Der umfangreiche Bericht “Custodians of the land, Defenders of our future” belegt anhand neuer Zahlen, dass in den letzten vier Jahren Regierungen und Investoren weltweit Landverkäufe von einer Fläche so groß wie Deutschland vertraglich abgeschlossen haben, die damit offiziell wirksam sind. Landkonflikte sind vorprogrammiert, weil die lokale Bevölkerung oftmals nicht eingebunden wurde. Der Oxfam-Bericht zeigt anhand von sechs Fallbeispielen, dass Landraub durch Regierungen und Konzerne Methode hat. „Millionen Menschen ihr Land wegzunehmen, ist der weltweit größte Angriff auf die Identität, die Würde, die Sicherheit der Menschen und schadet auch der Umwelt“, erklärt Marita Wiggerthale, Landrechtsexpertin bei Oxfam Deutschland. „Sichere Landrechte sind zentral, um Hunger und soziale Ungleichheit zu mindern sowie den Klimawandel zu bekämpfen.“

Fallbeispiel Sri Lanka: Massive Menschrechtsverletzungen

Im Jahr 2010 vertrieb das Militär in Sri Lanka, in der Region Panama, 350 Familien aus ihren Dörfern. Die Bewohner/innen haben seither keinen Zugang zu ihrem Land, umliegenden Ernteflächen sowie zum Meer und sind so ihrer Lebensgrundlage beraubt. “Wir können keine Lebensmittel mehr anbauen und müssen daher viel Geld für Essen ausgeben, das an anderer Stelle fehlt“, sagt Kleinbäuerin Rathnamali Kariyawasam, die sich mit anderen Frauen zu Protesten zusammengeschlossen hat. Die Menschenrechtskommission Sri Lankas empfahl bereits 2011, das Land wieder an die Gemeinden zurückzugeben, da die Rechte auf Nahrung und Lebensgrundlagen schwer verletzt wurden. Nach dem Regierungswechsel erließ das Kabinett am 11. Februar 2015 ein Dekret, dass das Land zurückgegeben werden muss. Seitdem ist jedoch nichts passiert, noch immer leben die Dorfbewohner in prekären Verhältnissen.

Auf dem in Frage stehenden Land wurde bereits ein Hotel errichtet, das auch nach dem Dekret weiter in Betrieb ist. Dem Bericht zufolge ist zu befürchten, dass hier weitere Hotels gebaut werden, denn die Gegend ist für ihre Surf-Gebiete und idyllischen Lagunen bekannt.

Zusammen mit PARL (People’s Alliance on the Rights of Land) und NAFSO (National Fisheries Solidarity Movement) unterstützt Oxfam seit 2011 die Proteste der Bewohner/innen Panamas. Frank Falkenburg, Länderreferent bei Oxfam Deutschland, der im Juni 2016 vor Ort war, fordert: “Die Regierung muss den 350 Familien sofort ihr Land zurückgeben und damit ein klares Zeichen gegen Landraub und für den Schutz von Landrechten setzen!“

Hintergrund:

Das Land in der Region Panama ist seit Generationen im Besitz der Dorfgemeinschaft. Offiziell ist es in Sri Lanka jedoch als Gemeinde nicht möglich, gemeinsam einen Landtitel zu erwerben. Der Staat vergibt Landrechte nur an Einzelpersonen oder Vereine. Einige der vertriebenen Familien besitzen zwar Dokumente, die ihren Anspruch auf das Land belegen, der Großteil jedoch nicht.
Weltweit wird die Hälfte des Landes von 2,5 Milliarden Frauen und Männern bewohnt, die in ländlichen Gemeinden leben oder zu den indigenen Einwohnern zählen. Aber nur ein Fünftel ihrer Landnutzungsrechte ist offiziell anerkannt.
Der Tourismus ist in Sri Lanka eine der Ursachen für Landverkäufe. Laut offiziellen Angaben des Tourismusverbandes Sri Lankas stammten 2015 über 30 Prozent der Touristen aus Westeuropa, vor allem aus Großbritannien und Deutschland.