüche. Nach einem Besuch in Kroobay kann das nicht mehr wirklich überraschen.
Aber die Regierung und ihre internationalen Partner versuchen, das Problem anzugehen und die Wasser und Sanitärversorgung in Sierra Leone zu verbessern. Dazu bald mehr an dieser Stelle.