Zwei Jahre nach dem verheerenden Erdbeben kommt der Wiederaufbau in Haiti nur schleppend voran.

In einigen Bereichen sind durchaus Fortschritte zu erkennen, etwa bei der Trümmerbeseitigung oder beim Straßenbau. Diesen stehen jedoch gravierende Probleme gegenüber: Über eine halbe Million Menschen leben seit dem Beben immer noch in behelfsmäßigen Notunterkünften. Ein Großteil der Bevölkerung hat weder fließendes Wasser, Toiletten noch Zugang zu medizinischer Versorgung. Über 70 Prozent der Erwerbsbevölkerung sind arbeitslos oder unterbeschäftigt. Seuchen wie die Cholera stellen ein großes Risiko für die öffentliche Gesundheit dar.

Um Ungerechtigkeit und chronische Armut zu überwinden, die Haiti seit vielen Jahrzehnten prägen, sind verstärkte Anstrengungen nötig: Die haitianische Regierung muss den Wiederaufbau forcieren und Wohnraum, Einkommensmöglichkeiten und soziale Grunddienstleistungen bereitstellen. Bei der Umsetzung der entsprechenden Planungen sollten die Perspektiven und Bedürfnisse  der Zivilgesellschaft stärker als bisher Berücksichtigung finden. Eine wichtige Aufgabe der internationalen Gemeinschaft besteht darin, die Handlungsfähigkeit der haitianischen Regierung zu stärken, damit diese den Wiederaufbauprozess wirksam koordinieren kann.