Morgen diskutieren Agrarminister/innen aus 70 Staaten die Sicherung der Ernährung in Zeiten knapper werdender natürlicher Ressourcen. Oxfam warnt vor zunehmenden Hungerkrisen und Verteilungskonflikten um Land und Wasser. „Wenn Agrarministerin Ilse Aigner den Kampf gegen den Hunger als zentrale Aufgabe sieht, muss sie auf dieser Konferenz klare Worte finden“, erklärt Oxfams Agrarexpertin Marita Wiggerthale. „Denn immer häufiger sichern sich Konzerne wichtige Wasser- und Landrechte in armen Ländern – zulasten kleinbäuerlicher Betriebe“. Gleichzeitig ginge durch die schleichende Zerstörung der Böden und schlechtes Wassermanagement immer mehr produktives Land verloren. Oxfam fordert den internationalen Berliner Agrarministergipfel auf, weltweit ein nachhaltiges Land- und Wassermanagement zu fördern und Beratungsdienste für Kleinbauern und -bäuerinnen massiv auszubauen.

Die größte Bedrohung ist der Verlust der Bodenqualität

Fruchtbare Böden sind eine unverzichtbare Grundlage für die Ernährung. Nach Angaben der Welternährungsorganisation FAO sind jedoch bereits 25 Prozent der Böden durch Wind- und Wassererosion, Nährstoffabbau, Bodenversalzung und Bodenbelastung weitestgehend unfruchtbar geworden. „Kleinbauern und -bäuerinnen sind besonders von Armut betroffen, weil sie nur wenig Land besitzen und schlechte Böden die Erträge minimieren“, erklärt Wiggerthale. Trotzdem würden sie häufig bei der Förderung vergessen und beim Bodenschutz nicht unterstützt. „Die Verbesserung der Bodenqualität zahlt sich dreifach aus: Sie verbessert die Ernährungssituation, fördert die Wasserspeicherfähigkeit von Böden und hilft, Treibhausgase zu reduzieren“, so Marita Wiggerthale. Bodenverbessernde Ansätze wie agrar-ökologische Anbauverfahren kombiniert mit sehr geringem Einsatz von Düngemitteln und Agrarchemikalien, Agroforstsysteme, integrierte Ackerbau- und Viehzuchtsysteme und Ökolandbau wären praxiserprobt und sehr erfolgreich.

Das Management von Regenwasser verbessern

80 Prozent des weltweit landwirtschaftlich genutzten Wassers ist Regenwasser. Da Kleinbauern und -bäuerinnen meist keinen Zugang zu Bewässerung haben, ist ihre Nahrungsmittelproduktion größtenteils von Niederschlägen abhängig. In Subsahara-Afrika erfolgen 97 Prozent der Nahrungsmittelproduktion im Regenfeldbau. „Das größte Potenzial zur Armutsreduzierung bei Kleinbauern und -bäuerinnen liegt in der Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit und der Wasserspeicherfähigkeit der Böden sowie der Ertragssteigerung im Regenfeldbau“, erklärt Wiggerthale. Die Entwicklungszusammenarbeit müsse deswegen ihren Schwerpunkt auf die Förderung des Regenfeldbaus legen.


Oxfam beteiligt sich morgen an der Demonstration „Wir haben es satt! – Bauernhöfe statt Agrarindustrie“. Start ist um 11.30 Uhr vor dem Berliner Hauptbahnhof.