Die Hilfsorganisationen – CARE, Christian Aid, Danish Refugee Council, Global Communities, International Rescue Committee, Internews, Jesuit Refugee Service, Mercy Corps, Oxfam und Relief International – rufen die beiden Kriegsparteien auf, den vereinbarten Waffenstillstand in der Hauptstadt und im ganzen Land einzuhalten. Die Regierung und die im Südsudan stationierte Blauhelmtruppe der Vereinten Nationen (UNMISS) müssen gewährleisten, dass humanitäre Organisationen ein ausreichendes Sicherheitsumfeld haben, sodass die Hilfe die notleidende Bevölkerung erreichen kann.

Bereits vor dem Ausbruch der jüngsten Kampfhandlungen, die am 7. Juli begannen, unmittelbar vor dem fünften Jahrestag der Unabhängigkeit, hatten 4,8 Millionen Menschen im Südsudan nicht ausreichend zu essen, und es gab 2,5 Millionen Binnenvertriebene im Land. Bei den Kämpfen in Juba kamen Anfang Juli 300 Menschen ums Leben und Tausende mussten aus ihren Häusern fliehen. Viele Menschen haben seitdem keinen ausreichenden Zugang zu Wasser, Nahrung oder ein Dach über dem Kopf.

"Erneut laufen wir Gefahr, die Menschen im Südsudan genau in dem Moment im Stich zu lassen, wenn sie unsere Hilfe am dringendsten benötigen. Viele Hilfsorganisationen waren aufgrund der Kämpfe und anhaltenden Unsicherheit gezwungen, ihre Nothilfe zu unterbrechen oder zu reduzieren. Es sind die ärmsten und am meisten benachteiligten Menschen, die darunter am stärksten zu leiden haben. Die internationale Gemeinschaft muss ihre Anstrengungen verdoppeln, um eine tragfähige Krisenlösung zu finden. Was der Zivilbevölkerung wirklich hilft, ist  ein Friedensvertrag, der vollständig umgesetzt wird. Der Status Quo reicht nicht aus", erklärt Kate Phillips-Barrasso vom International Rescue Committee.

Wegen der Unsicherheit haben viele Organisationen ihre Teams auf das absolute Minimum reduzieren müssen. Lagerhäuser mit Nahrungs-, Wasservorräten und anderen wichtigen Hilfsgütern wurden geplündert, auch noch, nachdem der aktuelle Waffenstillstand in Kraft trat. In einem Land, in dem es nur 200 Kilometer asphaltierte Straßen gibt, bedeuten anhaltende Kämpfe und zusätzliche Einschränkungen der Binnenflüge, dass Hilfsorganisationen sich nicht mehr ungehindert bewegen und ihre Hilfe dorthin bringen können, wo sie benötigt wird. Die Projektstandorte können nicht mehr mit Nachschub beliefert werden, der notwendig ist, um Hilfsmaßnahmen und die Versorgung mit Hilfsgütern durchzuführen.

Der Gewaltausbruch hatte auch zur Folge, dass die Bankgeschäfte zeitweise unterbrochen waren, was die Beschaffung von Hilfsgütern zusätzlich verzögerte. Zudem hatten viele Lieferanten ihren Betrieb angehalten, was weitere Verzögerungen zur Folge hatte.

"Wenn sich die Sicherheitslage noch weiter verschärft, wird es logistisch unmöglich, die Nothilfe aufrecht zu erhalten. In bestimmten schwer zu erreichenden Landesteilen im Südsudan war es vermutlich nur die humanitäre Hilfe, die dafür gesorgt gesagt, dass es bislang nicht zu regional begrenzten Hungersnöten kam. Wenn die humanitäre Hilfe wegen der anhaltenden Gewalt die Menschen nun weiterhin nicht erreichen kann, könnten die Konsequenzen verheerend sein", so Zlatko Gegic, Landesdirektor von Oxfam im Südsudan.

Die Hilfsorganisationen rufen den UN-Sicherheitsrat auf, die Leistungsfähigkeit von UNMISS zu verbessern. UNMISS muss in der Lage sein, den Schutz der Zivilbevölkerung zu gewährleisten und den Hilfsorganisationen einen ungehinderten und sicheren Zugang im ganzen Land zu ermöglichen. Die internationale Gemeinschaft und hochrangige UN-Vertreter im Land sollten in diesem Zusammenhang gegenüber der Regierung im Südsudan eine Vermittlerrolle spielen.

"Das Unvermögen von UNMISS, die Zivilbevölkerung effektiv zu schützen, untergräbt die Bemühungen, das Land zu stabilisieren und macht es Hilfsorganisationen unmöglich, dringend benötigte Hilfe bereit zu stellen. UNMISS muss sein Mandat erfüllen, die Zivilbevölkerung und das Personal von Hilfsorganisationen zu schützen und humanitären Zugang zu ermöglichen", so Frederick McCray, Landesdirektor von CARE im Südsudan.

 

Hintergrundinformationen

  • Zwischen dem 7. und 11. Juli kam es in der südsudanesischen Hauptstadt Juba zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen Regierungssoldaten und Rebellen. Bei den Kämpfen wurden auch Wohngebiete beschossen, Tausende von Zivilpersonen flüchteten in UN-Lager, die ebenfalls direkt beschossen wurden und somit keinen sicheren Zufluchtsort für  die Tausenden von Vertriebenen darstellten, die sich dort aufhielten.
  • Im Zuge der Gewalt wurden Vorräte mit Hilfsgütern in großem Umfang geplündert, auch noch nachdem schließlich ein Waffenstillstand vereinbart worden war. Am 13. Juli wurden ein Lager des Welternährungsprogramms (WFP) geplündert und 4.500 Tonnen an Nahrungsmitteln gestohlen – genug, um 220.000 hilfsbedürftige Menschen einen Monat lang zu unterstützen. Büroausstattung, Treibstoffvorräte und Fahrzeuge wurden ebenfalls geplündert. WFP schätzt den entstandenen Verlust auf schätzungsweise 20 Millionen US-Dollar.