2017 gilt als eines der tödlichsten Jahre seit Beginn der Syrienkrise vor sieben Jahren. 2018 zeichnet sich bislang ein ähnlich düsteres Bild ab. Anhaltende Gewalt und Luftangriffe auf Zivilisten, Schulen sowie Krankenhäuser haben allein seit Beginn des Jahres knapp 700.000 Menschen innerhalb Syriens vertrieben. Der Bedarf an humanitärer Hilfe wird größer und die Mittel bleiben knapp, warnen die Hilfsorganisationen. Bislang sind nur 20 Prozent der notwendigen Hilfsmaßnahmen innerhalb Syriens finanziert.

Zudem wird in Syrien der Zugang zu humanitärer Hilfe durch die Kriegsparteien systematisch beeinträchtigt und teilweise sogar komplett verwehrt. Dabei werde der Zivilgesellschaft absichtlich geschadet, gleichzeitig werden humanitäre Helfer ins Ziel genommen, klagen die Organisationen. Die Zahlen der Vereinten Nationen belegen: Im Jahr 2017 genehmigte die syrische Regierung insgesamt 47 der 172 beantragten Hilfskonvois – 27,3 Prozent. Damit handelt es sich um einen Rückgang um 18 Prozent im Vergleich zu 2016.

In der Region können rund 2,7 Millionen syrische Kinder seit Jahren nicht mehr zur Schule gehen. Gleichzeitig verlieren finanzielle Zusagen für Nothilfe, Bildung und das Schaffen von Arbeitsplätzen für Millionen von syrischen Flüchtlingen an Bedeutung, weil ihnen der rechtliche Schutz fehlt. Zudem besteht für Hunderttausende Syrer die Gefahr, zur unfreiwilligen Rückkehr nach Syrien gezwungen zu werden, in zerstörte Gebiete ohne Basisversorgung oder in Regionen, in denen gewalttätige Kämpfe anhalten.

Dazu die Hilfsorganisationen:

Karl-Otto Zentel, Generalsekretär, CARE Deutschland: „Entscheidend ist die ausreichende Finanzierung der Hilfe unabhängig von politischen Interessen. Jeder Euro rettet Menschenleben. Zusätzlich muss die systematische und absichtliche Blockade der Hilfslieferungen dringend enden. Humanitäre Helfer müssen ungehinderten Zugang zu Menschen in Not erhalten. Täglich riskieren lokale Helfer ihr Leben, um Nothilfe zu leisten. Sie müssen von der internationalen Gemeinschaft entschiedener unterstützt werden und von Kampfhandlungen der Kriegsparteien verschont werden.“

Susanne Wesemann, Geschäftsführerin Handicap International: „Die Folgen des Einsatzes von Explosivwaffen in besiedelten Gebieten sind verheerend. Die Menschen brauchen dringend physische Rehabilitation und psychische Unterstützung. Auch die sozioökonomischen Bedürfnisse der Syrer sind enorm. Humanitären Helfern der Kampfmittelräumung muss der Zugang zu Syrien gewährt werden, damit die Bevölkerung in Sicherheit und Würde leben kann.“

Mark Schnellbächer, Regionaldirektor Naher Osten, IRC: „Der anhaltende Konflikt hat dazu geführt, dass für jeden Rückkehrer nach Syrien drei Syrer neu vertrieben wurden. Syrien ist nicht sicher und nicht auf die Rückkehr von Flüchtlingen vorbereitet. Die Teilnehmer der Konferenz müssen das anerkennen, sich für die Rechte der Flüchtlinge einsetzen und die Nachbarländer Syriens unterstützen, die rund 5,6 Millionen Menschen aufgenommen haben.“

Carsten Hansen, Regionaldirektor Naher Osten, NRC: „Wir beobachten ein wachsendes Problem für Syrer in der gesamten Region. Ohne legalen Status oder die richtigen Dokumente haben sie keinen Zugang zu Hilfe und Schutzmaßnahmen, Bildung oder Arbeit. Es gibt zwar einen unverkennbaren Fortschritt dank vorheriger Konferenzen, aber Brüssel muss noch mehr tun. Wir müssen handeln, nicht nur reden.“

Martha Lorenzo, Regionaldirektorin Naher Osten, Oxfam: „Politiker müssen den Syrern in die Augen sehen und sich für jedes Versprechen, das sie machen, persönlich verantwortlich fühlen. Bei der Konferenz im letzten Jahr wurde die Umsiedlung besonders schutzbedürftiger Flüchtlinge als zentrale Option diskutiert, doch die Anzahl der umgesiedelten Syrer ist zurückgegangen. Weniger als drei Prozent der syrischen Flüchtlinge wurden in einkommensstärkere Länder umgesiedelt – die USA haben in diesem Jahr nur elf syrische Flüchtlinge aufgenommen. Das darf so nicht akzeptiert werden.

Tom Krift, Regionaldirektor Naher Osten, Save the Children: „Eins von drei syrischen Kindern wird noch immer sein Recht auf Bildung verwehrt.  Trotz vergangener Zusagen auf Konferenzen, allen Flüchtlingskindern den Schulbesuch zu ermöglichen. Es muss dringend sichergestellt werden, dass politische und finanzielle Zusagen eingehalten werden, um nachhaltig positive Veränderungen für Kinder vor Ort zu schaffen.“