Im Vorfeld der Pariser Klimakonferenz protestierten heute die Entwicklungsorganisation Oxfam, Aktivist/innen aus der Lausitz und  zwei „Klimazeugen“ aus dem Tschad und den Philippinen am Braunkohletagebau Jänschwalde. Die Aktion vor einem der klimaschädlichsten Kohlekraftwerke Europas soll auf die verheerenden Folgen der Kohleenergie insbesondere in armen Ländern aufmerksam machen. Die Teilnehmer/innen riefen die verantwortlichen Politiker/innen und den Betreiber Vattenfall dazu auf, alle Kohlekraftwerke schrittweise stillzulegen und Planungen für neue Tagebaue zu stoppen.

Hindou Oumarou Ibrahim aus dem Tschad, die bei den UN-Klimaverhandlungen die  Initiativen indigener Völker repräsentiert, erklärte: „Die Menschen im Tschad erleben die schrecklichen Folgen der Klimaveränderung schon heute. Unsere Seen trocknen aus, unsere Bauern und Viehzüchter verlieren ihre Ernten und Lebensgrundlagen, der Hunger nimmt zu. Es macht mir Angst, diese riesigen Braunkohletagebaue in Deutschland zu sehen – jede Tonne, die davon verbrannt wird, verschlimmert Armut und Not in meiner Heimat.“

Melvin Purzuelo, Mitinitiator eines Netzwerkes, das sich gegen den Bau von Kohlekraftwerken auf den Philippinen einsetzt, sagte: „Hochindustrialisierte Länder wie Deutschland haben durch ihren exzessiven Einsatz fossiler Brennstoffe den Klimawandel maßgeblich verursacht. Dennoch sind vor allem wir in den Entwicklungsländern die Leidtragenden, nicht Länder wie Deutschland. Noch nie haben wir auf den Philippinen so zerstörerische Stürme erlebt wie in den vergangenen sieben Jahren. Allein der Taifun ‚Haiyan‘ im Jahr 2013 hat mehr als 6000 Menschen das Leben gekostet. Wenn wir nicht endlich aufhören, Kohle, Öl und Gas zu verbrennen, werden die Philippinen und andere  Entwicklungsländer noch mehr solcher Tragödien in Folge des Klimawandels erleben.“

Hannelore Wodtke, Tagebaurandbetroffene aus Welzow, erklärte: „Die Braunkohle ist Gift für das Leben der Menschen in armen Ländern, die unter dem Klimawandel leiden. Und sie ist Gift für viele Menschen in der Lausitz. Hunderten droht die Umsiedlung, wenn die geplanten Tagebaue genehmigt würden. Das ist eine unerträgliche Situation.“

Bastian Neuwirth, Energieexperte von Oxfam, erklärte: „Bundeskanzlerin Merkel und Wirtschaftsminister Gabriel müssen endlich einen Fahrplan für einen vollständigen Ausstieg aus der Kohleenergie auf den Tisch legen. Das wäre auch ein wichtiges Signal für die bevorstehende Pariser Klimakonferenz. Aber auch Vattenfall darf sich seiner Verantwortung nicht entziehen. Der Konzern hat zwar angekündigt, seine deutsche Braunkohlesparte zu verkaufen. Damit würde man aber nicht die Ursache des Klimawandels bekämpfen, sondern lediglich den Verursacher austauschen. Der Konzern muss stattdessen schrittweise seine Kohlekraftwerke stilllegen, auf erneuerbare Energien umsteigen und den Beschäftigten in der Lausitz neue Perspektiven eröffnen.“

Hintergrund:

Die Folgen des Klimawandels treffen heute schon besonders Menschen in armen Ländern, die selbst am wenigsten dazu beigetragen haben. Die wesentliche Ursache für den Klimawandel ist der immense Verbrauch fossiler Energien wie Kohle, Öl und Gas. Darunter ist Kohle mit Abstand am klimaschädlichsten. Etwa 40 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen stammen aus der Verbrennung von Kohle.

Unter den Kohlekraftwerken sind die mit Braunkohle befeuerten extreme Klimakiller. Trotz Energiewende und Klimarhetorik fördert und verbrennt kein Land so viel Braunkohle wie Deutschland. Im Vergleich zum Jahr 2000 sind die CO2-Emissionen durch Braunkohle hierzulande sogar um drei Prozent gestiegen.
 
Das von Vattenfall betriebene Braunkohlekraftwerk Jänschwalde liegt mit einem Jahresausstoß von 24,2 Millionen Tonnen Kohlendioxid europaweit auf Platz vier der klimaschädlichsten Kohlekraftwerke.