Wirtschaftliche Schäden, globale Ernteausfälle durch Extremwetter und zusätzliche Todesfälle aufgrund von Hitze – die Klimakrise hat lebensbedrohliche Konsequenzen, besonders für Menschen in wirtschaftlich benachteiligten Ländern. Oxfams neuer Bericht zeigt, dass extremer Reichtum die Klimakrise massiv vorantreibt. Dabei treten enorme Unterschiede zwischen den Treibhausgasemissionen von Superreichen und dem Rest der Welt zutage. Unter anderem hat Oxfam die Emissionen deutscher Milliardär*innen untersucht und den Beitrag des reichsten Prozents der Deutschen zu den Folgen der Klimakrise analysiert.
Superjachten und Privatjets als Spitze des Eisbergs
Oxfams Berechnungen zeigen, dass 50 der reichsten Milliardär*innen der Welt in einem einzigen Jahr jeweils mit durchschnittlich 184 Flügen 425 Stunden in der Luft verbrachten. Damit war jede*r von ihnen für so viel Treibhausgase verantwortlich wie der Durchschnitt der übrigen Weltbevölkerung in 300 Jahren. Im gleichen Zeitraum haben die Superjachten dieser Milliardär*innen so viel Treibhausgase produziert wie der Durchschnitt in 860 Jahren.
Allein die Emissionen der Privatjets von Elon Musk summieren sich jährlich auf etwa 5.500 Tonnen CO2, so viel wie die durchschnittlichen weltweiten pro-Kopf Emissionen in 834 Jahren. Auch in Deutschland verursachen Superreiche viele Emissionen. Beispielsweise besitzt Hasso Plattner gleich mehrere Privatjets, deren Emissionen Oxfam bei mehr als 500 Flügen innerhalb eines Jahres auf über 2.000 Tonnen CO2 berechnet hat. Auch durch die Jachten des Milliardärs Klaus-Michael Kühne wurden nach der Oxfam-Analyse binnen eines Jahres knapp 9.800 Tonnen CO2-Äquivalente ausgestoßen – dafür würde eine Person in Deutschland im Durchschnitt fast 1.000 Jahre brauchen.
„Durch ihren Luxus wie Privatjets und Superjachten, aber auch durch umweltschädliche Investitionen ihrer Vermögen beschleunigen Superreiche die Klimakrise und treiben damit Ungleichheit und Hunger voran“, sagt Serap Altinisik, CEO von Oxfam Deutschland. „Fünf der reichsten Deutschen sind durch ihre Superjachten im Durchschnitt für 1.275-mal so viele Emissionen verantwortlich wie das ärmste Prozent der Deutschen im Durchschnitt. Diese Ungleichheit ist nicht tragbar”, so Altinisik.
Superreiche investieren in klimaschädliche Branchen
Auch die Analyse der Investitionsemissionen der Superreichen ergibt ein dramatisches Bild. Deutsche Milliardär*innen sind durch ihre Unternehmensanteile für jährlich 33 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente verantwortlich. 44 Prozent der von Oxfam untersuchten Investitionen deutscher Milliardär*innen entfallen auf besonders umweltschädliche Branchen wie Logistik, Chemie oder Zement. Leonie Petersen, Oxfam-Expertin für sozial-ökologische Transformation betont: „Was wir brauchen, ist nicht nur ambitionierte Klimapolitik, sondern auch ein verändertes Investitionsverhalten der Reichen und Superreichen in Deutschland. Sonst sind konsequente Reduktion von Treibhausgasemissionen und die Transformation unserer Wirtschafts- und Energiesysteme nicht zu stemmen.”
Mit Blick auf den Bericht fordert Oxfam den Abbau der extremen Vermögenskonzentration weltweit und in Deutschland. Neben einer Vermögenssteuer zur Finanzierung von gemeinwohlorientierten Ausgaben der öffentlichen Hand, wie zum Beispiel für den Klimaschutz, muss extrem klimaschädlicher Luxus wie Privatjets und Superjachten stärker reguliert werden. Dafür braucht es global und national ambitionierte politische Rahmenbedingungen und eine Transformation unserer Energie- und Wirtschaftssysteme. Letztlich braucht es eine Überwindung des gegenwärtigen Wirtschaftssystems, das auf Wachstum, Gewinnstreben und Ausbeutung der natürlichen Ressourcen ausgerichtet ist.
Redaktionelle Hinweise
- Lesen Sie den Oxfam Bericht. Das PDF zum Download finden Sie in der Seitenleiste.
- Wie Klima und Ungleichheit grundsätzlich zusammenhängen, finden Sie in Oxfams Factsheet von 2023 „Klima der Ungleichheit“.
- Oxfam hat 2023 im Bericht „Climate Equality“ errechnet, dass die weltweit reichsten 1 Prozent, etwa 77 Millionen Menschen, darunter Milliardär*innen, Millionär*innen und alle mit mehr als 310.000 US-Dollar (140.000 US-Dollar Kaufkraftparität) Jahreseinkommen für 16 Prozent aller Treibhausgasemissionen im Jahr 2019 verantwortlich waren, vgl. hier.
- Wir schätzen, dass die Konsumemissionen des reichsten Prozent in Deutschland im Zeitraum von 1990-2019 die globale Wirtschaft 40 Milliarden Dollar gekostet haben (bis 2023).
- Zudem reichen laut Oxfam-Schätzungen die Konsumemissionen des reichsten 1 Prozent in Deutschland aus, um 610 Milliarden Dollar an wirtschaftlichem (Netto)Schaden weltweit zwischen 1990 und 2050 zu verursachen. Dieser (Netto)Schaden wird überwiegend in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen entstehen.
- Die Daten zu Luxusemissionen von Privatjets und Superjachten waren schwierig zu ermitteln, da notwendige Informationen in vielen Fällen nicht öffentlich zugänglich sind. Durch weitere Analysen und Medienberichte können wir davon ausgehen, dass wesentlich mehr deutsche Milliardär*innen Privatjets und Superjachten besitzen als in unserer Berechnung.
- Informationen zu den globalen Berechnungen und weitere Hinweise zu Berechnungsmethoden finden Sie in den Methodologischen Hinweisen hier. Die zusätzlichen deutschen Zahlen und Erläuterungen finden Sie in den Methodologischen Hinweisen hier.