Formal wird es in Bonn zunächst darum gehen, die Verhandlungen um ein detailliertes Regelwerk für die im Vertrag formulierten Grundlagen aufzunehmen. Dies bezieht sich etwa auf die Regeln dafür, wie die Länder den Umsetzungsstand ihrer Klimaschutz-Selbstverpflichtungen dokumentieren sollen. Auch werden konkreten Vorschriften Thema sein, nach denen die Länder – wie in Paris vereinbart – alle fünf Jahre neue, ehrgeizigere Selbstverpflichtungen vorlegen.
Klimaschutz-Selbstverpflichtungen bisher unzureichend
Die Bonner Runde wird sich aber auch der Herausforderung stellen müssen, dass die bisherigen Klimaschutz-Selbstverpflichtungen bei weitem nicht ausreichen, um das Ziel des Pariser Abkommens zu erfüllen, die globale Erwärmung möglichst auf unter 1,5°C zu begrenzen. Dies bestätigt auch eine neue Analyse des UNFCCC-Klimasekretariats. Schon jetzt beeinträchtigt der Klimawandel in den armen Ländern Ernten oder die Wasserversorgung und verschärft Hunger und Armut.
Jan Kowalzig, Klima-Experte bei Oxfam, kommentiert: „In Paris haben die Regierungen versprochen, alles zu unternehmen, um den Anstieg der weltweiten Temperaturen im Mittel auf 1,5°C zu begrenzen. Die derzeit geltenden Klimaschutzpläne weisen auf eine Erwärmung um rund 3°C hin. Das heißt, wir bewegen uns langfristig auf ein gewaltiges Katastrophenszenario zu. Das ist allen bekannt, getan hat sich in den Monaten seit Paris aber nichts. Das muss sich dringend ändern, sonst versiegt die Aufbruchsstimmung und damit der Erfolg von Paris.“
Arme Länder zu wenig unterstützt
Die weitere große Baustelle der internationalen Klimapolitik bleibt die unzureichende finanzielle Unterstützung der armen Länder. Die Ergebnisse von Paris beinhalten keine neuen Verpflichtungen der Geberländer, nach wie vor wird zu wenig Unterstützung für die Anpassung an die Auswirkungen des Klimawandels bereitgestellt.
Kowalzig weiter: „Die Geberländer haben sich in Paris erfolgreich um alle Verpflichtungen herumgedrückt. Jetzt müssen die reichen Länder der in den Pariser Beschlüssen klar formulierten Aufforderung nachkommen, einen Finanzierungsfahrplan bis 2020 aufzustellen und gleichzeitig die Unterstützung für die Anpassung an den Klimawandel, etwa zur Sicherung der Ernten vor Dürren und Überschwemmungen, deutlich zu steigern. Gerade die Bundesregierung, die sich international gerne als Vorreiter bei den Klima-Hilfen darstellt, sollte sich diese Aufforderung zu Herzen nehmen.“
Hintergrund
Die UNFCCC-Analyse zur Gesamtwirkung der Klimaschutz-Selbstverpflichtungen findet sich unter http://unfccc.int/documentation/documents/advanced_search/items/6911.php?priref=600008946 Die Unzulänglichkeit der derzeitigen Pläne wird besonders in der Abbildung auf Seite 12 anschaulich.