Insgesamt sind die Länder der G20 für 78 Prozent aller Treibhausgasemissionen verantwortlich mit Pro-Kopf-Emissionen von im Durchschnitt 7,4-7,7 Tonnen CO2-Äquivalent pro Person und Jahr. Nach der Oxfam-Analyse der unter dem Pariser Abkommen eingereichten nationalen Klimaschutzbeiträge (NDCs, Nationally Determined Contributions) würden die G20-Länder ihre Emissionen bis 2030 im Durchschnitt nur auf 6,7 bis 6,9 Tonnen pro Person und Jahr reduzieren. Um fair zur Einhaltung der 1,5°C-Grad-Grenze beizutragen, müssten die durchschnittlichen Pro-Kopf-Emissionen innerhalb der Gruppe der G20 bis 2030 aber auf 2,9 bis 3,8 Tonnen pro Person und Jahr sinken.

Die Analyse bemisst dabei die geplanten Klimaschutzbeiträge der Länder anhand gängiger Ansätze zur Bewertung der Fairness dieser Beiträge im globalen Maßstab, insbesondere mit Blick auf die historische Verantwortung für das Verursachen der Klimakrise und der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der Länder. Die Analyse zeigt, dass die reicheren Länder innerhalb der Gruppe der G20 am schlechtesten abschneiden. Wollten diese Länder fair zum global nötigen Klimaschutz beitragen, müssten sie ihre pro-Kopf-Emissionen von derzeit durchschnittlich rund 12 Tonnen CO2-Äquivalent pro Person und Jahr mindestens auf 3,1 Tonnen senken, bei Anwendung stringenterer Gerechtigkeitskriterien rechnerisch sogar auf deutlich unter Null, um die starke Überbeanspruchung der Atmosphäre in der Vergangenheit zu kompensieren. . Die Untersuchung zeigt jedoch, dass die  reicheren G20-Länder  ihre jährlichen Pro-Kopf-Emissionen bis 2030 nur um durchschnittlich 4,2 bis 4,6 Tonnen  reduzieren werden.

Zu den G20-Ländern mit der größten Diskrepanz zwischen den selbstgesteckten Klimaschutzzielen und wirklich fairen Klimaschutzbeiträgen gehören z.B. die USA (pro-Kopf-Emissionen bis zu 24,6 Tonnen CO2-Äquivalent pro Jahr über einem theoretischen, fairen Niveau) oder Japan (bis zu 15,5 Tonnen). Auch Deutschlands pro-Kopf-Emissionen werden 2030 rechnerisch um bis zu 14 Tonnen pro Jahr über einem fairen Niveau liegen. "Unter der Klimakrise leiden aktuell Menschen in Ländern mit niedrigem Einkommen am meisten. Die G20-Länder mit den höchsten Einkommen behaupten, dass ihre eigenen Pläne ausreichen und die Länder mit mittlerem Einkommen in der Pflicht sind, Emissionen zu reduzieren. Unsere Untersuchung entlarvt dieses Argument als falsch", sagt Nafkote Dabi, Leiterin der Oxfam Klima-Kampagne.

Knapp drei Monate vor der ersten Überprüfung der Umsetzung des Pariser Abkommens beim UN-Klimagipfel in Dubai fordert Oxfam insbesondere von den reicheren G20-Ländern  deutlich verschärftere Klimaschutzziele, zweitens eine sozial gerechte Transformation, die insbesondere die wohlhabendsten Bürger*innen und die fossilen Konzerne über stärkere Besteuerung in die Pflicht nimmt, und drittens, einkommensschwache Länder finanziell viel stärker beim Klimaschutz und der Anpassung an den Klimawandel zu unterstützen. Auch Deutschland muss hier mehr Engagement zeigen – nicht nur liegen auch die deutschen Klimaziele für 2030 deutlich unter einem fairen Beitrag zum global nötigen Klimaschutz, auch die Erreichung der Ziele selbst wird unterlaufen, etwa durch die geplante Abschwächung des Klimaschutzgesetzes, die einzelne Sektoren bei mangelhaften Klimaschutzleistungen aus der Schusslinie nehmen soll.

Hinweis an die Redaktion:

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Methodologie: Die Autor*innen bewerteten die jüngsten NDCs der G20 anhand der Methoden Climate Action Tracker (CAT), Climate Equity Reference Project (CERP) und Equal Per Capita Consumption CO2 (EPCCC).

Die oben aufgeführten Zahlen für die Pro-Kopf-Emissionen beziehen sich nur auf CAT und CERP, da deren Zahlen alle Treibhausgase einschließen (aber Emissionen aus Entwaldung und anderen Landnutzungen und Landnutzungsänderungen ausschließen), während EPCCC nur Kohlendioxid aus Energie und Industrie misst und Landnutzung und Forstwirtschaft ausschließt. Die Schlussfolgerungen zu den Emissionsplänen der G20, einschließlich derjenigen für Länder mit hohem und mittlerem Einkommen, spiegeln die Analyse aller drei Methoden wider.

CAT und CERP sind die von Organisationen der Zivilgesellschaft allgemein verwendeten Methoden. Es gibt keine vereinbarte oder gemeinsame Methodik zwischen Ländern oder zwischenstaatlichen Organisationen. Oxfam ist der Ansicht, dass das CERP die Kriterien Ehrgeiz und Fairness nach seinen Maßstäben am besten erfüllt. Ziel der Untersuchung war es, verschiedene Methoden zu vergleichen.