Um die globale Erwärmung wie im Pariser Abkommen vorgesehen auf maximal 1,5°C zu begrenzen und so die schlimmsten Szenarien für den Klimawandel noch zu verhindern, darf der Atmosphäre nur noch eine sehr geringe Menge an Treibhausgasen zugeführt werden. Wenn man das verbliebene Treibhausgasbudget gleich auf alle Menschen verteilt, ergäben sich für 2030 maximal jährlich 2,1 Tonnen Kohlendioxid pro Kopf an noch verträglichen Emissionen weltweit. Diese Grenze hat das reichste Prozent der Weltbevölkerung bereits nach zehn Tagen erreicht. Ab dem 11. Januar plündern die Reichen und Superreichen die Treibhausgasbudgets der übrigen Weltbevölkerung. Demgegenüber bräuchte ein Mensch der ärmsten Hälfte der Weltbevölkerung für seinen Anteil fast drei Jahre (1022 Tage).
Oxfam bezeichnet diesen Tag als „Pollutocrat Day“, um zu betonen, dass die Klimakrise unverhältnismäßig stark vom extremen Konsumverhalten der Reichen und Superreichen vorangetrieben wird. Das reichste Prozent der Weltbevölkerung ist für mehr als doppelt so viel Treibhausgase verantwortlich wie die ärmere Hälfte der Menschheit. So müssten die reichsten ein Prozent ihre Emissionen bis 2030 um 97 Prozent senken, um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen.
„Die Zukunft unseres Planeten hängt an einem seidenen Faden, doch die Superreichen machen einfach weiter mit ihrem verschwenderischen Lebensstil, ihren umweltschädlichen Aktienportfolios und ihrem schädlichen Einfluss auf die Politik – und werden dabei immer reicher“, sagte Jan Kowalzig, Referent für Klimapolitik bei Oxfam Deutschland.
„Die Reichen und Superreichen müssen viel stärker für den globalen Klimaschutz in die Pflicht genommen werden. Über Steuern auf Vermögen und exzessiven Konsum könnten die Reichen und Superreichen angemessener zum Gemeinwohl beitragen, inklusive zur Finanzierung einer sozialverträglichen globalen Energiewende. Privatjets, Superjachten und ähnliche Auswüchse des für die Weltgemeinschaft extrem schädlichen Konsums gehören eigentlich verboten. Dafür braucht es Politiker*innen mit Gemeinsinn und Mut, die frei von den Einflüssen durch die Reichen und Superreichen handeln“, sagte Kowalzig.
Oxfam fordert eine drastische Reduzierung der Emissionen der Reichsten sowie eine gerechte Klimafinanzierung, bei der reiche Länder ihrer Verantwortung gerecht werden. Dafür muss eine Vermögenssteuer für Superreiche eingeführt werden sowie Luxuskonsum wie Superjachten und Privatjets verboten oder mit einer Strafsteuer belegt werden. Unternehmen und Investoren müssen ihre Emissionen drastisch und fair reduzieren.
Redaktionelle Hinweise
- Laut dem Emissions Gap Report 2024 des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) liegt das Emissionsniveaus im Jahr 2030, das mit einer Begrenzung der globalen Erwärmung auf etwa 1,5 °C vereinbar ist, bei 24 GtCO2e (Spanne: 20-26), was auf der Grundlage des Anteils der CO2-Emissionen an den Treibhausgasemissionen im Jahr 2019 (74,1 %) etwa 17,8 GtCO2 entspricht. Nach Angaben der UN wird die Weltbevölkerung im Jahr 2030 voraussichtlich 8,5 Milliarden Menschen erreichen. Verteilt man das verträgliche Emissionsniveau für 2030 (17,8 GtCO2) gleich auf alle 8,5 Milliarden Menschen, ergibt sich ein geschätztes jährliches Kohlenstoffbudget von 2,1 t CO2 pro Person im Jahr 2030.
- Oxfam schätzt, dass das reichste Prozent der Weltbevölkerung, darunter Milliardäre, Millionäre und Menschen mit einem Jahreseinkommen von mehr als 140.000 US-Dollar (in Kaufkraftparitäten), für 15,9 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen im Jahr 2019 verantwortlich waren. Die untersten 50 Prozent (mit einem durchschnittlichen Jahreseinkommen von 2.000 US-Dollar in Kaufkraftparitäten) waren 2019 für 7,7 Prozent aller CO2-Emissionen verantwortlich. Oxfam stützt sich dabei auf Forschungsergebnisse des Stockholmer Umweltinstituts (SEI) und bewertet die Verbrauchsemissionen der verschiedenen Einkommensgruppen im Jahr 2019, dem letzten Jahr, für das Daten verfügbar sind. Siehe dazu auch den Oxfam-Report „Carbon Inequality Kills“
- Zwischen 2015 und 2030 werden die reichsten 1 Prozent ihre Pro-Kopf-Emissionen nur um 5 Prozent reduzieren, während 97 Prozent Reduktion erforderlich sind, um das globale Pro-Kopf-Niveau zu erreichen, das mit dem 1,5°C-Ziel des Pariser Abkommens vereinbar ist.
- Oxfams „Carbon Inequality Kills“ verfolgt die Emissionen von Privatjets, Yachten und umweltschädlichen Investitionen und zeigt auf, wie die Superreichen Ungleichheit, Hunger und Tod auf der ganzen Welt anheizen.