Die Bundesregierung hat als Reaktion auf die Tötung des Journalisten Jamal Khashoggi in der saudischen Botschaft in Istanbul alle Waffenlieferungen an Saudi Arabien ausgesetzt. Sie hat auch alle anderen EU-Staaten dazu aufgerufen, dasselbe zu tun. Oxfam fordert Großbritannien, die USA und andere Regierungen auf, Rüstungsexporte nach Saudi-Arabien wegen der Missachtung von Leben und Gesundheit von Zivilist*innen durch das saudische Militär ebenfalls auszusetzen.

Krieg, Krankheiten und Hunger

Die Menschen im Jemen sind einer dreifachen Bedrohung durch Krieg, Krankheiten und Hunger ausgesetzt. Zwischen dem 1. August und dem 15. Oktober wurden bei Kämpfen 575 Zivilistinnen und Zivilisten getötet, darunter 136 Kinder und 63 Frauen. In den vergangenen 18 Monaten gab es mehr als 1,1 Millionen Fälle von Cholera, von denen über 2.000 tödlich verliefen. In einem ähnlichen Zeitraum wurden über 100 Todesfälle durch Diphtherie registriert. Die Vereinten Nationen warnten diese Woche, dass mehr als 14 Millionen Menschen an Hunger sterben könnten, wenn der Krieg weitergeht.

Oxfams Landesdirektor im Jemen, Muhsin Siddiquey, erklärt: „Jedes einzelne Menschenleben, das in diesem schändlichen Krieg durch Waffengewalt, Hunger oder Krankheiten verloren geht, sollte internationale Empörung auslösen. Alle Unterstützer der Kriegsparteien müssen erkennen, dass sie sich an dieser menschengemachten Krise mitschuldig machen. Regierungen müssen in Einklang mit ihren völkerrechtlichen Verpflichtungen alles dafür tun, um zivile Opfer oder Schäden an ziviler Infrastruktur zu verhindern. Die internationale Gemeinschaft muss alles in ihrer Macht Stehende tun, um die Kriegsparteien zu einem Waffenstillstand zu bewegen.“

Am Mittwoch wurden auf einem Gemüsemarkt in Al-Hudeida durch einen Luftangriff mindestens 16 Zivilist*innen getötet. Anfang dieses Monats wurden 15 Zivilist*innen getötet, darunter vier Kinder, und 23 weitere verletzt, als ein Luftangriff der von Saudi-Arabien geführten Koalition zwei Busse mit Passagieren an einem Kontrollpunkt der Huthi-Rebellen im Südosten der Stadt traf. In einem Flüchtlingscamp im Süden von Al-Hudeida wurden durch Granatwerfer-Beschuss eine junge Frau getötet und sieben weitere Menschen verletzt, darunter sechs Kinder.

Steigende Preise gefährden Lebensmittelversorgung

Die jüngste Abwertung der jemenitischen Währung hat dazu geführt, dass die Preise für lokal verfügbare Lebensmittel auf den Märkten in die Höhe schnellen. Jemen ist bei vielen Grundnahrungsmitteln auf Importe angewiesen, aber die Importeure haben Probleme, an US-Dollar zu kommen, um Getreide ins Land zu bringen.

Auch der Kraftstoffpreis ist stark gestiegen. Der nationale Durchschnittspreis für einen Liter Diesel liegt um 280 Prozent über dem Preis, der vor Beginn des Krieges im März 2015 bezahlt wurde. Viele Menschen sind auf Trinkwasser angewiesen, das mit Lastwagen in die Städte und Gemeinden gebracht wird. Doch wenn dies zu teuer wird oder nicht mehr verfügbar ist, müssten die Menschen Wasser aus schmutzigen Quellen nehmen, was das Krankheitsrisiko erhöht.

 

Hinweis an die Redaktionen:

  • Die Daten zu den Zahlen der zivilen Todesfälle stammen vom „Civilian Impact Monitoring Project“ und wurden von Oxfam nicht überprüft.
  • Für Interviewanfragen wenden Sie sich bitte an: Steffen Küßner, skuessner@oxfam.de