Ostern steht vor der Tür und damit Regale voller Schokohasen, -küken und -eier. Doch wer glaubt, mit gutem Gewissen das Osternest füllen zu können, liegt falsch, wie neue Oxfam-Recherchen zeigen.

Kakaobäuer*innen leben seit Jahrzehnten in Armut

Schokoladenmarken und Supermärkte streichen enorme Gewinne ein, während die Bäuer*innen systematisch unterbezahlt bleiben. Wie unabhängige Umfragen in Ghana zeigen, erhalten etwa 90 Prozent der befragten Kakaobäuer*innen kein existenzsicherndes Einkommen. Im Durchschnitt verdienen sie kaum die Hälfte davon, Frauen sogar nur 31 Prozent.

Issifu Issaka, Kakaobauer aus Ghana und Präsident der Ghana Cooperative Cocoa Farmers Association hebt hervor: „Als Kakaobäuer*innen verdienen wir zu wenig, um über die Runden zu kommen. Hinter der Schokolade steht viel menschliches Leid, das für Verbraucher*innen im Supermarkt unsichtbar bleibt.”

Tim Zahn, Referent für globale Lieferketten bei Oxfam, veranschaulicht: „Ein Kakaobauer in Ghana bräuchte mit seinem durchschnittlichen Einkommen etwa 20 Millionen Jahre, um das Vermögen von Lidl- und Kaufland-Eigentümer Dieter Schwarz zu erwirtschaften. Diese Ungerechtigkeit dürfen wir nicht länger in Kauf nehmen.“

Die Marktmacht der Supermärkte

Die Supermarktketten Edeka, Lidl und Kaufland, Rewe und Aldi teilen sich mittlerweile 87 Prozent des Marktes untereinander auf. Hinzu kommt, dass ein Großteil (86 Prozent) des Kakaos in Form von Schokolade in Deutschland in Supermärkten verkauft wird. Diese Bedingungen verschaffen den Konzernen großen Einfluss auf die Preis- und Margengestaltung.

Obwohl Supermarktketten sich zum Ziel gesetzt haben, existenzsichernde Kakaopreise zu zahlen, bleiben die Bemühungen bei Weitem unzureichend. Aktuelle Oxfam-Recherchen in deutschen Supermärkten ergaben, dass sich Aldi Nord, Edeka, Lidl und Rewe bei weniger als 4 Prozent der angebotenen Kakaoprodukte verpflichtet haben, dauerhaft existenzsichernde Kakaopreise zu zahlen. Dabei zeigt der größte niederländische Supermarkt Albert Heijn, dass es auch anders geht: Das Unternehmen verpflichtete sich im Oktober 2024, für alle Eigenmarkenprodukte mit Kakaoanteil dauerhaft existenzsichernde Kakaopreise zu zahlen.

„Das traurige Fazit unserer Untersuchung: Zwischen den Versprechen der Supermärkte und der Realität klafft eine riesige Lücke: Wer hierzulande im Supermarktregal nach Schokokeksen oder Osterhasen greift, erhält zum Großteil Produkte, die unter Ausbeutung hergestellt sind”, so Zahn. „Ohnehin sollte die Verantwortung für die Einhaltung von Menschenrechten nicht bei den Verbraucher*innen liegen. Wer von internationalen Märkten profitiert, muss Menschenrechte schützen. Hier sind Politik und Unternehmen gefragt.” Oxfam fordert daher, dass Supermärkte in die Pflicht genommen werden und dauerhaft existenzsichernde Kakaopreise zahlen müssen.


Redaktionelle Hinweise

  • Die Berechnung der Einkommen von Kakaobäuer*innen beruhen auf einer Studie (November 2024) des schweizerischen Kakaobündnisses SWISSCO und der ghanaischen staatlichen Kakaoorganisation COCOBOD.
  • Die Daten zu Dieter Schwarz Vermögen beziehen sich auf das Finanzblatt. Die durchschnittlichen Einkommen von Kakaobäuer*innen stammen aus der genannten Studie (S.1).
  • Eine Studie von 2022 kam zu dem Schluss, dass Supermärkte 42 Prozent des Verkaufspreises einstreichen, Kakaobäuer*innen lediglich 9 Prozent bleiben. Insbesondere durch Eigenmarken treiben Supermärkte die Preise: Ende 2024 waren Schoko-Nikoläuse der Eigenmarken um 50 Prozent teurer als im Vorjahr. Bei den Marken wie Lindt (7 Prozent), Kinder (12 Prozent) oder Milka (25 Prozent) war der Preisanstieg deutlich geringer.