Andres Gonzales, Oxfams Landesdirektor im Irak, erklärt: „Die Menschen in Mossul haben schon genug gelitten. Es müssen dringend sichere Fluchtwege geschaffen werden, auf denen sie Zuflucht und Hilfe erlangen können. In bebauten und bewohnten Gebieten müssen alle bewaffneten Kräfte auf den Einsatz schwerer Waffen verzichten und ihr Möglichstes tun, um die Zivilbevölkerung zu schützen.“

Bereits in den vergangenen Wochen haben die Kämpfe Zehntausende Menschen zur Flucht gezwungen. Im Lauf des Angriffs auf Mossul könne diese Zahl auf über eine Million steigen, warnt Gonzales. Zwar hat die irakische Regierung Standorte für 13 Notaufnahmelager ausgewiesen, ihr Ausbau und ihre Einrichtung haben allerdings bisher kaum begonnen.

„Tausende bereits von Gewalt traumatisierte und unter Nahrungsmittelknappheit leidende Familien werden voraussichtlich wochenlang im Freien oder in völlig überfüllten Camps aushalten müssen. Wer mit nichts als den Kleidern auf dem Leib geflohen ist, kann dem harten irakischen Winter nicht ohne Hilfe trotzen“, so Gonzales weiter.

Oxfam baut seine bestehende humanitäre Hilfe im sogenannten Mossul-Korridor massiv auf, um die Geflüchteten mit sauberem Trinkwasser, Sanitäreinrichtungen, Decken und anderen lebensnotwendigen Gütern zu versorgen.

 

Redaktionelle Hinweise:

  • Durch Militäroperationen im Mossul-Korridor wurden seit März 2016 mindestens 150.000 Menschen vertrieben. In den vergangenenTagen haben Kämpfe in Hawija Familien zur Flucht in verschiedene Gebiete gezwungen, darunter ins Flüchtlingscamp Dibaga, wo Oxfam Trinkwasser bereitstellt. Aufgrund der Ankündigung der irakischen Regierung, Mitte Oktober militärisch in Richtung Mossul vorzurücken, ist für die kommenden Tage eine starke Zunahme der Kämpfe zu erwarten.
  • Bereits bei vorherigen Militäroperationen hatten die Behörden versucht, sichere Passierwege für Zivilpersonen einzurichten. Diese erwiesen sich jedoch wegen dennoch erfolgter Angriffe, Konfiszierung von Dokumenten, vieler Kontrollpunkte, gefährlicher Blindgänger und Sprengfallen oft als unsicher. Es ist absolut unerlässlich, das Zivilpersonen, die aus der Konfliktzone fliehen wollen, dies auch ungehindert und sicher tun können.
  • Die Irakische Regierung hat fünf Zonen ausgewiesen, in denen Männer und Jungen über 13 Jahre auf IS-Zugehörigkeit überprüft werden sollen. Oxfam befürchtet, dass durch diese Überprüfungen die Flucht und der Zugang zu sicheren Auffanglagern verzögert werden. Viele Menschen könnten dadurch gezwungen sein, längere Zeit ungeschützt in Kampfgebieten zu kampieren.
  • Im Irak sind mehr als zehn Millionen Menschen – die Hälfte davon Kinder – auf humanitäre Versorgung angewiesen, 3,4 Millionen wurden durch Kampfhandlungen gezwungen, ihre Heimat zu verlassen.
  • Oxfam ist seit 2014 in 50 Dörfern und Städten in den Gouvernements Diyala und Kirkuk vertreten. In Lagern und Aufnahmegemeinden versorgt Oxfam Menschen mit Trinkwasser und ermöglicht ihnen, ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Oxfam weitet seine Aktivitäten nun auf die Gouvernements Salah Al-Din und Ninewa im Mossul-Korridor aus und arbeitet in der strategisch wichtigen Region Qayyarat, die zwischen verschiedenen vom IS kontrollierten Gebieten liegt.
  • Der UN-Aufruf zu humanitärer Hilfe für Mossul ist nur zu 48 Prozent finanziert, von benötigten 283,7 Millionen US-Dollar sind bisher lediglich 136,8 Millionen zugesagt.