Die Sparbemühungen in reichen Ländern sorgen für ein böses Erwachen: Die Menschen in armen Ländern werden von den Folgen der Finanz- und Wirtschaftskrise getroffen, die sie nicht verursacht haben. Das belegen die gesunkenen Zahlen der weltweiten Mittel für Entwicklungszusammenarbeit im Jahr 2011.

DieStatistik der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) von Anfang April zeigt, dass im vergangenen Jahr weltweit 3,4 Milliarden US-Dollar weniger für Entwicklungszusammenarbeit aufgewendet wurden als 2010. Die öffentliche Entwicklungshilfe betrug 2011 insgesamt 133,5 Milliarden US-Dollar.

... als würde man sich Haare abschneiden, um Gewicht zu verlieren.Tobias Hauschild
Experte für Entwicklungs­finanzierung bei Oxfam

Zahlreiche Länder, z.B. Belgien, Griechenland, Österreich und Spanien, haben ihre Mittel zum Teil drastisch reduziert, weil sie ihre Schuldenlast reduzieren und ihre Haushaltsdefizite durch Kürzungen auf der Ausgabenseite senken wollen. „Bei der ohnehin geringen Höhe der Entwicklungshilfe haben Kürzungen hier allerdings den gleichen Effekt, als würde man sich Haare abschneiden, um Gewicht zu verlieren“, so Tobias Hauschild, Experte für Entwicklungs­finanzierung bei Oxfam Deutschland.

Für die armen Länder hingegen schlagen die Kürzungen der lebenswichtigen Entwicklungshilfeleistungen schmerzhaft zu Buche.

Die deutschen Ausgaben für Entwicklungszusammenarbeit sind 2011 entgegen dem Trend um 5,9 Prozent auf 14,5 Milliarden US-Dollar gestiegen. Dennoch, gemessen an der Wirtschaftskraft entspricht dies nur 0,4 Prozent (2010 waren es 0,39 Prozent). Bis 2015 will die Bundesregierung 0,7 Prozent des Bruttonationaleinkommens (BNE) für Entwicklung ausgeben – bei dem derzeitigen Schneckentempo wird sie dieses Ziel allerdings nie erreichen.